Deutschland: Interview mit einer Berlinerin zu den Olympischen Spielen in Peking im Vergleich zu den Olympischen Spielen 1936

„The Times“ hat die Pekinger Olympischen Spiele 2008 und die Berliner Olympischen Spiele von 1936 in Vergleich gestellt, wogegen die KPCh stark protestierte. Wie kommt man dazu, diese beiden Olympischen Spiele, zwischen denen 72 Jahre liegen, miteinander zu vergleichen? Dazu interviewte eine chinesische Minghui-Reporterin die Redakteurin und Journalistin einer deutschen Wochenzeitung Frau Renate Lilge aus Berlin.

MH: Jetzt gibt es viele Leute, die die Olympischen Spiele in Berlin vor 72 Jahren und die Olympischen Spiele jetzt in Peking vergleichen, sowohl in politischem als auch im wirtschaftlichen Sinne sowie in Bezug auf den propagandistischen Hintergrund. Wie finden Sie diese Vergleiche?

L: Ja, die Vergleiche treffen sicherlich zu, denn man hat damals eine etwas ähnliche Situation gehabt, wie es heute in China ist. Damals in Deutschland ist dem ein wirtschaftlicher Aufschwung vorausgegangen und ein großer Bedarf, sich als etwas Besonderes darzustellen, nach innen und nach außen. Das entspricht genau der Situation in China, wo Teile der Bevölkerung an einem großen wirtschaftlichen Aufschwung teilnehmen und eine große Erfolgsstory erleben, was man ihnen auch gönnt, auch vom Westen aus. Aber daneben gibt es eine Propagandawelle und eine Bemühung, diese Olympischen Spiele zur Selbstdarstellung zu benutzen.

MH: Die Wirtschaftslage nach dem 1. Weltkrieg war katastrophal. Es gab auch eine Weltwirtschaftskrise in den 20er Jahren. Finden Sie auch Parallelen zur Situation in China und damals?

L: Ja, natürlich. China hat seit einigen Jahren einen Wirtschaftsaufschwung erlebt und Menschen lassen sich davon offensichtlich auch blenden. Sie haben eine Sehnsucht nach Ruhe und Stabilität und die Deutschen haben sich davon auch blenden lassen und haben nicht genau hingeschaut, was für Machthaber sie eigentlich haben. Dazu kam, dass die Propagandawelle auch über Deutschland rollte. In Zeitungen und Radios wurde dann allmählich gleichgeschaltet, das heißt, man konnte dann keine freien Nachrichten mehr empfangen.

Das ist ja die Grundlage für jede Entscheidung auch einer Bevölkerung, dass sie verschiedenartige Nachrichten empfangen kann. Wenn man das nicht kann, die Meinungsfreiheit beschränkt ist, die Presse also bestimmten Vorgaben seitens der Regierung unterliegt, wie soll sich eine Bevölkerung dann entscheiden? Dann braucht sie praktisch auch Hilfe von außen.

MH: Sie haben gerade gesagt, dass die Deutschen damals den Wunsch hatten, sich zu nach außen zeigen, sei es durch Olympische Spiele oder durch Geschäftskunden – und in China gibt es heute eine ähnliche Situation. Wie stark war der Wunsch der deutschen Bevölkerung damals?

L: Der war sehr stark, denn man hatte Deutschland die Alleinschuld an dem 1. Weltkrieg gegeben, was sich inzwischen auch als historischer Irrtum erwiesen hat. Aber die Bevölkerung, also man hatte das Land sehr beschämt und auch sehr ausgebeutet von außen, also da mussten Kriegsreparationen gezahlt werden, Geld musste gezahlt werden an die Siegermächte und dadurch lag Deutschland wirklich am Boden.

In China ist das ein bisschen anders, die Kommunisten haben zwar einen Staat geformt, haben das Land aber selber in einer Weise zerstört unter Mao, was der eigenen Bevölkerung noch gar nicht klar ist, weil die Großeltern schweigen, die Eltern schweigen, über alle Verfolgungswellen und alle Irrtümer, die in der Mao-Zeit passiert sind und die viele Menschenleben gekostet haben.

Jedes Volk möchte aber gut dastehen, vor sich selber und vor seinen Kindern, vor dem Ausland, das ist sehr verständlich und das ist sehr gefährlich, wenn Diktaturen diesen Wunsch dann benutzen und missbrauchen und das Volk belügen.

MH: Wusste das deutsche Volk damals, dass Hitler diese Olympischen Spiele politisiert hat?

L: Nein, ich glaube, das Bewusstsein dafür war nicht stark, es wurde einfach als ein wunderbares Sportereignis benutzt und es gab große Aufzüge. Auch die Fackelläufe wurden damals von Hitler erfunden und er hatte sowieso Fackelläufe sehr gerne, er hat sie auch immer wieder für seine Partei inszeniert. Also, der wusste schon, wie man eine Show macht und hat das richtig ausgenutzt und diese Olympischen Spiele zum eigenen Ruhm und zur Bestätigung für sich selber genutzt. Sehr gefährlich, eine sehr gefährliche Sache.

MH: Sie sind Deutsche. Denken Sie, dass die chinesische Regierung auch ein politisches Machtinteresse an den Olympischen Spielen 2008 hat?

