Danshans Geschichte: „Meine Mutter litt jahrelang in einem Arbeitslager“

Der Oktober 2000 markierte den Beginn unserer Familientragödie. Eines Tages, nachdem mein Vater und ich ausgelassen von einem Besuch bei meiner Tante zurückgekehrt waren, erreichte uns ein Anruf. Man teilte uns mit, dass meine Mutter, die Lehrerin an einer Sonderschule war, wegen ihres Glaubens an Falun Dafa verhaftet worden war.

Zu jener Zeit lasen mein Vater und ich die Bücher von Falun Dafa und praktizierten die Übungen. Jedoch wagte mein Vater nicht mehr zu praktizieren, nachdem er aus dem Polizeibüro zurückgekommen war – obwohl er Falun Dafa für gut hielt und glaubte, dass die chinesischen Medien lügen, um die Verfolgung zu rechtfertigen. Was mich betraf, so war ich zu jung, um zu verstehen, was vor sich ging. Ich verstand nicht einmal, wohin meine Mutter gegangen war.

Einige Tage später wurde mir endlich klar, was vor sich ging. Denn Dutzende von Verwandten versuchten mich zu überreden, meine Mutter zu bitten, das Praktizieren von Falun Dafa aufzugeben. Ich war damals erst in der Grundschule, aber ich war schockiert über das Verhalten meiner Verwandten. Ich habe die Bücher des Falun Dafa viele Male gelesen und wusste, dass sie davon handelten, wie man ein besserer Mensch werden kann. Sie verlangten alle von mir, zu lügen.

Ich habe versucht, mit ihnen zu diskutieren. Aber mein Vater und der Rest der Familie kümmerten sich nicht darum und fanden dumm, was ich sagte. Ihre Worte verletzten mich, und ich konnte nicht aufhören zu weinen. Bevor ich den Raum verließ, sagte mein Vater, ich solle ihm alle Dafa-Bücher bringen, damit er sie zur Polizei schicken könne. Ich hatte sein Gesicht noch nie zuvor so verkrümmt gesehen.

In meinem Zimmer fühlte ich mich von Panik erfasst und hatte zu viel Angst, meinem Vater nicht zu gehorchen, aber ich wollte die Bücher nicht hergeben. Also steckte ich einen Haufen Comicbücher in eine Papiertüte und ließ sie so aussehen, wie die Bücher, die mein Vater wollte. Ich ging durch das Wohnzimmer, wo er saß, und warf die Tasche mit den Büchern draußen in den Müll. Mein Vater schien sich dafür zu entscheiden, mir zu glauben und fragte nie wieder nach, und so bewahrte ich die Falun Dafa-Bücher in meinem Schreibtisch auf.

Ich hörte, dass meine Mutter gesundheitliche Probleme hatte, und ich war sehr glücklich, weil mir jemand gesagt hatte, dass viele Arbeitslager sie deswegen nicht aufnehmen würden – ich dachte, meine Mutter würde also bald zurückkommen. Aber ich hatte Unrecht und meine Mutter wurde ins Massanjia Arbeitslager geschickt. Ich blieb bei meinem Vater zurück.

Eines Tages brachten mich die Schwestern meiner Mutter und mein Vater in die Haftanstalt, in der meine Mutter inhaftiert war. Ich kann mich nur daran erinnern, dass die ganze Umgebung von Panik und Trauer erfüllt war. Niemand sah so aus wie immer und sie benahmen sich fast verrückt. Es gab auch Menschen, die taub und kalt waren. Es gab Polizisten, deren Stimmen und Worte so ekelhaft waren, dass ich mich unwohl fühlte. Sie sagten, Falun Gong sei ein nationales Problem, und aufgrund der Befehle der Kommunistischen Partei würden sie niemanden verschonen, der das Praktizieren nicht aufgäbe. Daraufhin weinten die Verwandten meiner Mutter noch heftiger. Am Nachmittag, nachdem alle unsere Hoffnungen zunichte gemacht worden waren, gingen wir wieder nach Hause.

Von 2000 bis 2014 wurde meine Mutter wegen des Praktizierens des Falun Dafa zweimal ins Masanjia Arbeitslager geschickt, mehrmals in Gehirnwäschezentren und mehr als siebenmal in Haftanstalten. Unzählige Male wurde sie von Polizisten terrorisiert.

Als meine Mutter weg war, war ich normalerweise alleine zu Hause, da mein Vater arbeitete. Ich fühlte mich anders, als andere Schüler und lebte hauptsächlich in Depressionen. Nachdem meine Mutter freigelassen worden war, hatte ich immer noch große Angst, dass Polizisten sie vom Markt oder von ihrer Schule holen würden. Wenn sie spät zurückkam, stand ich die ganze Zeit am Fenster und dachte an all die schlechten Dinge, die passieren konnten. Diese Gedanken erfüllten mich mit Panik und mein Gehirn hörte nicht auf, sich selbst Angst zu machen, bis ich sie endlich wiedersah.

