Das Entfernen der Parteipropaganda aus den chinesischen Volksliedern und die Wiederherstellung der Authentizität der Lieder

Ich habe China vor vielen Jahren verlassen und mich im Ausland niedergelassen. Obwohl ich Bücher in einer anderen Sprache studiere und eine andere Sprache gelernt habe, ebenso wie viele andere chinesische Bürger, die nun im Ausland leben, ist die fünftausend Jahre alte chinesische Kultur noch tief in unseren Herzen verwurzelt. Es ist nicht nur wie das chinesische Essen, das wir zu uns nehmen, sondern diese Kultur wird in unserer Liebe zum traditionellen chinesischen Drama, Tanz und zur Musik reflektiert. Was mich jedoch beschämt und verwirrt, ist, dass die Lieder, die wir singen, keine traditionellen chinesischen Lieder sind, sondern gefälschte, die von der kommunistischer Partei Chinas (KPCh) verzerrt wurden.

Was sind dann „gefälschte Volkslieder“? Sie besitzen die Form und Melodie von Volksliedern, enthalten jedoch die Kultur der kommunistischen Partei Chinas und eine sozialistische Ideologie. Dies wird euphemistisch als „Abfüllen von neuem Wein in alte Krüge“ beschrieben. Nehmen wir als Beispiel ein typisches Liebeslied aus der nördlichen Provinz Shaanxi, das häufig zitiert wird und weithin beliebt ist, jedoch auseinandergerissen und durch neue Texte verdorben wurde. Die ursprünglichen Worte der Liebe und Sehnsucht nach dem Geliebten sind stillschweigend in Worte geändert worden, die die tiefe Dankbarkeit des Volkes für seinen „großen Führer“ Mao Zedong, den persönlich Verantwortlichen für die Geburt der Partei, ausdrücken. Als weiteres Beispiel: Ein Volkslied aus der südlichen Provinz Jiangxi, das eine Szene schildert, in der eine Frau ihren Ehemann verabschiedet. Die berührende Szene und Bewunderung ist in „grenzenlose Liebe“ für die Rote Armee (die Vorgängerin der gegenwärtigen Volksbefreiungsarmee) umgeschrieben worden.

Nachdem diese Volkslieder mit „revolutionären Inhalten“ gefüllt wurden, wagt niemand mehr, den ursprünglichen Text zu singen. Wenn man ihn weiterhin singen oder weitergeben würde, würde das bedeuten, ein „politisches Problem“ zu haben. Nach ein oder zwei Generationen sind die ursprünglichen Texte dieser Lieder in Vergessenheit geraten und die Parteilieder und -Musik haben ihren Platz eingenommen und werden offiziell als „nationale Klassiker“ bezeichnet. Die Parteikultur ist wirklich zur Nationalkultur geworden. Dies hat die chinesische Nationalkultur im Wesentlichen zerstört, doch in den Wörterbüchern der KPCh wird das irreführend als „Weiterführung“ der Nationalkultur bezeichnet.

Die Art und Weise, in der KPCh diese gefälschten Volkslieder benutzt, um dem Volk die Parteikultur an zu erziehen, ist sehr geschickt verschleiert. Diese Lieder sind von Generation zu Generation vervollkommnet worden und haben dadurch ihre wunderschönen Melodien charakteristischen Melodien erhalten. Sie sind sanft und leicht zu singen. Das trägt dazu bei, dass sie sich so leicht verbreiten. Daher hatte die kommunistische Partei Chinas wenig Mühe, die Parteikultur ganz schnell in Volkslieder zu verpacken. Andererseits atmen die Volkslieder die Atmosphäre örtlicher Kultur und sind eng mit dem Leben in den jeweiligen Gegenden verbunden und besitzen dadurch für die Menschen der jeweiligen Gegenden eine natürliche Affinität. Wurden sie einmal als „revolutionäre Lieder“ plagiiert, sieht es auf einmal so aus, als habe das Volk „tiefe Zuneigungen zu der Partei“. Dies ist eine der Methoden, die die Partei eingesetzt hat, um den Schein zu erwecken, das geschehe nach dem Willen des Volkes.

Als der Autor in der Schule lernte diese gefälschten Volklieder zu singen und dass sie unterschiedliche Nationalitäten in China repräsentierten, glaubte er naiv, diese Lieder seien spontan in verschiedenen Volksgruppen aus deren „Liebe zur Partei“ entstanden und er ging natürlich davon aus, dass die Menschen in allen Ecken Chinas „die Partei im tiefsten Grunde ihrer Herzen lieben“.

Tatsächlich ist keines der hervorragendsten Charakteristika dieser Lieder spontan entstanden. Sie wurden alle ausnahmslos mit spezieller Absicht hergestellt oder von den „Künstlern“ der Partei nach der Plagiierung der Essenz der Nationalmusik „wiedererschaffen“ und mit Inhalten der Parteikultur angefüllt.
Das „Schifferlied vom Wusuli Fluss“ stammt von der nationalen Minderheit der Hezhe und ist ein typisches Beispiel. Es wurde „wiedererschaffen“, indem es mit Parteikulturinhalten angefüllt wurde. Der Autor sang dieses Lied sehr gerne. Die Melodie des Liedes war einem Volkslied der nationalen Minderheit der Hezhe entnommen. Seine dunkle, liebliche und wunderschöne Melodie wurde ursprünglich von nahezu jedem ohne Vorbehalt akzeptiert und geliebt. Warum? Weil der Komponist die Essenz des Volksliedes gestohlen und sie als die Hauptmelodie des Schifferliedes benutzt hat. Die Inhalte der Parteikultur wurden doppeldeutig in den beiden letzten Strophen des Liedes versteckt – „Rudert schneller und haltet das Steuerruder fest, um mit beiden Händen die reiche Ernte eines Jahres einzubringen. Hezhe-Leute haben sich auf die Straße zum Glück begeben und der Staat des Volkes wird ewig währen“. Das Lied will in seiner neuen Form darauf hin deuten, dass die “Partei das Volk anführt, sich auf die Straße zum Glück zu begeben“.

