Deutschland: Ein Herz für meine Mitpraktizierenden in Qingdao

Sehr geehrte Damen und Herren des Auswärtigen Amtes,

zunächst einen herzlichen Gruß von Falun Gong Praktizierenden meiner Heimatstadt Qingdao. Qingdao hat Deutschland im letzten Jahrhundert schon gut kennenlernen können, als sie für einige Jahrzehnte lang eine deutsche Kolonie war. Viele Bauten, einschließlich der Hauptbahnhof in Qingdao, sind von Deutschen erbaut worden. Mein Großvater sprach fließend Deutsch, da er eine deutsche Schule besucht hatte. Ich heiße (Name weggelassen), studiere z. Z. in Hamburg Germanistik und wohne auch in Hamburg.
Heute bitten die Falun Gong-Praktizierenden meiner Heimatstadt und ich Sie wieder um Ihre Hilfe und Unterstützung. Es geht um den Bruder meines Freundes in Qingdao, Xu Guangzhi.

Xu, Guangzhi ist ein Student in einer der besten und ältesten Universität Chinas, Qinghua. (Übrigens finden Sie in Ihren Unterlagen bestimmt einen Appell für die Rettung eines Studenten der Universität Qinghua, Herr Wang Weiyu.) Genau wie Wang Weiyu studierte Xu auch das Fach Präzisionsinstrumente.
1994 hat er die Aufnahmeprüfung der Universität Qinghua mit einem guten Durchschnitt bestanden und studierte seitdem in der neunten Klasse Jingbo. Während des Studiums war er Leiter seiner Klasse und der Vorsitzende des Wissenschaftsvereins seines Faches. Durch seine gute Arbeit hatte er das erst- und zweitklassige Stipendium für exzellente Studenten und das Stipendium für die Sozialarbeit von Studentenleitern erworben. Er durfte sogar ohne eine Aufnahmeprüfung promovieren. Seine Familie und seine Verwandten waren alle sehr stolz auf ihn.

1997 lernte Xu Guangzhi durch seine Dozenten und Studenten Falun Gong kennen. Er fand heraus, dass vieles in Falun Gong der Wissenschaft entspricht und zugleich war er von der Einstellung der Falun Gong-Praktizierenden, Ehrlichkeit, Gute Gesinnung und Toleranz überzeugt. So begann er, Falun Gong zu lernen und zu praktizieren. Er hat Falun Gong auch an seinen Bruder in Qingdao weiter empfohlen und sein Bruder begann ebenfalls mit dem Praktizieren von Falun Gong.

1999 begann die Chinesische Regierung plötzlich, Falun Gong zu verbieten. In der Nacht vor dem offiziellen Verbot hat die Polizei alle freiwilligen Betreuer des Falun Gong in ganz China verhaftet. Böse von dieser unerwarteten Situation überrascht, richteten viele Falun Gong-Praktizierende einen Appell an die Regierung, mit der Bitte die Verhafteten freizulassen und das Praktizieren von Falun Gong zu erlauben. Xu Guangzhi war auch einer unter ihnen. Am 25. Juli reichte er eine Petition ein, wurde aber von dem Amt für Öffentliche Sicherheit einen Tag lang in Gewahrsam genommen. Schließlich brachte man ihn zur Universität Qinghua zurück. Seitdem belästigten und störten die „Zuständigen“ der Universität ihn mehrmals. Denn seit dem Massaker 1989 hat die Regierung die Kontrolle in allen Universitäten Pekings verstärkt.

Im Oktober 1999 forderte Jiang Zemin vom ganzen Land eine Verstärkung der Verfolgung. Die Universitäten fingen an, ihre Studenten zu zwingen, sich von Falun Gong loszusagen und sie „umzuerziehen.“ Xu Guangzhi wollte nicht von seiner Einstellung und seinen Grundsätzen abweichen und wurde deshalb von der Universität gewiesen. Ihm wurde gesagt, dass er nicht mehr weiter studieren dürfe, wenn er an seinem Glauben festhielte.

Seine Familie war sehr traurig, dass er von der Universität vertrieben wurde. Denn ein Studium in einer bekannten Universität wie Qinghua bedeutet soviel wie die ganze Zukunft eines Menschen in China. Unter dem Druck seiner Familie und aus Angst, die eigene Zukunft zu gefährden, erklärte Xu Guangzhi seiner Universität unter großer Gewissenspein, dass er „umerzogen“ sei. So durfte er sein Studium wieder aufnehmen. Er war zutiefst gedemütigt in seinem Stolz und Gewissen. Er hat seinem Bruder einmal erzählt, dass er nach der Verfolgung nie wieder glücklich war.

