Deutschland: Wiedervereinigt in der freien Welt nach zehn Jahren der Verfolgung

Auf dem Frankfurter Flughafen in Deutschland wartete ein Mann mit Brille und einem Lilienstrauß in der Hand, erwartungsvoll am Ankunftsgate. Vor ihm ein Banner mit der Aufschrift: „Die Welt weiß, Falun Dafa ist gut“.

Wiedervereinigt auf dem Flughafen Frankfurt

Am 22. Juni verspätete sich der Flug von Peking nach Frankfurt um zwei Stunden. Für Guo Jufeng, der seit 17 Monaten wartete, waren zwei weitere Stunden zu warten nicht das Ende der Welt.

Guo ist Ingenieur. Er wurde in China wegen Praktizierens von Falun Gong gefoltert. Vor siebzehn Monaten kam er nach Deutschland und erhielt den Flüchtlingsstatus in Deutschland. Eben an diesem Tag wartete er auf seine Frau, Yu Hailing, Ärztin und auf seinen Sohn, Guo Fangzhou, den er noch nie gesehen hatte.

Seit 20. Juni 2009 ist Guo Jufeng schließlich wieder mit seiner Familie zusammen

Am 05. Juni 2002 wurde Guo Jufeng aus dem Huludao Gefängnis in der Provinz Liaoning entlassen. Er war bis dahin an drei verschiedenen Plätzen eingesperrt. Rechts von ihm, seine Verlobte, Fr. Yu Hailing

Guo Jufeng's Sohn, Guo Fangzhou, im Alter von zwei Monaten.

Guo sah seine Frau und den Sohn schließlich, nachdem die meisten Passagiere des Fluges von Peking bereits ausgestiegen waren. Tränen rannen über sein Gesicht. Als er auf seinen Sohn zuging, wich dieser zurück, da Guo für ihn ein völlig Fremder war.

Unvorstellbare Vergangenheit

1995 war Guo ein 22 Jahre alter Hochschulstudent. Er praktizierte Falun Gong. Nach seinem Abschluss kannte er viele Falun Gong-Praktizierende. “Alle folgten sie den Prinzipien von Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit, Nachsicht” sagte Guo.

„Ganz deutlich erinnere ich mich noch, dass ich nach der Arbeit, während meine Zimmerkollegen Mahjong spielten und rauchten, allein oder mit anderen Praktizierenden zusammen die Lehren von Falun Gong studierte.“

Als dann im Juli 1999 die Verfolgung einsetzte, veränderte sich über Nacht alles. „Sämtliche Medien verleumdeten Falun Gong. Viele Praktizierende wurden festgenommen und niemand machte mehr die Übungen außerhalb“, sagte Guo. Er konnte es nicht ertragen, dass Falun Gong auf diese Weise behandelt wurde, er wollte Gerechtigkeit für Falun Gong und so begann er seine Reise, um für das Recht, Falun Gong zu praktizieren, zu appellieren.

Guo wurde vier Mal gesetzwidrig eingesperrt, weil er sich weigerte Falun Gong, abzuschwören. Das letzte Mal wurde er in ein Gefängnis in Liaoning eingewiesen. „Ein Wächter schockte meinen Nacken mit einem Elektrostock. Ich verkrampfte mich und biss auf meine Lippen. Meine Haut war verbrannt und der Geruch verbrannten Fleisches erfüllte den Raum.“

Für fünfzig Tage wurde Guo in Einzelhaft genommen. Die Zelle maß 5 auf 7 Fuß (Ca. 1,52 auf 2,13 m). Ganz gleich, wie kalt es auch war, musste er auf dem Fußboden schlafen. Er bekam zwei Mahlzeiten pro Tag, jede Mahlzeit bestand aus einem Stück Brot mit kaltem, eingelegtem Kohl. Es gab nur Abwasser zu trinken, wenn er seinen Durst nicht mehr länger ertragen konnte.

Seitdem sind mehrere Jahre vergangen, doch Guo leidet seit dieser Zeit immer noch unter Alpträumen. Seine körperlichen Schmerzen sind vorüber, doch seine Seele wird noch viel Zeit für die Heilung benötigen.

