Appellieren in Peking – meine Erfahrungen

eine Praktizierende aus China

Es war an einem Wintertag, ich nahm einen Zug Richtung Peking und kam um 22 Uhr dort an. Wir wußten wegen der Dunkelheit nicht, welchen Bus wir zu nehmen hatten und gingen daher zurück in den Warteraum des Bahnhofs, wo wir auf zwei weitere Falun Dafa Praktizierende aus meiner Heimatstadt trafen. Die Fahrkarten wurden kontrolliert. Sechs oder sieben Polizisten kamen auf uns zu und forderten uns auf, Verwünschungen und Beschimpfungen über Meister Li auszusprechen. Sie sagten, wenn wir uns weigerten, würde uns das als Falun Gong Praktizierende identifizieren. Gewaltsam durchsuchten sie unsere Taschen und beschimpften uns dabei. Sie leerten den ganzen Inhalt auf den Boden. (Wie kann unser Staat solche Menschen beschäftigen, um für die öffentliche Sicherheit zu sorgen) Während die Polizisten andere Wartende im Raum befragten, nutzten wir die Gelegenheit und verließen den Warteraum.

Nach Sonnenaufgang erreichten wir den Tiananmen Platz (Platz des Himmlischen Friedens). In dem Moment als wir den Platz betraten, fragte uns ein einfach gekleideter Mann, ob wir Falun Gong Praktizierende wären. Ich schenkte ihm keine Beachtung. Daraufhin gab er dem bewaffneten Polizisten vor uns den Hinweis uns zurückzuhalten. Dieser fragte mich: „Bist du eine Falun Gong Praktizierende?“ Dann orderte er einen Polizeiwagen herbei und zwei Polizisten schleppten mich gewaltsam zu dem Bus. Ich rief laut: „Kommt her und schaut euch das an. Die Polizisten verhaften uns!“ Dann drückten sie mich in den bereits vollbesetzten Bus und wir wurden zur Tiananmen Polizeistation gebracht. Eine nach der anderen wurden wir nach Namen und Adresse befragt. Wir verweigerten alle diesbezügliche Auskünfte.

An den Haaren und Kragen zerrend schleppten sie uns in den Hinterhof. Dort waren bereits viele Praktizierende. Das Gesicht einer Frau war von den Schlägen stark geschwollen. Die Polizisten zogen sie an den Haaren in den Hof. Sie rief laut: „Falun Dafa ist gut!“ Daraufhin riefen wir alle gemeinsam: „Falun Dafa ist gut.“ Unsere Stimmen hallten durch den Himmel. Dort waren wirklich alle Polizisten extrem bösartig. Als später immer mehr Praktizierende gebracht wurden, teilten sie uns auf verschieden Haftanstalten auf. Ich wurde zusammen mit einigen Praktizierenden in das Inhaftierungslager im Bezirk Huairou (Peking) geschickt.

Dort wurden wir zuerst gewaltsam entkleidet und am ganzen Körper durchsucht. Alles was wir bei uns hatten, wurde zerstört. Nachdem sie Geld bei mir gefunden hatten, drohten sie mir: „Wenn du uns Namen und Adresse nennst, bekommst du dein Geld zurück. Wenn nicht, zerreißen wir es.“ In dem Moment wollte ich lieber auf das Geld verzichten, als ihnen irgendetwas zu verraten. Also nahm ich das Geld, zerriß es und warf es auf den Boden. Eine Polizisten war daraufhin so erzürnt, dass sie mir brutal ins Gesicht schlug. Mein Gesicht schwoll sofort an. Sie packte mich an den Haaren und schlug meinen Kopf gegen die Wand, trat auf mich ein und schlug mir wiederholt ins Gesicht. Ich spürte keinen Schmerz, nur Benommenheit. Ich wußte, dass unser Meister in dieser Prüfung meine Schmerzen aushielt. Dann wurde ich in die Kälte auf den Hof gebracht. Hier waren bereits an die 140 Menschen gefangen, darunter viele ältere Menschen und Kinder. Von Mittag bis nach Mitternacht mussten wir in der eisigen Kälte ausharren und die inhaftierten Straftäter bewachten uns. (Was ist das für ein Regime, wo schlechte Menschen die guten kontrollieren).

Während dieser Zeit war es uns verboten die Toilette zu benutzten, miteinander zu sprechen oder uns auch nur hinzuhocken. Die Dafa Praktizierenden hatten den ganzen Tag weder Gegessen noch Getrunken.Kurz nach Mitternacht holten uns die Aufseher rein, nummerierten uns und brachten uns in Zellen. Wir mussten zusammengekauert, auf den eiskalten Holzbetten ohne Decken schlafen.