Nach einem langen Überlegen hat Xu Guangzhi im Juni 2000 doch eine endgültige Entscheidung für sich getroffen, seine frühere Erklärung zurückgezogen und sie für ungültig erklärt. Die Universität antwortete darauf: „Wenn du einen Schritt weitergehen würdest, würdest du von der Universität verwiesen werden.“

Die darauf folgenden Tage waren schwer und erschienen ihm wie eine Ewigkeit. Im März 2001 erlitt Xu Guangzhi wieder eine große Trübsal. Um ihn von seinem Glauben abzubringen, brachte die Universität ihn in einen Gehirnwäschekurs, der neben einem Arbeitslager stattfand. Ihm wurde gedroht, direkt ins Arbeitslager zu kommen, wenn er nicht „hören“ würde. Vom Gehirnwäschekurs zurückgekommen, konnte er sein gewöhnliches Alltagsleben nicht mehr ertragen. Im April 2001 verließ er die Universität und ging auf die Flucht.

Ein Jahr später, im April 2002, verlor sein Bruder den Kontakt zu ihm. Später erfuhr seine Familie, dass er gefunden und verhaftet worden war. Er wurde ins Arbeitslager Tuanhe gebracht und jetzt befindet Xu Guangzhi sich im Untersuchungsgefängnis des Bezirks Haidian Peking.

Xu Zhiwen, der Bruder von Xu Guangzhi und ein anderer Falun Gong-Praktizierender von Qingdao wurden während der Verfolgung auch mehrere Male verhaftet. Er wurde ins Arbeitslager gebracht und später freigelassen. Um sich vor einer weiteren angedrohten Verhaftung zu schützen, verließ er seine Familie und seinen Arbeitsplatz und ging im Mai 2001 auf die Flucht. Er kann bis heute nicht nach Hause gehen. Er hat viele Schwierigkeiten und Gefahren überwunden, um mit seiner Familie Kontakt aufzunehmen und seinem Bruder zu helfen.

Im Sommer 1998 bin ich nach China gefahren, um dort meinen Urlaub zu verbringen. Das war die schönste Zeit meines Lebens, die ich mit meinen Freunden zusammen verbracht habe. Damals hatte ich noch nicht lange Falun Gong praktiziert. Da ich in Hamburg fast die Erste war, die mit Falun Gong angefangen hat, gab es keinen, der mir zeigen konnte, wie es betrieben wird. In Qingdao habe ich dann Xu Zhiwen, Xu Guangzhi, die Betreuerin von Qingdao und ihre Tochter, der Betreuer Zou Songtao und viele andere Praktizierende kennengelernt. Wir trafen uns sehr oft und tauschten viele unserer Erfahrungen aus. Jeder konnte offen aus seinem Herzen sprechen. Ich habe dadurch viel gelernt und fand es toll, dass ich endlich Menschen gefunden hatte, die herzlich und ehrlich sind. Es gab keine Schliche und keiner stellte einen Hinterhalt in unseren Gespräche, wie es mit anderen Chinesen üblich ist. Ich war sehr glücklich und es war wirklich eine entspannte und schöne Zeit.

Wenn ich jetzt zurückschaue, kommen mir die Tränen. Ich zittere vor der Grausamkeit Chinas: Der Betreuer Zou Songtao, der mir die Falun Gong Übungen gezeigt und mir bei meiner Abreise Videokassetten mit einem Falun Gong Seminar geschenkt hatte, wurde zu Tode geprügelt, nachdem er zwei Monate in einem Arbeitslager verbracht hatte. Er ließ seine Frau und seine kleine Tochter zurück. Dennoch ließ die Polizei seine Frau, Zhangyunhe nicht in Ruhe, sodass die Frau auf die Flucht gehen musste. Die Betreuerin von Qingdao und ihre Tochter wurden ins Arbeitslager gebracht. Obwohl sie nun freigelassen wurden, mussten sie ihr Leben unter strenger Überwachung führen. Ich habe von meiner Verwandten gehört, dass es ihnen sehr schlecht geht. Sie haben im Arbeitslager eine Menge durchmachen müssen. Eine weitere Praktizierende, Mutter eines Kindes, hat sich den Arm aufgeschnitten, um gegen ihre Verfolgung zu protestieren…

Ich möchte meine Freunde in der Not nicht im Stich lassen und deswegen bitte ich Sie heute im Namen von Praktizierenden meiner Heimatstadt Qingdao um Hilfe und Unterstützung, Xu Guangzhi aus dem Untersuchungsgefängnis zu helfen. Ich möchte Sie höflich darum bitten, nachzufragen, wie es ihm geht und ihm zu einer baldigen Freilassung zu verhelfen. Dafür würden die Praktizierenden in Qingdao und Deutschland Ihnen sehr dankbar sein.

Mit freundlichen Grüßen

(Name weggelassen)

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