Niemals aufgeben

Während Guo im Gefängnis war, stand seine Freundin Yu treu zu ihm. Sie appellierte an viele Beamte, um seine Freilassung. Einmal träumte sie von ihm, als er sie mit blutverschmiertem Gesicht bat, ihn zu retten. Sie suchte das Gefängnis auf, um ihn zu besuchen, wurde jedoch abgewiesen. Später erfuhr sie, dass er damals schlimmste Foltern durchmachte.

Yu stand seitens ihrer Familie unter starkem Druck. „Niemand von denen, die ich kannte, wollte, dass ich ihn weiterhin treffe. Alle glaubten, sein Leben wäre zu Ende und ich solle einfach weitergehen“, sagte sie.

„Ich war keine Falun Gong-Praktizierende und wusste darüber nicht viel Bescheid, doch eines wusste ich: Guo war ein guter Mensch, sehr ehrlich, gütig, verantwortungsvoll und aufmerksam. Er kümmerte sich eine Menge um mich und lange kamen wir sehr gut miteinander aus. Ich liebte ihn und konnte ihn nicht vergessen.“ Diese Gedanken bewahrte Yu auch in dieser Zeit.

Guo und Yu waren Klassenkameraden auf der Hochschule und dem Kollege. Sie kannte ihn schon lange und sie wusste, dass sie mit ihm Recht hatte. „Von 1999 bis 2004 sagten alle zu mir, ich solle ihn verlassen. Ich tat es nicht und so hörten sie auf, es zu versuchen. Als wir 2004 heirateten, wussten alle, dass ich so lange Zeit auf diesen Moment gewartet hatte, dass sie mich nicht davon abbringen konnten.“

Am 13. Mai 2004 wurden sie getraut. Sie luden zur Hochzeit niemanden ein und es gab keine Zeremonie. Sie trug nicht einmal ein Hochzeitskleid. Sie machten einige Erinnerungsfotos. Jede Trübsal ließ sie einander noch mehr wertschätzen.

Vor einem neuen Dilemma

Nach der Vermählung war das Leben nicht einfach. Hätte es die Verfolgung nicht gegeben, wäre Guo Ingenieur gewesen und Yu Ärztin und sie hätten leicht und komfortabel leben können. Um der Verfolgung auszuweichen, verließen sie die Wohnung und zogen immer wieder um, damit sie nicht gefunden wurden. Letztendlich gaben sie Studenten nach der Schule Nachhilfe.

2007 wurde Yu schwanger. Das Paar war begeistert und konnte kaum erwarten, neues Leben zu sehen. Sie wollten das Baby Guo Fangzhou nennen. Dieser Name enthielt den Wunsch der Eltern für das Kind. Wir wünschten, er sei wie die Arche (fangzhou) Noah im Westen, die dafür bekannt ist, anderen zu helfen, wenn sie in Gefahr sind“, erklärte Guo.

Jetzt wendetenn sich die Dinge zum Besseren. Eine Gesellschaft stellte Guo als Ingenieur an und schickte ihn auf eine Geschäftsreise nach Deutschland. Im Januar 2008 kam Guo in dem Finanzzentrum für Europa, Frankfurt, an. Was ihn willkommen hieß, waren die Luft und die Morgensonne eines freien Landes.

Wie ein paar Regentropfen in einer heißen Sommernacht, können sie Freude bringen, jedoch nicht die bedrückende stickige Luft beseitigen. Nachdem Guo in Deutschland angekommen war, wurden in seiner Heimatstadt Shuangya, Heilongjiang, fünf Personen festgenommen. Dann brach die Polizei in die Häuser von Falun Gong-Praktizierenden ein und verhaftete 15 von ihnen.

„Die Verhaftungen waren kurz vor dem Chinesischen Neujahr. Drei der Festgenommenen waren schon über 60. Ich traf einige von ihnen, als ich letztes Jahr zu Hause zu Besuch war. Ich konnte das nicht fassen, als ich nach einem Monat aus einem freien Land zurückkam, Praktizierende aus meiner Heimatstadt wurden verhaftet und erleiden Folter“, sagte Guo traurig.

Die Festnahmen schockierten ihn und machten ihn tieftraurig. Er hatte das Gefühl, es werde in Bälde eine landesweite Verhaftungswelle beginnen. „Als ich von einer neuen Runde der Unterdrückung von Falun Gong hörte, die vor den Olympischen Spielen stattfindet, erkannte ich mein Dilemma. Was würde geschehen wenn ich nach China zurückkehre? Sollte ich für meine Sicherheit einstehen? Von Deutschland aus könnte ich jenen Eingesperrten helfen“, dachte Guo.

