Interview: Der Folter-Hölle entkommen – ein neues Leben in Österreich

Eine Falun-Dafa-Praktizierende aus Shanghai, die jahrelang illegale Haft unter unmenschlichsten Bedingungen überlebte, hat in Österreich über diese Zeit berichtet. Sie erzählt von Psychoterror, Folter und Zwangsarbeit bis hin zu Bluttests für den Organraub.

Im Mai 2019 flüchtete die junge Chinesin Lijun in die Landeshauptstadt Graz zu ihrem Mann, der schon zuvor aus China eingereist war. In der Heimat hatte man sie wegen ihres Glaubens an Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht über viele Jahre verfolgt. Im Grazer Stadtpark besuchte das Paar eine Falun-Dafa-Übungsgruppe, die dem Ehepaar auch beim Asylantrag half.

Sehr ruhig und freundlich erklärt die zierliche Dame: „Sobald ich hier ankam, fühlte ich eine geistige Entspannung, nicht mehr diesen Horror wie in China. Ich bin in einer anderen Welt angelangt – hier kann ich alles nach meinen Gedanken tun. Insbesondere was meinen Glauben betrifft, stört mich keiner. Das gemeinsame Üben von Falun Gong ist sehr gut für einen selbst und auch die anderen.“

Interview und Bericht im Grazer Stadtpark

Im Grazer Stadtpark wurde sie gebeten, über ihre Erfahrungen in China zu berichten und damit auch aufzuzeigen, wie schwer es für die verfolgten Gruppen, speziell hier Falun-Gong-Praktizierende, bis heute in China ist.

„Ich lebte seit meiner Geburt in China und praktiziere seit 1997 Falun Gong“, erzählt die junge Frau. Dramatisch veränderte sich ihr Leben, als im Juli 1999 der damalige Staatschef, Jiang Zemin, eine flächendeckende Verfolgung von Falun Gong in ganz China inszenierte.

Lijun erinnert sich: „In dieser schrecklichen Umgebung habe ich gelebt. Ich war zwei Jahre lang im Zwangsarbeitslager und drei Jahre im Gefängnis. Ich wurde auch mehrfach zur Gehirnwäsche, in außergerichtliche Einrichtungen gebracht, die einzig darauf abzielen, den Glauben der Menschen an Falun Dafa zu zerstören.“

Lijun und Yining am 8. März 2020 während des Interviews im Grazer Stadtpark

Falun-Gong-Übungen am 6. März 2020 im Grazer Stadtpark

Gedankenkontrollen und Folter sowie Hass bei Mitgefangenen schüren

Lijun berichtet von Aufenthalten im Gefängnis, von totaler Überwachung und Einschüchterung. Im Gefängnis in Shanghai werden rund um die Uhr andere Gefangene zur Überwachung von Praktizierenden eingesetzt. „Man durfte mit niemandem sprechen, selbst Augenkontakt war verboten. Jeden Tag wurde man gezwungen, Videos zur Verleumdung von Falun Gong anzuschauen und dann dazu einen Bericht zu schreiben, als sog. Gedankenkontrolle. Die beauftragten Mitgefangenen beleidigten mich oft mit harten Worten wie „Du bist psychisch krank“. Wer nicht kooperierte, wurde auch körperlich bestraft. Ich erlebte Schlafentzug und wurde gezwungen, viele Stunden zu stehen oder auf einem ganz kleinen Hocker zu sitzen, was sehr schmerzhaft war.“

Sie berichtet weiter: „Im Gegensatz zu anderen Inhaftierten mussten sich Falun-Gong-Praktizierende vor dem Duschen beim Gefängniswärter melden und um Erlaubnis bitten. Wenn der Wärter gerade gut gelaunt war, konnte man duschen gehen. Es kam vor, dass man sogar ein bis zwei Monate gar nicht duschen durfte. Sie ließen deinen Körper stinken und andere Mitgefangene in der Zelle fühlten sich von dir angewidert.“

„Wenn du dann keine Veränderung durch die Umerziehung zeigtest, wurde dir das Recht entzogen, Sonntags fernzusehen oder Bücher zu lesen. Sogar das Essen für Praktizierende war auch das Schlechteste. Wenn ein Falun Gong-Praktizierender in der Zelle nicht kooperierte, wurden andere Gefangene mitbestraft – so wurde Hass und Auflehnung gegen ihn geschürt.“

Totale Überwachung zu Hause

Wenn man aus dem Gefängnis entlassen wurde, ging die totale Überwachung weiter. Es gab keine Ruhe vor der Observierung. „Als ich aus dem Gefängnis entlassen wurde, (…) schickten sie jeden Monat Helfer des Wohnviertelkomitees zu mir, die mir Fragen stellten. (…) Das Telefon wurde die ganze Zeit überwacht. (… ) Überall auf den Straßen befanden sich Überwachungskameras. Man warnte uns davor auszugehen und sagte uns, dass sie immer wüssten, wo wir seien. Wir fühlten uns bedroht und lebten in ständiger Angst.“

