Vom Kanzler der gerne Fisch aß

Lohnt es sich ein unbestechlicher und gesetzestreuer Beamte zu sein? Diese Frage würde Gongsun Yi mit „Ja“ beantworten.

Gongsun Yi war Kanzler im Staat Lu. Da bekannt war, dass er besonders gerne Fisch ass, kauften viele Leute Fische, um sich mit deren Hilfe bei ihm einzuschmeicheln. Gongsun Yi wies diese Geschenke jedoch konsequent ab.

Seine Vertrauten wunderten sich und fragten ihn deshalb: „Ihr mögt doch Fisch so gern, warum lehnt ihr dann die geschenkten Fische ab?“ Der Kanzler antwortete darauf: „Gerade weil ich Fisch gerne verspeise, nehme ich keine an. Würde ich von einem Schmeichler Fische angenommen haben, hätte ich womöglich bei nächster Gelegenheit Gesetze umgehen oder gar verletzen müssen, um ihm entgegen zu kommen.

Lachsgericht mit Salat und Zitrone Foto: Pixabay User Cattalin

Ich könnte auf Grund solchen Verhaltens sogar mein Amt verlieren. Würde ich aber meines Amtes enthoben, so würde mir niemand mehr Fische schenken wollen. Sie würden mir auch nicht mehr schmecken und ich könnte es mir schon gar nicht mehr leisten Fische zu kaufen. 

Wenn ich unbestechlich bleibe, dann komme ich auch nicht in Versuchung gegen Gesetzte zu verstossen und darf mein Amt behalten. Aus den Einnahmen meines Amtes kann ich mir aber jederzeit Fische kaufen, wenn es mir danach gelüstet.

Hinweis: Fisch im Chinesischen klingt ähnlich wie die Worte Überschuss und reichlich vorhanden. Entsprechend ihre symbolische Bedeutung nach Erfolg, Reichtum und Überflüsse jeglicher Art.

Quelle: Han Fei Zi (280-233 v Chr.) Aus dem Buch von Klaus Lochmann und Ran Zhang: Einhundert chinesische Kurzgeschichten, BOD – Books on demand, Norderstedt, 2017

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