Dieses Lied wurde im Jahre 1962 komponiert, als das chinesische Volk sich gerade in der schwersten Hungersnot in der Geschichte der Menschheit befand. Mehr als 10 Millionen Menschen starben durch Hunger. Aber die KPCh bezeichnet diese Zeit als die „drei Jahre der Naturkatastrophen“. Es ist bis heute bekannt, dass keine dieser hervorstechenden Charakteristika der geheuchelten Volkslieder spontan geschaffen und vom Volk weitergegeben wurden. Sie alle wurden ohne Ausnahme von den „Künstlern“ der Partei direkt geschaffen oder „wiedererschaffen“, nachdem diese „Künstler“ die Essenz der Nationalmusik plagiiert und die Lieder mit Inhalten der Parteikultur angefüllt hatten. Die drei Jahre können von der Partei nicht weiterhin schamlos „drei Jahre der Naturkatastrophen“ genannt werden und so werden sie jetzt von der Partei umschrieben als die „drei schwierigen Jahre“.

Seitdem haben Forscher alle historischen Aufzeichnungen durchgeforstet und herausgefunden, dass sich das Wetter in den Jahren 1959 bis 1961 nicht von dem anderer normaler Jahre unterschied. Obwohl es in manchen Gebieten einige Dürreperioden oder Hochwasser gab, war bei den natürlichen Katastrophen im Lande insgesamt betrachtet kein markanter Anstieg zu verzeichnen. Dennoch gab es Katastrophen und eine so hohe Anzahl der davon betroffenen Menschen wie nie zuvor. In Wirklichkeit waren die Katastrophen das Ergebnis menschlicher Fehler.

Damals zog die Partei die Arbeitskräfte von den Feldern ab, um sie bei der Eisen- und Stahlgewinnung einzusetzen. Übertreibung wurde zur üblichen Praxis. Weil die Getreidequoten, die an den Staat abzuliefern waren, zu hoch angesetzt waren, hatte die ländliche Bevölkerung für sich selbst kein Getreide mehr. Außerdem wurden alle in den Kantinen kostenlos verpflegt und zum Schluss wurde sogar das gesamte Saatgut zur Ernährung des Volkes aufgebraucht.

In der internationalen Arena gingen die kommunistische Partei Chinas und die Sowjet Union jeweils ihren eigenen ideologischen Weg. Damals wurde die KPCh von Krisen sowohl im Inland als auch im Ausland gebeutelt. Um sich von ihren Krisen zu befreien und den Menschen etwas vor zu gaukeln, brauchten sie dringend „Künstler der Partei“ um den „Sozialismus“ zu glorifizieren und ein falsches Bild von „Frieden und Wohlstand“ zu schaffen. Das "Schifferlied vom Wusuli Fluss" wurde veröffentlicht, in dem „das Lob auf Heimat und Leben“ besungen wurde. Die Komponisten des Liedes hatten vielleicht nicht die Absicht, die Verbrechen der zu verschleiern. Dennoch waren diese „Parteikünstler“ selbst von der Parteikultur durchtränkt und so konnten sie naiv glauben, dass die schweren Hungersnöte das Ergebnis von „Naturkatastrophen“ und der „Blockade durch den Sowjetrevisionismus“ waren. Der Reihe nach schufen sie „ Kunstwerke“ der Parteikultur, um den Geist der Menschen zu vergiften und der Partei zu helfen, die Krisen zu überdauern.

Während der 58 Jahre andauernden kommunistischen Herrschaft kann man diesen Typ von mit Parteikultur durchsetzter Volkskunst überall entdecken. Heutzutage sind die „klassischen Charts“ der Volkslieder unterschiedlicher nationaler Minderheiten in China voll von solchen Werken. Nachdem eine große Anzahl von Mogelvolksliedern überall verbreitet wurde, begann das chinesische Volk die Parteikultur als seine nationale Kultur zu betrachten. Dies ist einer der Gründe dafür, dass viele Chinesen nicht zwischen der KPCh und China differenzieren können.

Die Belebung der Nation braucht eine profunde Basis einer nationalen Kultur. Die Stücke, die Eingang bei den Internationalen chinesischen Gesangswettbewerben der New Tang Dynasty Television (NTDTV) finden, sind authentische chinesische Volkslieder. Der Wettbewerb möchte damit die Volkslieder auf ihren Ursprung zurück führen und die falschen Volkslieder der Parteikultur aussondern. Darin besteht der besondere Wert dieser Initiative von NTDTV. Sie kann dem chinesischen Volk helfen, seine wahre Kultur wieder zu entdecken.

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