Um ehrlich zu sein, selbst zu Hause war es nicht sicher. Im Jahr 2005 kamen sie zu uns nach Hause und brachten meine Mutter illegal ins Masanjia Arbeitslager. Manchmal denke ich, wenn ich nicht die Kraft des Glaubens gehabt hätte, hätte ich vielleicht schon in jungen Jahren eine Geisteskrankheit entwickelt.

Eines Tages kam meine Grundschullehrerin, Frau Sun, in unser Klassenzimmer und sagte uns, dass wir eine Unterschriftenaktion für wohltätige Zwecke unterstützen sollten, also unterschrieb ich sie ohne viel nachzudenken. Einige Jahre später erfuhr ich jedoch von einem Mitschüler, dass es sich nicht um eine Wohltätigkeitsveranstaltung gehandelt hatte, sondern um ein Versprechen, dass wir kein Falun Gong praktizieren würden. Ich schätze, meine Lehrerin hat mich angelogen, weil sie die Situation meiner Familie kannte.

In der Mittel- und Oberstufe wurde ich in der Schule von meinen Lehrern unterschiedlich behandelt. Die Direktorin der Mittelschule, Frau Huang, hat mich oft gezwungen, nach dem Unterricht die Klassen zu putzen. In der Oberstufe behandelte mich Herr Chu anders, weil meine Mutter ihm von der wahren Situation des Falun Dafa erzählt hatte, er bestrafte mich härter als die anderen Mädchen und sprach seltsam mit mir.

Obwohl wir wussten, dass viele Falun-Gong-Praktizierende von der KPCH getötet wurden, hatten wir nichts von Organentnahmen gehört, bis Whistleblower enthüllten, dass die KPCH die Organe der Praktizierenden für Transplantationen entnimmt.

Im Arbeitslager führten die Polizisten medizinische Tests bei den Häftlingen durch. Sie sagten, es ginge um die Gesundheit der Gefangenen, aber in Wirklichkeit ging es darum, sie auf lebensfähige Organe zu testen. Das Ergebnis meiner Mutter zeigte, dass ihre Organe in schlechtem Zustand waren, obwohl sie sich gut fühlte und seit mehr als 20 Jahren keine Krankheit mehr gehabt hatte. Wir empfanden das als Glück für meine Mutter.

Viele ihrer Freunde verschwanden im Arbeitslager. Zum Beispiel verschwand 2007 eine Frau namens Jie Jiang im Masanjia Arbeitslager. Eines Tages schickten Polizisten Jiang wegen ihres Magenproblems ins Krankenhaus der Shenyang Medical University. Nach ein paar Tagen hörte meine Mutter zufällig, wie sie sagten: „Wir können Jie Jiangs Namen von der Liste streichen.“ Damals verstand niemand, worauf sich die Polizisten bezogen. Nach einigen Jahren hörten wir, dass viele Menschen starben, weil ihre Organe im Masanjia Arbeitslager entnommen wurden, und dass viele Krankenhäuser wie die Shenyang Medical University der KPCH halfen, Menschen für ihre Organe zu töten.

Im Jahr 2012 bewarb ich mich für ein College im Ausland und wurde an der Arizona State University angenommen. Ich kam mit einem Studentenvisum in die Vereinigten Staaten und begann hier ein neues Leben. Inzwischen hatte meine Mutter auch ihren Pass und ein Touristenvisum für die Vereinigten Staaten bekommen, aber die Gefahr war noch nicht gebannt.

2014 kamen Polizisten ins Haus und erzählten meinem Vater, dass meine Mutter eine Blutuntersuchung machen müsse, aber sie sagten ihm nicht, wofür diese sei. Mein Vater lehnte ab und sagte ihnen, dass meine Mutter eine gute Bürgerin sei und zur Familie beitrug und was sie taten, sei illegal. Die örtliche Polizei schickte jedoch Leute, die meine Mutter bei der Arbeit und bei uns zu Hause beobachten sollten. Sie versuchten sogar mitten in der Nacht in das Haus einzubrechen.

Eines Tages warteten sie im Haus auf meine Mutter, bereit, ihre Blutgruppe zu testen. Mein Vater rief sie an, um sie zu warnen, nicht nach Hause zu kommen. Anstatt nach Hause zu gehen, schlich sie sich zum Flughafen und schaffte es, ein Flugzeug in die USA zu besteigen. Wenn sie es nicht getan hätte, hätte die Polizei sie mitgenommen. Wenn sie nicht so schnell gehandelt hätte, hätte die Polizei ihr Visum einfrieren oder sie auf eine Flugverbotsliste setzen können.

Glücklicherweise ist sie jetzt hier bei mir. Mein Vater ist jedoch immer noch in China und unsere Familie ist durch Ozeane getrennt. Zumindest können wir jetzt unseren Glauben frei praktizieren, und meine Familie in China ist von ständiger Belästigung verschont.

Quelle: https://fofg.org/personal-stories/danshans-story-years-mother-suffered-labor-camp/

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