Kurz vor der Reise des chinesischen Ministerpräsidenten Wen Jiabao nach Hamburg zum China-EU-Gipfel vom 13. bis 15. September forderte die Falun Gong-Menschenrechtsgruppe in einem offenen Brief die deutsche Regierung, Medien und die Bevölkerung auf, ihre Aufmerksamkeit auf die Menschenrechtslage in China zu richten.
In dem offenen Brief wurde der bekannte chinesische Menschenrechtsanwalt Gao Zhisheng, der am 15. August 2006 von der Kommunistischen Partei Chinas (KPC) ohne rechtliche Grundlage festgenommen worden war, erwähnt. Gao Zhisheng hatte einst drei offene Briefe an die hochrangigen Führer der KPC geschrieben, um die brutale Verfolgung von Falun Gong zu entlarven. Er half auch anderen Gruppen, die in der [chinesischen] Gesellschaft Benachteiligungen erfahren. Herr Gao selber ist Christ. Er veröffentlichte am 14. Dezember 2005 seine Austrittserklärung aus der KPC. In den folgenden 262 Tagen wurden seine Familienangehörigen und er von den Agenten der KPC streng überwacht. Während dieser Zeit versuchten die Agenten noch mehrmals, ihn zu ermorden, jedoch blieben die Anschläge erfolglos. Amnesty International forderte am 20. August 2006 dazu auf, dringende Maßnahmen zu treffen, um Gao Zhisheng zu retten.
In dem offenen Brief [der Falun Gong-Menschenrechtsgruppe] wurde Gao zitiert: „Die KPC ist die bösartigste und gemeinste Organisation in der menschlichen Geschichte. Diese unmenschliche Organisation wird vor ihrem Ende zu verrückten Methoden greifen. Wir sollten bereit sein, mit unserem letzten Tropfen Blut, mit unserem Leben gegen sie zu kämpfen.“
Es wurde in dem offenen Brief auch erwähnt, dass die Hintergründe des Falles „Kapitän Yuan Sheng“ die Verbreitung der „Neun Kommentare über die Kommunistische Partei“ und die Austrittswelle aus der KPC seien. Yuan Sheng, Kapitän der Fluggesellschaft China Eastern Airline, ist Falun Gong-Praktizierender. Die chinesischen Polizisten wollten ihn festnehmen, weil er Informationen über die „Neun Kommentare über die Kommunistische Partei“ und über den Austritt aus der KPC verbreitete. Yuan Sheng war gezwungen, in Amerika Asyl zu beantragen und seine Frau und seine 12-jährige Tochter zu verlassen.
Auch die Zeilen aus dem offenen Brief des Vize-Europarlamentspräsidenten Edward Mcmillan-Scott an Gao Zhisheng vom 4. Juli 2006 wurden zitiert: „Ich komme zu dem Schluss, dass das chinesische Regime noch immer brutal, willkürlich und paranoid ist.“ Im März 2006 wurde der Organraub an lebenden Falun Gong-Praktizierenden durch die KPC enthüllt. Bereits im Jahre 2000 hatte die KPC begonnen, in den Arbeitslagern, Gefängnissen, Krankenhäusern und Militäranlagen den Falun Gong-Praktizierenden ihre Organe am lebendigen Leib zu entnehmen. Diese Nachricht schockierte McMillan-Scott und veranlasste ihn, sich mit zwei Falun Gong-Praktizierenden in China zu treffen und persönlich nach der Wahrheit zu forschen. Cao Dong, ein Falun Gong-Praktizierender, hatte die Leiche eines Falun Gong-Praktizierenden mit Einbuchtungen [im Körper] gesehen, dessen Organe entnommen worden waren. Cao Dong verschwand nach seinem Treffen mit Edward McMillan-Scott spurlos, bis jetzt ist sein Verbleib nicht bekannt.
Am Vormittag des 6. Juli 2006 veröffentlichten der ehemalige kanadische Parlamentsabgeordnete und Staatssekretär für den Asien- und Pazifikraum, David Kilgour, und der Menschenrechtsanwalt David Matas bei der Pressekonferenz in Ottawa ihren Untersuchungsbericht über den Organraub an lebenden Falun Gong-Praktizierenden durch die KPC, der die Anschuldigungen gegen die KPC bestätigte. Der Bericht zeigte, dass zwischen 2001 und 2005 etwa 41.500 Organtransplantationen durchgeführt wurden, deren Organquelle nicht zu erklären sind. „Das stellt eine Form des Bösen dar, die wir nun auf dem Planeten sehen müssen, eine neue Form des Bösen“, sagte David Kilgour bei einer Pressekonferenz am 14. Juli 2006 in Berlin.
In dem offenen Brief wurde darauf hingewiesen, dass die KPC in den letzten 57 Jahren während ihrer Herrschaft der chinesischen Bevölkerung unbeschreibliche Leiden gebracht hat: 800.000 Millionen Menschen starben auf unnatürliche Weise. Unzählige Falun Gong-Praktizierende wurden ohne rechtliche Grundlage in den Arbeitslagern, Gefängnissen, Krankenhäusern oder Militäranlagen eingesperrt, ihnen wurden die Organe am lebendigen Leib für gewinnbringende Organtransplantationen entnommen. Der Kapitän Yuan Sheng wurde gezwungen, seine Heimat zu verlassen. Cao Dong ist spurlos verschwunden. Gao Zhisheng (ein Nicht-Praktizierender) wurde festgenommen …
In dem offenen Brief wurde auch die aktuelle Situation von drei Falun Gong-Praktizierenden, die mit Deutschland in Verbindung stehen, beschrieben: Am 7 März 2005 wurden die Falun Gong-Praktizierenden Jiang Renzheng und seine Frau Guorui sowie ihre zwei Kinder von Deutschland nach China abgeschoben, nachdem ihr Asylantrag abgelehnt worden war. Weil Jiang Renzheng seinen Glauben an Falun Gong nicht aufgab, wurde er festgenommen und ohne rechtliche Grundlage zu drei Jahren Arbeitslager verurteilt. Zwar wurde sein Asylantrag später durch das deutsche Gericht genehmigt, aber Jiang Renzheng steht immer noch unter Hausarrest.
Wang Xiaoyan ist die Ehefrau des Falun Gong-Praktizierenden Zhang Zhentong, der an der Leipziger Universität studiert. Weil sie Falun Gong praktiziert, ist sie bis jetzt noch im Shenyang Arbeitslager inhaftiert. Ihr Reisepass wurde von den chinesischen Polizisten beschlagnahmt, so dass sie nicht nach Deutschland reisen kann, um sich mit ihrem Mann zu treffen. Am 27. März 2006 war sie von den Polizisten entführt und im August ohne rechtliche Grundlage zu zwei Jahren Arbeitslager verurteilt und ins Masanjia Arbeitslager gesperrt worden.
Am Ende des Briefes wurden die deutsche Regierung, die Medien und die Bevölkerung aufgefordert, die Aufrichtigkeit der Menschheit zu bewahren und die Verfolgung der Falun Gong-Praktizierenden durch die KPC zu beenden.
