GfbV: Gewissensgefangene stürzen aus chinesischen Polizeiautos in den Tod – VW soll Sicherungen einbauen

OFFENER BRIEF An den Vorstandsvorsitzenden der Volkswagen AG Herrn Ferdinand Piech 38 436 Wolfsburg btr.: Chinesischer Staatspräsident bei VW in Wolfsburg

Göttingen/Wolfsburg, den 12. April 2002

Sehr geehrter Herr Piech,

im Namen der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) bitte ich Sie eindringlich darum, dem chinesischen Staatspräsidenten Jiang Zemin bei seinem heutigen Besuch im VW-Werk in Wolfsburg anzubieten, die Türen seiner Polizeifahrzeuge mit speziellen Türsicherungen auszustatten. Denn mit großer Sorge muss unsere Menschenrechtsorganisation zur Kenntnis nehmen, dass immer mehr Gewissensgefangene aus chinesischen Polizeifahrzeugen in den Tod stürzen. Nach offiziellen Angaben sind mehr als 40 Prozent aller Anhänger der Falun Gong-Meditationsbewegung, die seit Juli 1999 in Polizeigewahrsam zu Tode kamen, aus Streifenwagen „gefallen“ oder haben durch einen Sprung von mehrstöckigen Gebäuden „Selbstmord begangen“.

Die Volkswagen-Gruppe gehört zu den wichtigsten Ausrüstern der chinesischen Polizei. Deshalb tragen Sie auch eine besondere Verantwortung für das Leben der Fahrzeuginsassen. Bitte erklären Sie Ihrem Gast, dass Sie beunruhigt sind über die steigende Anzahl dieser mysteriösen Todesfälle, die auch mit der Ausrüstung Ihrer Fahrzeuge in Verbindung gebracht werden. Mit diesem Angebot können Sie die Gewissensgefangenen in China wenigstens ein Stück weit in Schutz nehmen. In keinem Land der Welt kommen zur Zeit so viele politische Gefangene im Polizeigewahrsam ums Leben wie in China.

Seit dem Verbot der Meditationsbewegung im Juli 1999 sind mehr als 170 Falun Gong-Anhänger ums Leben gekommen. Die meisten Todesfälle wurden in den letzten zwölf Monaten registriert. So kam die 25 Jahre alte Studentin Li Jing am 11.Oktober 2001 auf dem Transport zu einer Polizeistation in Changchun (Provinz Jilin) um. Angesichts der strengen Überwachung der Verhafteten können wir der Behauptung der chinesischen Behörden, die Falun Gong-Anhänger hätten den Freitod gesucht, keinen Glauben schenken.

Sehr geehrter Herr Piech, VW verspricht sich mit dem Verkauf des neuen VW Polo im Reich der Mitte einen kräftigen Wachstumsschub in Asien. Wir bitten Sie darum, sich auch für Fortschritte bei der Durchsetzung der Menschenrechte in China zu engagieren. Seit dem 11. September eskaliert die Gewalt chinesischer Sicherheitskräfte vor allem in Tibet und in der Provinz Xinjiang im Nordwesten des Landes. Immer mehr muslimische Uiguren werden in Schnellverfahren zum Tode verurteilt und hingerichtet. Tibetische Nonnen und Mönche werden in Gefängnissen und Arbeitslagern schwer gefoltert. Bitte setzen Sie sich für sie ein!

Mit freundlichem Gruß

Tilman Zülch, Generalsekretär

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