Der Wert der Tugend

Die alte chinesische Kultur legt Wert auf das Ansammeln von Tugend und das Säen guter Dinge für die eigene Zukunft. Das Folgende ist eine chinesische Legende über dieses Thema. 

Lord Mengchang, Kanzler des Staates Qi während der Zeit der streitenden Reiche (453 v. Chr. – 221 v. Chr.) empfing einmal einen Gast namens Feng Huan. Feng Huan war sehr gelehrt, weise und vorausschauend. Die Zeit der streitenden Reiche war eine Zeit im alten China, die mit dem Sieg des Staates Qin 221 v. Chr. endete, der ein vereinigtes China unter der Qin Dynastie erschuf.

Lord Mengchang war bekannt für sein großes Gefolge. In dieser Zeit war es üblich für einen Adeligen, Gäste wie Feng Huan dafür zu bezahlen, dass diese auf ihrem Besitz wohnten und beratend zur Seite standen. Strategien und Bündnisse für die Balance der Macht waren der Schlüssel für das Überleben eines jeden wichtigeren Adeligen.

Lord Mengchang schickte Feng zu seinem Lehnsgut in Xue (einem Gebiet in der heutigen Provinz Shandong), um einige überfällige Steuern einzutreiben. Feng fragte, ob Lord Mengchang wollte, dass er irgendetwas mit dem eingetriebenen Geld kaufen und mitbringen sollte. Lord Mengchang sagte: „Kauft, was immer Ihr meint, dass uns fehlt.“

Feng sah, dass das Lehnsgut in Xue voller armer Bauern war, die sehr viele Steuerschulden hatten. Er bestimmte im Namen von Lord Mengchang, dass auf alle ausstehenden Steuern verzichtet werden sollte und verbrannte die Dokumente über die Schulden.

Als Lord Mengchang fragte, was Feng mitgebracht hatte, sagte dieser: „Ich habe euch Güte und Rechtschaffenheit mitgebracht. Ihr besitzt alle Schätze, gute Pferde und schöne Frauen, also habe ich Euch Güte und Rechtschaffenheit mitgebracht.“ Mengchang war sehr aufgebracht, doch er konnte nichts machen, da die Dokumente über die Schulden bereits zerstört worden waren.

Einige Zeit später musste Lord Mengchang zurück in sein Lehnsgut in Xue um dort zu leben. Der König von Qi hatte ihm die Position des Kanzlers entzogen. Als die Bewohner von Xue die Nachricht hörten, dass er käme, liefen sie Dutzende chinesischer Li (ein Li sind ungefähr 6,4 km) bis an den Rand der Stadt, um ihn willkommen zu heißen. Da erkannte Lord Mengchang den Wert der Güte und der Rechtschaffenheit, die Feng Huan ihm „gekauft“ hatte.

Diese Geschichte ist sehr vielen Chinesen bekannt. Feng Huans Weitblick und Weisheit waren sehr tief. Lord Mengchang besaß alles, bis auf Güte und Rechtschaffenheit. Feng in seiner weisen Voraussicht, hatte für Lord Mengchang eine gute Zukunft vorbereitet. Ein weiser Mensch weiß, dass das Schicksal unvorhersehbar ist und es sich deshalb lohnt Gutes tun, in dem Moment, wo man dazu in der Lage ist. Gute Taten sind die Samen der Früchte, die man in der Zukunft dereinst ernten wird.

Quelle: Das Bild stammt von Sason Tipchai / Pixabay

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