Am nächsten Tag traten wir in Hungerstreik. Bei meinem ersten Verhör wurde ich vom Polizisten nach Name und Adresse gefragt, verweigerte aber eine Auskunft dazu. Dann fragte er mich: „Warum bist du nach Peking gekommen?“ Ich antwortete: „Um zu bestätigen, dass Falun Dafa gut ist“. Er meinte: „Wenn du dich schon getraut hast, nach Peking zu kommen, warum traust du dich nicht, deinen Namen und deine Adresse zu nennen?“ Ich erklärte ihm: „Um eine Involvierung der lokalen Verwaltung, Polizei und meiner Familie zu vermeiden.“

Der Polizist erwiderte: „Glaubst du, wir wissen nicht, wie wir mit euch umzugehen haben, wenn ihr nicht sprecht?! Wurden die Leute am vierten Juni (4. Juni 1989, gewaltsame Niederschlagung auf dem Platz des Himmlischen Friedens) nicht von der Armee niedergeschlagen? Warum sollten wir uns nicht trauen dieselben Methoden bei euch anzuwenden !?“ Später sollte ich eine Inhaftierungskarte unterschreiben, aber ich verweigerte dies mit der Begründung: „Ich habe das Gesetz nicht gebrochen.“ Das irritierte den Polizisten und er sagte: „Du hast das Gesetz gebrochen, indem du nach Peking gekommen bist. Ich werde für dich unterschreiben.“ Danach wurde ich mit Gewalt in den windigen Korridor gebracht und gezwungen, dort eine Stunde in der Kälte zu verbringen.

Von da an wurden wir jeden Tag verhört. Sie hatten immer nur eine Frage: „Sagst du deinen Namen oder nicht?“ Falls wir uns weigerten, wurden wir brutal geschlagen, getreten und gezwungen, im windigen Korridor ohne Schuhe oder Mantel zu stehen. Einige Falun Dafa Praktizierende mussten barfuß im Schnee stehen und trugen dabei nur dünne Baumwollkleidung. Einmal mussten sie nur mit dünnen Jacken bekleidet vier Stunden auf dem gefrorenen Boden verbringen. Ihre Füße sind dabei steifgefroren. Am Nachmittag mußten sie weitere vier Stunden im Freien stehen. (Erst lange nachdem sie wieder zuhause waren, kam das Gefühl in ihre Beine zurück und sie hatten unerträgliche Schmerzen; aufgrund der schweren Schläge waren auch ihre Ohren beeinträchtigt und sie litten unter Gehörverlust, es dauerte lange, bis sie wieder richtig hören konnten). Manchmal, kurz nachdem wir uns schlafen gelegt hatten, schütteten die Polizisten eiskaltes Wasser über uns und alle Praktizierenden in der Zelle waren bis auf die Haut durchnässt. Sehr oft wurden wir auch von den Polizisten beschimpft. Es war eine sehr große Kälte in diesem Winter in Peking. Das, was im Fernsehen über das Huairou Inhaftierungslager gezeigt wurde, war eine eindeutige Lüge, dieses Lager ist die Hölle auf Erden.

Ich war zuerst in Zelle 25 inhaftiert, später wurde ich mit zwei anderen Praktizierenden in die Zelle 20 verlegt. Die dortigen weiblichen Inhaftierten versuchten uns zu überreden, mit dem Hungerstreik aufzuhören und wieder etwas zu Essen. Nachdem wir ihnen erklärt hatten, dass wir unschuldig seien und bedingungslos entlassen werden wollten, beendeten sie ihre Überredungsversuche. Später erfuhren wir, dass sie angefangen hatte, Falun Dafa zu lernen. Am nächsten Tag wurden wir in Zelle 22 verlegt. Auch unter solchen Bedingungen tauschten wir unsere Erfahrungen aus, praktizierten die Steh-Übungen und rezitierten oft die Gedichte aus dem „Hongyin“ (Li Hongzhi, Gedichtband).

Am fünften Tag unseres Hungerstreikes zwangsernährten sie uns mit einem stark übersalzenen Getreidebrei. Wir wurden sehr durstig und mußten uns übergeben. Als sie uns das zweite mal zwangsernährten, führten sie die Sonde in die Luftröhre statt in die Speiseröhre, sodass wir fast erstickten. Als die Polizei uns zum vierten Mal zwangsernähren wollte, weigerten wir uns, ihnen zu folgen. Sie beauftragten die männlichen Insassen uns zu tragen. Ich wartete auf einen günstigen Moment und schlug meinen Kopf gegen die Wand. Daraufhin riß mich die Aufseherin an meinem Zopf und unter Mithilfe eines Polizisten warf sie mich aufs Bett. Sie verprügelten mich brutal. Anschließend hielten mich einige Gefangene fest und ich wurde zwangsernährt.

Zu meiner Überaschung entließen sie mich noch am gleichen Nachmittag. Es war bereits der 12. Tag des Hungerstreiks.

Originalartikeldatum: 22.10.2001
Chinesische Orignalversion unter: http://minghui.ca/mh/articles/2001/10/22/18370.html

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