Gut Ding will Weile haben: Die geschnitzten Lackarbeiten der Ming-Zeit

Rot ist eine glücksverheissende Farbe und bei den Lackarbeiten wurden gerne abstrakte oder figürliche Motive verwendet. Höhepunkt dieser Kunst, was Können und Qualität betrifft, ist das 15. Jahrhundert, insbesondere die Zeit unter Kaiser Yongle und Xuande von 1403-1435.

Dish with garden scene, late 14th century, Ming dynasty (1368–1644), Carved red lacquer

Vorsicht giftig!

Der Lack für diese kunstvollen Arbeiten wird vom Laubbaum Toxicodendron vernicifluum gewonnen. Er wächst in den wärmeren Provinzen Chinas. Der Lackbaum wird mittels horizontalem Einschnitt „gemolken“. Dieser Saft verfügt über aggressive und giftige Eigenschaften. Empfindliche Menschen können bei Berührung allergisch reagieren. Der gesammelte Saft wird gesiebt und gefiltert, dann unter langsamen Erwärmen homogenisiert und vom überschüssigen Wasseranteil befreit. Dieser so hergestellte Lack kann vor der Verwendung noch gefärbt werden. Für die Lackwaren aus dem 15. Jahrhundert wurden meistens Eisensulfat für Schwarz und Zinnober für Rot beigemischt.

Die früheste Verwendung von Lack fanden Wissenschaftler in Ausgrabungsstätten der Jungsteinzeit. Die Herstellung geschnitzter Lackwaren wie im obigen Bild, können bis zur Tang-Zeit (618-907) zurückverfolgt werden. Die Lackwaren sind nicht Holzschnitzereien die mit rot gefärbtem Lack übermalt wurden, sondern der Lack wird in mehreren sehr dünnen Schichten aufgetragen und das Motiv wird dann Millimeter um Millimeter eingeritzt. Jede Lackschicht muss mindestens 1 Tag trocknen und die Herstellung einer Lackschnitzerei nahm sicherlich mehrere Monate in Anspruch.

Die Kuratorin des Britischen Museums gibt Auskunft über die geschnitzten Lackwaren des frühen 15. Jahrhunderts / You Tube

Die Lackarbeiten wurden entweder mit abstrakten Motiven wie Bögen, Kreise oder Spiralen oder mit figürlichen Abbildungen versehen. Die Schnitzlacke der frühen Ming-Zeit (1368-1644) zeichnen sich durch einen sehr weich geschnitzten und plastischen Reliefdekor aus. Die Konturen sind abgerundet und poliert und die Oberfläche zeigt sich dem Betrachter mit einer ausgeprägten Dreidimensionalität. Der Höhepunkt dieser Kunstform wird anhand dieser Kriterien auf das frühe 15. Jahrhundert gelegt, eben die Zeit als der Kaiser Yongle und Kaiser Xuande regierten. Die Schnitzlacke, die damals für den Bedarf des Kaiserhofes hergestellt wurden, waren in künstlerischer und technischer Hinsicht unübertroffen. Sie wurden mit grösster Sorgfalt und unter behördlicher Aufsicht angefertigt.

Quelle: Auszüge aus dem Kapitel Lackwaren im Buch „China eine Wiege der Weltkultur“, Verlag Philipp von Zabern, Mainz, 1994, Seite 105 bis 117

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