Jingdezhen und die Entwicklung des blau-weissen Porzellans

Blau-weisses Porzellan war im 17. Jahrhundert, was heute eine Rolex in uns auslösen würde; ein Luxusartikel und ein „must-have“ für die gehobene Gesellschaft. Noch heute sind die blau-weissen Ornamente und Motive bei Designern gefragt. Bis in unsere Zeit hinein wirkt das seit dem 13. Jahrhundert in Jingdezhen produzierte Porzellan.

Im 13. Jahrhundert erobern die kriegerischen Mongolen die Gebiete der Song-Dynastie und etablieren ihre eigene: die Yuan. Das mongolische Reich erstreckte sich jedoch nicht nur über China, sondern bis nach Südrussland, Zentralasien und Persien. Ihr Truppen machten erst bei Ungarn, Kroatien und Bulgarien halt. Die damaligen Herrscher der Yuan-Dynastie förderten den Handel in alle Welt. Dazu bauten sie nicht nur die Landwege, wie das Netz der Seidenstrasse aus, sondern fördern auch die Seefahrt. Die wichtigsten Häfen seinerzeit hiessen Ningbo im Osten, Quanzhou und Guangzhou weiter südlich. Diese handelsfreundliche Haltung der Yuan beeinflusste auch die Porzellan-Herstellung in Jingdezhen, die sich immer mehr zu einer Grossproduktionsstätte entwickelte.

Zu Beginn der Yuan-Zeit stellten die Töpfer vor allem Qingbai-Porzellan her, begannen aber mit der Zusammensetzung der Töpfermasse und der Glasur zu experimentieren. Dies führte zu der Entwicklung einer neuen Ware, die als direkter Vorgänger des heute bekannten blau-weissen Porzellans gilt. Es wird angenommen, das um 1320 erste nach dieser Methode hergestellte Waren die Werkstätten von Jingdezhen verliessen. Der eigentliche Durchbruch gelang erst im zweiten Viertel des 14. Jahrhunderts, nachdem alle technischen Schwierigkeiten gemeistert waren, wie das Formen grosser Gefässe, das heikle Bemalen mit Kobaltblau unter der Glasur und das Brennen.

Die blau-weissen Waren aus Jingdezhen inspirieren Töpfer in Samarkand (Usbekistan), Nishapur (Iran) und später in Tabriz (Iran). Im letzten Viertel des 15. Jahrhunderts nahm Iznik in der Türkei die Produktion von Keramik auf. Während die Industrialisierung unter der Ming-Herrschaft (1368-1644) in Jingdezhen fortschritt, entstand im letzten Viertel des 16. Jahrhundert die sogenannte „Kraak-Ware“ für den Export. Die Portugiesen verdrängen die islamischen Seefahrer und beherrschen den Handel mit China. 1557 wurde Macao ihr Handels-Stützpunkt.

Der Stellen (Wert) der blau-weissen Waren aus Jingdezhen verdeutlicht dieses Bild des Malers Andrea Mantegna aus der Frührenaissance. Einer der Weisen überreicht dem Jesuskind das Gold in einem blau-weissem Porzellangefäss, das der Yongle-Zeit zugeschrieben wird. Kaiser Yongle regierte von 1403-1424 und kontrollierte Produktion und Verkauf streng. Der Maler wählte dieses Porzellan-gefäss, weil es damals noch rar und Königen vorbehalten war.

Bild: Wikipedia / Getty Museum Los Angeles
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Im 17. Jahrhundert begannen die Töpfer in Delft mit der Herstellung blau-weisser Waren.
Die holländische Ostindien Kompanie dominierte den Seehandel mit China. Jingdezhen geriet aufgrund des Niedergangs der Ming-Dynastie in Schwierigkeiten. Japanische und Persische Waren füllten die vorübergehende Lücke. Die Porzellan-Industrie wurde unter der Herrschaft der Qing-Dynastie (1644-1911) rasch reorganisiert und fand zu ihrer alter Grösse zurück. Obwohl chinesisches Porzellan noch immer verhältnismässig teuer war, konnten und wollten mehr Menschen denn je, sich ein Exemplar oder eine ganze Kollektion des blau-weissen Geschirrs leisten.

Einen letzten Höhepunkt erlebte die blau-weisse Keramik im 18. Jahrhundert, in der Kangxi-Periode von 1661-1722. Danach wurde Polychromes Porzellan populär und begann das Blau-weisse zu Verdrängen. Trotz alle dem: die Liebe zu Blau-Weiss, ist bis heute ungebrochen.

Glossar:
Porzellan ist ein feinkeramischer Werkstoff, dessen Scherben weiss, hart, durchscheinend und wasserundurchlässig ist. Hauptbestandteil des Porzellans sind Porzellanstein und Kaolin. Brenntemperatur ist bei über 1250 Grad Celsius. Der Begriff Porzellan ist von der Kaurischnecke entlehnt. Auf Italienisch bezeichnet man diese als „porcellana“. Die Kaurischnecke ist mit dem Glanz des Porzellans vergleichbar und war früher Zahlungsmittel. Kaolin ist ein feiner, weiss brennender Ton hohen Reinheitsgrades. Kobaltblau, das sowohl von islamischen als chinesischen Töpfern als Deckfarbe für keramische Waren verwendet wurde, stammt von Kobaltoxid. Quarzfritte-Keramik bezeichnet einen synthetischen Werkstoff, der aus verschiedenen Bestandteilen hergestellt wird. Unter anderem: Steinzucker, Glasfritte, Ton aus Luristan und Wasser. Fritte meint aus Rohstoffen zusammengeschmolzene und abgekühlte gekörnte Glas -oder Glasurmasse. Glasur ist ein Überzug und sein Hauptbestandteil ist ist Siliziumoxid. Glasuren können transparent oder oder mit einer Farbe, zum Beispiel Kupferoxid, Zinn oder anderem einfärben. „Kraak-Porzellan“ bezeichnet das Porzellan für den Export. Fatmidisches Ägypten bezieht sich auf die ismailitische Dynastie der Fatimiden. Diese waren von 909 bis 1171 Herrscher in Maghreb, Ägypten und Syrien.

Quelle: Blauer Lotos – weisser Drache von Axel Langer, Museum Reitberg Zürich, das Foto mit dem Smart der Migrol-Werbung wurde mit ausdrücklicher Genehmigung der Werbeagentur verwendet.

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