Orientalische Blumenkunst II: Ikebana-Ausstellung in Binningen

Woran denken Sie beim Klang des Wortes „Ikebana“ ?

Ikebana meint die japanische Kunst des Blumen-Arrangierens. Obwohl sie heute eine zunehmend weltliche Kunst darstellt, spielt die Zen-Philosophie des spirituellen Blumenweges (KADO) noch immer eine wichtige Rolle. Gemeint ist damit, dass Zweige und Blumen im Zustand der inneren Ruhe und mit achtsamer Konzentration verarbeitet werden sollen. Die Anordnung folgt ästhetischen Regeln und hat ein harmonisch wirkendes Arrangement zum Ziel.

Ein moderneres Arrangement von Frau Xiaoxia Duander der Ikebana Misho Schule aus Sissach

Die Blumenkunst in Japan hat sich im religiös-kultischen Bereich aus der Naturlehre des Shinto und über den Buddhismus entwickelt. Während der Asuka-Periode (552-645) reiste der Abgesandte ONO NO IMOKO des damaligen Prinzen nach China. Dort ergründete er daschinesische Staatswesen und die Kultur. Er sah, dass an buddhistischen Tempel-Altären Blumenopfer dargebracht wurden. Oft war dies die Lotosblume, ein Symbol für Reinheit und Erleuchtung. Nach seiner Rückkehr wurde er Mönch und erstellte erste Regeln für das Blumenopfer und überlieferte diese an andere Mönche. Erst der Hofadel machte aus dem Blumenopfer grosse und prächtige Arrangements. Beiden Formen des Blumenarrangierens verdanken wir das heutige Ikebana.

Das Chapter Basel von Ikebana International hatte eingeladen

Das 30-jährige Bestehen des Chapters wurde zum Anlass genommen eine dreitägige Ausstellung zu organisieren. Neugierige Besucher und Freunde der japanischen Kultur nahmen die Gelegenheit wahr, sich an den schönen Arrangements zu erfreuen. Sehr gut besucht waren die Vorführungen auf der Bühne. Meister und Meisterinnen verschiedener Schulen zeigten dem aufmerksamen Publikum ihre einzigartige Kunst.

Am Sonntagnachmittag wohnte ich einer Demonstration bei. Grand Master René Mutti der Ohara Schule zeigte drei moderne Gestecke. Während des Zusammenstellens erklärte er dem interessierten Publikum, nach welchen Grundregeln er die Zweige und Blumen anordnete. Besonders gefallen hatte mir, dass dem Meister nicht alles reibungslos gelang: ein Ast wollte par tout nicht an dem Ort bleiben, wo er ihn platziert hatte. Das wiederholte Einstecken des Astes löste bei einigen Zuschauern Erstaunen, bei anderen Belustigung aus. Der Blumenmeister liess sich davon nicht beirren und am Ende war alles perfekt.

Ein traditionelles Arrangement von Frau Karla Meyer, Meisterin der Kaden Ryu Schule

Der Blumenweg von Frau Karla Meyer in der Kaden Ryu Schule

Frau Karla Meyer, langjährige Schülerin und Meisterin der Ikebana Schule „Kaden Ryu“, führte mich durch die Ausstellung und zeigte mir zuletzt ihr eigens für die Ausstellung gefertigtes Arrangement. Ursprünglich hatte sie die Idee Bambus mit den Rosen zu kombinieren. Da aber die während eines Spaziergangs gefundenen Rebzweige in der Vase austrieben, nahm sie diese. Sie zeigte auf den sich nach oben weg drehenden Ast und erklärte, dass dies ein typisches Element der „Kaden Ryu“ Schule sei.

Der Begründer ihrer Schule ist Herr Kikuto Sakagawa. Er kam Ende 1970 von Japan nach Süddeutschland. Seine eigene Ikebana-Schule „Kaden Ryu“ eröffnete er 1987 in Freiburg. (KA = Blume, DEN = Tradition, RYU = Schule oder Stil). Seit den Anfängen der Schule von Herrn Sakagawa geht Frau Meyer den Blumenweg und schätzt die Jahre intensivster Ausbildung sehr. Damals, bei der Veröffentlichung des zweiten Buches des Meisters, konnten die Schüler/Innen ebenfalls Gestecke für die Bildaufnahmen arrangieren. Frau Meyer zeigte mir das Buch und schlug die entsprechenden Seiten auf, auf denen ihre Arbeiten abgebildet waren.

„Es gibt bei der Kaden Ryu-Schule noch etwas besonderes“, sagt sie und berichtet von einer Ikebana-Zeremonie, die in Europa nur in dieser Schule gelehrt wird. Dabei wird das Arrangieren der Blumen in einem Ritual, zu einem meditativen und zeremoniellen Vorgang. „Schon die Samurai haben sich mit der Hilfe einer Ikebana-Zeremonie zentriert“, erzählt sie weiter. Entsprechend wird klar, dass die Blumenkunst früher traditionell ausschliesslich Männern vorbehalten war. Erst seit dem 19. Jahrhundert befassten sich auch Frauen mit der Kunst des Ikebana. Die Ausübung der Blumenkunst wurde nebst dem Kochen, als eine wichtige Voraussetzung dafür gesehen, um eine perfekte Ehe -und Hausfrau werden zu können.

Seit 1956 gibt es den internationalen Ikebana Verein der die Freundschaft zwischen Japan und anderen Ländern durch die Blumenkunst fördert. Der Verein hat 8000 Mitglieder in mehr als 50 Ländern. Jeder der sich für die Blumenkunst interessiert ist willkommen.

Quellenangaben: Dieser Bericht wurde in Zusammenarbeit mit Frau Karla Meyer und dem Basler Ikebana-Verein erstellt. Die Fotos wurden von Frau Meyer aufgenommen und dürfen nicht kopiert werden. Die Bezeichnung „Grand Master“ ist ein Titel in der Ohara Schule und zeigt den Ausbildungsgrad an. Web: http://www.ikebanahq.org/ Die Ausstellung fand vom 14.-16. April im Kronenmattsaal an der Weihermattstrasse 10 in 4102 Binningen statt. Ein neuerer Zeitungsbericht zu Meister Kikuto Sakagawa ist zu lesen unter:https://www.bo.de/lokales/lahr/ikebana-meister-kikuto-sakagawa-wird-heute-75 Literaturquelle für diesen Bericht: Ikebana, Zen in der Kunst des Blumenweges von Kikuto Sakagawa, Umschau Verlag 2006

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