Guo blieb eine Nacht für diese Überlegungen. In jener Nacht waren seine Gedanken von seiner Frau und seinem Baby, das in zehn Tagen geboren werden sollte, erfüllt. „Als ich nach Deutschland kam, unterhielten wir uns die ganze Zeit am Telefon über das Baby – wie es wohl aussehen wird, wie wir es nennen sollten und wie wir gute Eltern sein können. Und so sah ich einer Wiedervereinigung mit meiner Frau und unserem Sohn nach meiner Heimkehr freudig entgegen.

„Könnte sie begreifen, wenn ich nicht zurückkehren würde? Wenn sie verärgert wäre, könnte dies die Entbindung erschweren. Würde ich mich zum Bleiben entscheiden, wäre ich nicht bei ihr, wenn sie das Baby zur Welt bringt und ich würde nicht wissen, wenn ich die Beiden wiedersehen könnte. Sie müsste das Kind allein aufziehen und wäre den gemeinen Bemerkungen der Leute ausgesetzt.“

Guo erinnerte sich auch daran, dass in den vergangenen neun Jahren, neun ihm bekannte Falun Gong-Praktizierende zu Tode gefoltert worden waren. Der jüngste mit 27 Jahren. Fünf von ihnen hinterließen kleine Kinder. „Würde ich zurückkehren, könnte ich dann bei meiner Frau und dem Kind bleiben oder würde ich in ein Zwangsarbeitslager eingewiesen werden? Sie würde sich um mich solche Sorgen machen, wenn ich ins Gefängnis komme. Sollte ich dann nicht besser in Deutschland bleiben?“

Weit entfernt voneinander leben und sich gegenseitig unterstützen

Guo konnte diese Nacht keinen Schlaf finden. „Ich denke nicht, dass jemand verstehen kann, welch schmerzhafte Entscheidung dies war. Ich fühlte mich so hilflos.“ Schließlich entschloss er sich zu bleiben und in Deutschland Asyl zu beantragen.

Zuerst konnte Yu die Entscheidung Guos nicht akzeptieren. Sie wusste nicht, ob sie ihn jemals wieder sehen würde. „Ich hatte das Gefühl, ich würde ihn niemals wieder sehen. Ich müsse das Kind allein aufziehen“, erinnert sich Yu. „Später wurde ich wieder vernünftig. Ich hoffte, er bleibe in Deutschland und kehre nie wieder nach China zurück und so wäre er sicher und am Leben. In China würde die Regierung uns nicht wieder zusammen kommen lassen und er wäre immer in Schwierigkeiten.“

Guo war überrascht, das Yu seine Entscheidung verstand. Sie versprach, das Kind zur Welt zu bringen und es zu versorgen. Guo versprach, er würde in der freien Welt Nonstop arbeiten, um die gesetzwidrig in China inhaftierten Praktizierenden zu retten. „Dennoch glaubte ich, ich würde in der freien Welt mit meiner Familie wiedervereinigt sein, obwohl ich damals noch nicht einmal eine Identität hatte“, seufzte Guo, als er sich an die Vergangenheit erinnerte.

Jedoch weit entfernt voneinander, unterstützten sie sich gegenseitig und hielten ihre Versprechen in der härtesten Zeit während dieser 17 Monate der Trennung ein.

Yu erzählte, wie sie in jenen Tagen lebte: „Ich lebte mit meinem Sohn in einer anderen Stadt. Die Leute dachten, ich wäre geschieden. Es war so kalt im Nordosten während des Winters und die Leute lagerten für den Winter Kohlen ein. Ich brauchte drei Tage nur dafür, um drei Tonnen Kohle nach und nach zu transportieren. Mit einem Baby hatte ich manchmal nicht einmal die Zeit mich zu duschen und ich brauchte jemanden, der Lebensmittel für mich einholte.“

Alle paar Tage sprach das Paar miteinander. Es gab zahlreiche Dinge, die zuerst getan werden mussten, nachdem das Baby geboren war. Einmal sagte Yu zu Guo: „Ich schlafe sehr wenig, weil das Baby so oft aufwacht. Ich muss seine Windeln saubermachen. Das Leben scheint so schwierig zu sein und jede Minute ist zu lang. Doch ich glaube, ich schaffe es. Dies ist bestimmt leichter, als die Folter, die du ertragen müsstest, wenn du hier wärst.“