L: Ja, natürlich! Deswegen tobte ja auch ein Kampf vorher um die Bewerbung und es ist seitdem auch nicht ruhig gewesen; und natürlich tut die KP Chinas alles, um sich damit zu rechtfertigen und zu zeigen, was sie geschafft hat, nach außen und nach innen. Was sie eben nicht verbergen kann, ist, dass sie nicht gewählt worden ist vom Volk. Sie ist nicht gewählt worden. Sie ist und bleibt eine Diktatur und versucht so zu tun, als wäre sie nur zum Wohle des Volkes da.

MH: Chinesen in China kritisieren die „anti-chinesischen Mächte“, also die Demokraten, Dissidenten oder Falun Gong-Praktizierende, Menschenrechtler oder Tibeter, und werfen ihnen vor, die Olympischen Spiele 2008 politisiert zu haben. Manche Westler versuchen Menschenrechte, Wirtschaft und Olympische Spiele voneinander getrennt zu thematisieren, damit sie nicht als „China-Feinde“ deklariert werden. Was sagen Sie dazu?

L: Das ist ja das Schwierige in einer Diktatur, noch dazu in so einem großen Land. China hat ja auch einen Geschichte, China hat auch Besetzungen erlebt von anderen Ländern, die China, oder chinesische Menschen…, ich möchte es mal so sagen: nach meiner Beobachtung ist es der KPCh gelungen, jeden Angriff oder jede Kritik, die der KPCh gilt, so umzuleiten, als gelte sie für China und den chinesischen Menschen. Nichts liegt den so genannten Dissidenten oder Falun Gong-Praktizierenden oder westlichen Medien ferner, als China als Ganzes zu kritisieren.

Kritisiert wird diese Regierung, die nicht legitimiert ist durch den Willen des Volkes und man darf nicht die KPCh gleichsetzen mit China! Das ist ein großer Irrtum! Das macht die KPCh aber selber gern und sagt, ´Wir sind China`, das stimmt nicht! Wir im Westen können sehr gut unterscheiden zwischen dem, was kommunistisches Regime ist und dem, was chinesische Menschen sind und den chinesischen Menschen wünscht hier jeder das Beste.

MH: Hatten Sie schon einmal selbst solche Erlebnisse mit diesen Chinesen?

L: Ja. Wir haben einmal einen Informationsstand über die Verfolgung von Falun Gong in Berlin aufgebaut, vor einem Wissenschaftszentrum, wo eine große Tagung war und viele Chinesen, die kürzer oder länger oder nur für diese Tagung in Berlin waren, haben dort unser Material gesehen und manche haben uns auch angesprochen und länger mit uns gesprochen und wir haben versucht, sie über die Verfolgung von Falun Gong in China aufzuklären. Und eine Chinesin, die schon ein bisschen länger in Berlin lebte, sehr gut Englisch sprach, sagte mittendrin:

„Sie wollen mir sagen, dass unsere Regierung uns belügt? Falun Gong ist gar nicht bösartig?“ „Ja“, habe ich gesagt, „Falun Gong ist nicht bösartig, absolut friedfertig, Sie können es überall nachschauen. Wenn Sie selbst hier Studentin sind, haben Sie viele Möglichkeiten, neutrale Quellen zu erschließen. Und leider muss ich Ihnen sagen, Ihre Regierung belügt sie!“

Sie war ganz fassungslos und ging weg und kam dann nach ca. 2 Stunden wieder und sagte: „Ich habe mich inzwischen ein bisschen mehr informiert. Ich glaube, Sie haben recht, unsere Regierung belügt uns, aber das ist für mich ein ganz schwerer Schock.“

MH: Viele Leute haben gesagt, die KPCh habe die Olympischen Spiele ausgenutzt, um das chinesische Volk noch stärker zu unterdrücken. Gibt es konkrete Beispiele, in Bezug auf Falun Gong?

L: Es gibt von Falun Gong her bestürzende Nachrichten, dass man versucht, jetzt die letzten Praktizierenden, die man kennt oder die man finden kann, in Haft zu nehmen. Wir haben Meldungen, dass es sehr viele Todesfälle im Moment gibt, d.h. gesunde Praktizierende, von denen bekommt man nach 10 Tagen Haft die Meldung, sie wären in Haft gestorben. Das kann nur durch Folter passiert sein. Wir wissen, das Geld – Belohnungen – ausgesetzt sind, dass man die Bevölkerung zu Denunzianten machen will, dass sie Falun Gong-Praktizierende für Geld verraten. Das ist etwas Furchtbares, was man da dem Charakter eines Menschen antut, ihn in solche Verführung zu bringen.

Und natürlich wissen wir, die Niederschlagung von Tibet, wo es auch widersprüchliche Nachrichten gibt und ganz sicher viele Provokationen seitens der chinesischen Regierung vorhanden sind. Außerdem gibt es bestätigte Meldungen, dass zwei Tage lang in Lhasa keine Polizei anwesend war. Warum nicht? An so einem sensiblen Datum eines ehemaligen Aufstandes in China und keine Polizei ist anwesend, das kann doch nicht unabsichtlich sein!

Da wollte man wieder Bilder schaffen für die Weltöffentlichkeit, so wie man es bei Zhongnanhai gemacht hat, als man die Praktizierenden rund um das Regierungsviertel geleitet hat, wo sie gar nicht hin wollten, das sind dieselben Tricks. Man versucht heutzutage mit Bildern, sowohl die eigene Bevölkerung, als auch die Weltöffentlichkeit in die Irre zu führen. Zum Glück haben wir Handys und Internet und viele Menschen sind wacher geworden und trauen mehr ihrer eigenen Wahrnehmung, als der Propaganda von Regierungen.

MH: Vielen Dank für das Interview.

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