East meets West: Das Leben des Jesuitenmissionars Giuseppe Castiglione aus Mailand am Hofe der Qing-Kaiser in China

Vor mehr als dreihundert Jahren, am 20. August 1715, erreichte das Schiff mit dem jungen Giuseppe Castiglione an Bord den Hafen von Macau.

Als die Jesuitenmission in China die Bitte des Qing-Hofes erhielt, einen westlichen Maler zu finden, fiel in Italien die Wahl auf Giuseppe Castiglione. Er verfügte über eine fundierte Ausbildung in der klassischen Ölmalerei. Als Hofmaler diente er während 51 Jahren unter drei Kaisern: Kangxi (1661-1722), Yongzheng (1723-1735) und Qianlong (1736-1795) und war Mitglied in der kaiserlichen Akademie. In dieser gab es eine rege Zusammenarbeit zwischen jesuitischen und chinesischen Malern.

Die Bilder Castigliones aus der Kangxi-Ära sind nicht erhalten geblieben. Dies ist eines seiner frühesten Werke, ein Geschenk für den nachfolgenden Kaiser Yongzheng. Es heisst „Sammlung glücksverheissender Zeichen“.

National Palace Museum Taiwan http://theme.npm.edu.tw/exh104/giuseppecastiglione/en/page-2.html#main

Castiglione war als Missionar nicht erfolgreich. Sein malerisches und künstlerisches Schaffen hingegen beeindruckte und wird bis heute sehr geschätzt. Er hat als Europäer das perspektivische, dreidimensionale und realistische Malen nach China gebracht. Im Gegenzug erlernte er die traditionellen chinesischen Malmethoden und verband die beiden Systeme miteinander.

Castiglione malte hauptsächlich Pflanzen, Tiere, höfische Szenen und Portraits. Er war ein ausgezeichneter Pferdemaler. Als Beispiel das Abbild eines Kämpfers mongolischer Abstammung, der im Dienste der Qing-Herrschaft stand. Wegen seiner hervorragenden Leistungen wurde Castiglione beauftragt ein Bild anzufertigen. Sein berühmtestes Pferdebild heisst „100 Pferde“ und misst mehr als 7 Meter in der Länge.

Bild: National Palace Museum Taiwan http://theme.npm.edu.tw/npmawards/langshining/pages/giuseppecastiglione/en/page-7.html#main

Die Portraitmalerei mit erkennbarem Licht-und Schattenspiel wie in Europa üblich, gefiel dem Kaiser Qianlong nicht. Ein Ying-Yang Gesicht war für einen Sohn des Himmels undenkbar. Als Lang Shining (Chinesischer Name von Castiglione) das Portrait des Kaisers malen wollte, musste er was den Lichteinfall betraf, einen geeigneten Kompromiss finden.

Giuseppe Castigliones Malerei ermöglichte dem Qing-Hof einen neuen Ansatz für ihre bildliche Repräsentation. Er brachte in die chinesische Malerei sowohl das perspektivische als auch die Licht- und Schatteneffekte hinein. Castiglione verwendete Ölfarben auf Reispapier und bemalte auch typisch chinesische Formen wie den Fächer oder Keramiken. Auf folgendem Bild ist solch ein Fächer zu sehen. Er wurde von Castiglione bemalt. Die Kalligraphie auf der Vorder- und Rückseite stammt von Wang Yudun (Chinese, 1692–1758).

Bild: Metropolitan Museum of Art New York https://www.metmuseum.org/art/collection/search/51770

Quellen: Das National Palace Museum in Taiwan hat bereits mehrere Ausstellungen zu den Werken Castigliones organisiert und ist eine ausgezeichnete Quelle sowohl was die Biografie als auch was sein künstlerisches Werk betrifft. National Palace Museum Taiwan

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