Orientalische Blumenkunst I: Mensch und Blume verbindet eine innige Freundschaft

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Hier werden prachtvolle Blumen geliefert. Ein Bild von Kano Einō aus dem 17. Jahrhundert (Metropolitan Museum New York)

Der gestalterische Umgang mit Blumen und Zweigen entspringt dem tiefen menschlichen Bedürfnis, seinem Gefühl Ausdruck zu verleihen. Schon früh in der Kulturgeschichte wurden den Pflanzen Attribute und sinnbildliche Inhalte zugeordnet. Mit dieser Symbolsprache wurden rituelle Handlungen ausgeführt, Veranstaltungsorte, Häuser und Geschenke dekoriert. Der Blumenschmuck erst gab dem Anlass die entsprechende Wertigkeit. Auch in unserer Zeit ist das Schenken von Blumen ein Ausdruck des Dankes und der Wertschätzung. Eine Hochzeitsfeier ohne Brautstrauß oder florale Schmückungen scheint undenkbar. Es ist darum kaum verwunderlich, dass bereits in der Antike Verliebte sich Blumen schenkten als Zeichen ihrer Zuneigung und des Eheversprechens.

China ist das Land, in dem das orientalische Blumenarrangement seinen Anfang nahm. Mehrere tausende von Jahren sind seither vergangen, in der sich die Blumenkunst zur heutigen Form entwickeln konnte. Ein wichtiges Ereignis war die Ankunft des Buddhismus im 1. Jahrhundert. In den Tempeln und auch bei den Altären in den Privathaushalten wurden Buddha zu Ehren Blumenopfer dargebracht. Meistens handelte es sich um Lotusblüten, da sie im Speziellen Reinheit und Tugend symbolisierten. Mit der Zeit entwickelten sich Regeln, nach denen ein Blumengesteck arrangiert wurde. Einige Jahrhunderte später war das Blumengesteck bei den Adeligen angekommen. Für ihre repräsentativen Räumlichkeiten wurden Blumenarrangements Teil des beeindruckenden Dekors. Extravagant, pompös und perfekt wurden sie in Form gebracht. Sie zeigten dem Betrachter, wie machtvoll oder finanziell solvent der Hausherr war.

Im Kontrast dazu waren die floralen Arbeiten der Gelehrten eher Ausdruck ihrer geistig-seelischen Prozesse. Die Gelehrten, die nicht nur für die Beamtenprüfung, sondern auch in den Künsten gut ausgebildet waren, hatten ein geschultes Auge für harmonische Proportionen. Da sie intellektuell gebildet waren, bevorzugten sie Arrangements schlichter Eleganz. Die Symbolsprache ihrer Blumenkunst war um einiges komplexer und der Betrachter bedurfte einiger Expertise, um die darin enthaltenen Konnotationen erkennen und wertschätzen zu können.

Die Blumenkunst und mit ihr der Blumenanbau wurden während des Kommen und Gehens der Dynastien im Laufe der Geschichte unterschiedlich gehandhabt. Es gab sogar eine Zeit, in der die hohe Blumenkunst nur noch von wenigen Gelehrten, die in Abgeschiedenheit lebten, weitergeführt wurde. Glücklicherweise änderte sich das wieder zugunsten der Blumenkunst. Sie erfreut sich in unserer modernen Zeit stetiger Beliebtheit. Das konzentrierte Arbeiten mit den schönen Blumen beruhigt, zentriert und verbindet den Gestalter mit einer uralten, in der Menschheitsgeschichte verwurzelten Tradition sowie mit sich selbst.

Die Geschichte der chinesischen Blumenkunst in einem 5-minütigen Video erklärt:

Das Video ist in Englischer Sprache und die Tonqualität unterschiedlich gut. Trotzdem ist es eine schöne Ergänzung

Hinweis: Textliche Quelle für den Bericht ist das Buch „The Art of Chinese Flower Arrangement“ by Cai Zhongjuan, Better Link Press 2017

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