Extreme Belastungen im Zwangsarbeitslager in Shanghai

In den Zwangsarbeitslagern geht es mehr als unmenschlich zu. „Keine Minute, keine Sekunde lassen sie einen in Ruhe. Wenn man sein Arbeitspensum nicht schaffte, musste man später schlafen gehen.“ Von der Arbeit hatte man aufgeriebene und blutende Hände. „Keinen kümmerte es, wie schlimm es um einen stand oder wie schmerzvoll die Arbeit war. Sie waren nur an der Quantität, der Menge der hergestellten Produkte, interessiert.“

Unter enormem Zeitdruck mussten Weihnachtskarten mit Goldpulver verziert und eingepackt werden, an den Kartons mit scharfen Kanten hatte man nachher zerschnittene, blutende Hände. „Für das Händewaschen vor dem Essen war keine Zeit. Die Essensbox wurde einfach auf deinen Tisch gestellt. Das goldene Pulver, das noch auf den Händen klebte, wurde dann einfach mitgegessen. Um dein Leben und deinen Tod kümmert sich dort keiner. Es war sehr dreckig.“ Auch unzulängliches Werkzeug trug noch zu qualvollen Schmerzen in den Händen bei.

Aufgefallen war dort, dass die meisten der dort hergestellten Artikel nicht für den chinesischen Markt bestimmt waren. „Damals waren viele Bestellungen für den Export dabei, (…) die Anleitungen zu den Artikeln waren in englischer Sprache.“

Folter mit Elektroschocks und Tod im Gefängnis

„Viele Falun-Gong-Praktizierende waren gemeinsam mit uns eingesperrt. Doch manche von ihnen wurden in Isolationshaft genommen. Man hörte ihre Schmerzensschreie aus der Einzelhaft, weil sie gefoltert wurden. (…) Man konnte hören, wie die Elektroschockgeräte zischten, dann die Schreie, es war der reinste Horror.“ (…)

Lijun berichtet weiter, dass es in Shanghai eine sehr standhafte Praktizierende namens Bai Gendi gegeben hatte. Während der letzten zehn Jahre war sie wegen der Verfolgung von Falun Dafa entweder in Arbeitslagern oder in Gefängnissen eingesperrt gewesen. (…) Früher hatte sie ein rundes Gesicht und weiße Haut. „Als ich sie [im Arbeitslager] wieder gesehen habe, sah sie aus wie ein Skelett. Nachdem ich entlassen worden war, ist sie im Gefängnis verstorben.“

Dem Organraub entkommen, die Umerziehung abgewendet

Glücklicherweise wurde Lijun nicht Opfer des staatlich organisierten Organraubs. Auch bei ihr wurden Bluttests und körperliche Untersuchungen durchgeführt. Wichtig ist für sie, das man sie dort auch nicht zum Unterschreiben einer Garantieerklärung zwingen konnte, die besagt, dass man nie wieder Falun Dafa praktizieren würde.

Worte und Sätze von Meister Li Hongzhi aus dem Buch „Zhuan Falun“* bestärkten sie. „Ich spürte, dass ich mit Falun Dafa die Antwort gefunden hatte, nach der ich schon immer gesucht hatte. Durch das regelmäßige Lesen im Buch habe ich allmählich verstanden, was der Sinn des Lebens ist. Ich lasse mich nun nicht mehr von jeglichem äußeren Druck oder von äußeren Umständen manipulieren!“

Eine Herzensbotschaft an die Menschen auf der ganzen Welt

„Ich habe mehr als 20 Jahre Verfolgung als Falun-Gong-Praktizierende in China erlebt. Ich finde, das Thema hat nicht genug Aufmerksamkeit von den internationalen Medien erhalten. Die Verfolgung der Praktizierenden, die Werte wie ´Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht`verinnerlichen, ist auch eine Verfolgung aller gutherzigen Menschen auf der ganzen Welt. Ich hoffe, dass viele das verstehen können und dass sie auch mehr über Falun Gong erfahren.“

Lijuns Ehemann warnte vor den Lügen der Kommunistischen Partei Chinas: „Der Ausbruch des neuartigen Coronavirus in Wuhan ist ein typisches Beispiel. Die KPCh hat die Epidemie von Anfang an verschwiegen. Im Dezember gab es schon Leute und Ärzte, die die Öffentlichkeit und die Welt darüber informieren wollten. Ich finde, die böse kommunistische Ideologie hat nicht nur das große Land China stark geschädigt; in Wirklichkeit fügt sie der ganzen Welt einen sehr großen Schaden zu!“

*Zhuan Falun: Hauptwerk des Falun Dafa, von Meister Li Hongzhi

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