In einem Brief schrieb Yu an Guo: „Es ist bereits Mitternacht. Das Baby schläft. Es ist gesund und ein hübscher Junge. Seine Nase, Augenbrauen und Augen ähneln denen seines Vaters sehr. Dies ist ein großer Trost für mich.“

Guo nahm an vielen Protestaktivitäten gegen die Verfolgung teil. Er hatte Interviews mit Medien, um die Lügen über und die Verleumdungen von Falun Gong durch die KPCh (Kommunistische Partei Chinas) aufzudecken. Er protestierte vor der chinesischen Botschaft, nahm an Folter Nachstellungen teil, war bei Kerzenlichtmahnwachen, war als Zeuge bei Menschenrechtskonferenzen, schrieb Briefe an Politiker in Europa, in denen er sie aufforderte, ihre helfende Hand zu reichen usw.

Wieder zusammen

Eine große Sorge bereitete Guo, nicht in Deutschland bleiben zu dürfen. „Im Januar 2008 beantragte ich Asyl und am 24. Dezember gab die Deutsche Regierung meinem Antrag statt. Ich bin überzeugt, dies ist ein Geschenk Gottes.“

Da der Antrag von Guo glatt lief, wurde eine große Last von Yus Schultern genommen. Sie und ihre Familie hatten nicht gedacht, Guo würde Asyl gewährt werden. Für Guo war dies nachvollziehbar. Dadurch, dass die Nazis im zweiten Weltkrieg die Juden verfolgten, fühlen sich die Deutschen mehr verpflichtet, als andere, Menschen die verfolgt werden, zu helfen.

Die Familie war nicht für immer auseinandergerissen, nicht einmal für zehn Jahre, sondern nur eineinhalb Jahre. Fangzhou rief in den nächsten Tagen oft nach seinem Daddy. Es war so, als wolle er die letzen eineinhalb Jahre nachholen.

Nicht viele Paare können solche Missgeschicke aushalten. Guo und Yu hielten ihre gegenseitigen Versprechen ein und ihre Wünsche gingen schließlich in Erfüllung. Yu erinnert sich an die zurückliegenden zehn Jahre der Verfolgung: „Wir zogen die ganze Zeit immer wieder um, waren bettelarm, wurden mehrere Male von der Regierung auseinandergerissen. Nun ist das alles vorüber.“

„Die Verfolgung durch die KPCh hat mir eine Menge Qualen bereitet. Ich bin keine Falun Gong-Praktizierende und war somit nicht das direkte Ziel für Folter. Doch hörte ich nie auf, mir Sorgen zu machen und wurde in Schrecken versetzt. Ich sorgte mich, mein Mann könnte jederzeit von mir weggenommen werden und so zog ich vor, mit ihm herumzuziehen und konnte keine stabile Arbeit annehmen. Die Verfolgung von Falun Gong veränderte nicht nur einfach die Leben von Zigmillionen Praktizierender, sondern auch deren Familien und Freunden.“

Guo kommentierte: „Wir wollen nicht wirklich in einem fremden Land leben. Der einzige Grund, dass wir aus China weggingen, ist wegen unseres Glaubens und unserer Freiheit. Ich sah eine Statistik, dass es in 114 Ländern Praktizierende gibt. Nur die KPCh verfolgt Falun Gong. Das chinesische Volk sollte diese Realität ernsthaft überdenken.

„Meine Familie ist nun wieder vereint. Es gibt immer noch Zehntausende von inhaftierten Falun Gong-Praktizierenden. Ihre Familien sind auseinandergerissen. Wir werden unser Bestes tun, um mitzuhelfen, dass diese Verfolgung so bald als möglich beendet wird und dabei helfen, andere Familien auch wieder zusammenzuführen.“

Alle Artikel, Grafiken und Inhalte, die auf Yuanming.de veröffentlicht werden, sind urheberrechtlich geschützt. Deren nicht-kommerzielle Verwendung ist erlaubt, wenn auf den Titel sowie den Link zum Originalartikel verwiesen wird.

Das Neueste

Archiv