Deutschland/Frankfurt: Aus dem Herzen gesprochen: Wir machen weiter, bis sie freikommt!

Genau vor einem Jahr, am 18. Juni 2010, wurde die 63-jährige Falun Gong-Praktizierende Frau Ji Guizhen in Suzhou, China in einem Schauprozess zu drei Jahren Arbeitslager verurteilt. Als Grund wurde angegeben, dass Materialen über Falun Gong bei einer Hausdurchsuchung im Juli 2009 bei ihr gefunden worden seien. Ihre Tochter A. Xu, die in Offenbach am Main lebt, suchte damals Unterstützung bei den örtlichen Falun Gong-Praktizierenden. Im Juli 2010 begannen die Praktizierenden jeden Samstag mit Unterschriftenaktionen an Infoständen auf der Fußgängerzone in Offenbach.

Menschen aus aller Herren Länder, beteiligten sich im multikulturellen Offenbach an der Unterschriftenaktion. Im Herbst 2010 verlagerten sie diese Unterschriftenaktion in die Innenstadt von Frankfurt, um dort ein noch breiteres und internationales Publikum und vor allem, auch mehr chinesische Touristen erreichen zu können. Nach einem Jahr und der 42. Aktion haben sie mehr als 10.000 Unterschriften gesammelt.

Frau Ji Guizhen mit ihrer Enkeltochter

Unermüdlich bauen die Frankfurter Falun Gong-Praktizierenden jeden Samstagmorgen um 10:30 Uhr ihr gelbweißes Zelt auf, legen die Unterschriftenlisten und Informationsmaterial zu Falun Gong und der Verfolgung in China aus und beginnen mit der Vorführung der Übungen. Mittlerweile sind sie auf der größten Frankfurter Einkaufsmeile Zeil bekannt und genießen die Akzeptanz der Geschäftsleute und allen anderen Organisationen, die regelmäßig samstags auf der Zeil anzutreffen sind. Sie sind immer da – auch wenn eisige Temperaturen herrschen oder wenn es regnet und sich deswegen keine anderen Aussteller auf die Straße trauen. Nach einem Jahr zieht Dominik, der Organisator des Standes, ein Resümee.

A. Xu wirbt um Unterschriften, die ihrem Kampf um Freiheit für ihre, in China
zu drei Jahren Arbeitslager verurteilte, Mutter Gewicht verleihen

„Am Anfang war ich total skeptisch und hatte starke Vorbehalte, weil ich die Frau nicht kannte, die Tochter nicht kannte und vor allem, weil ich von der Stadt (Offenbach) nichts Gutes gehört hatte“, berichtet Dominik.

Dann fingen sie aber trotzdem an, den Stand an jedem Samstag in der Offenbacher Innenstadt aufzubauen, um das Anliegen der Tochter an die Öffentlichkeit zu bringen.

Dominiks anfängliche Zweifel, dass die vielen ausländischen Bürger in Offenbach nicht helfen könnten, verflüchtigten sich schnell. Begeistert erzählt er: „Die Erfahrung hat uns gezeigt, dass die ausländischen Bürger viel eher helfen, als die Deutschen. Denn die meisten Ausländer kennen Unterdrückung aus ihren Heimatländern. So kamen Türken mit ihren Familien und unterschrieben auf der Liste; Afrikaner haben stundenlange Gespräche mit uns geführt; ein Iraner hat einen Videofilm von uns gedreht und wollte ihn in einen iranischen Bloc auf Youtube stellen; Albaner haben sich mit Handschlag bei uns bedankt; Leute von ´amnesty international` kamen vorbei und haben sich lobend für unsere Aktion ausgesprochen. Sogar die Vizebürgermeisterin ist vorbeigekommen und hat unterschrieben.“

Dominik hat viel zu erzählen: „In Offenbach haben sich die Leute bewegt! Die Passanten haben uns beim Einparken geholfen, beim Ausladen geholfen und haben uns Ratschläge gegeben, was wir noch alles machen könnten und gesagt, welcher Platz besser für einen Infostand sei. Die Leute haben Unterschriftenlisten mitgenommen für ihre Verwandtschaft, für ihre einheimischen Communities. Sie haben sie in ihre Moscheen oder Kirchen mitgenommen. Eine ältere deutsche Frau kam vorbei und nahm Unterschriftenlisten mit auf den Wochenmarkt, um dort alle, die sie kannte, unterschreiben zu lassen.“


Dominik am Stand auf der Frankfurter Zeil .
… und im Gespräch mit einer Passantin

Im Herbst 2010 verlegten die Frankfurter Praktizierenden den Infostand auf die größte Einkaufsmeile in Frankfurt, Zeil. In Frankfurt, als europäisches Handels- und Bankenzentrum, bewegt sich ein noch breiteres internationales Publikum. Hier begegnet man Menschen aus den verschiedensten sozialen und kulturellen Gesellschaftsschichten.

„Hier können wir noch mehr bewegen, hier können wir viele Leute bewegen, dass sie uns erkennen und sich für uns einsetzen. Wir können jeden Samstag von vielen Menschen immer neue Unterschriften bekommen“, erklärt Dominik.

Dabei sammelt er einschlägige Erfahrungen: „Die `Herzmenschen´ unterschreiben sofort und die `Kopfmenschen´ nehmen Flyer mit und kommen nächste Woche wieder, um zu unterschreiben oder sie stellen gezielte Fragen.“

Unterschreiben zur Beendigung der Verfolgung in China

Immer wieder kommt es vor, dass einige Menschen eine Woche später an den Stand zurückkommen mit ihren Verwandten und Freunden im Schlepptau, die auch unterschreiben. Häufig wird die Frage gestellt, was man noch tun könnte, um weiterhin zu unterstützen.

Frankfurt ist ein beliebter Ort für chinesische Touristen, in 2010 wurden 80.000 registriert. Auch sie trifft man in beträchtlicher Zahl am Stand an. Hier können sie erfahren, was die wirklichen Hintergründe der Verfolgung von Falun Gong in China sind und worum es sich bei Falun Gong tatsächlich handelt. Sie nehmen gerne das für sie bereitgelegte Informationsmaterial und die Zeitungen auf Chinesisch mit. Hier können sie sich ihre eigene Meinung bilden und entscheiden, was richtig und falsch ist.

Passanten, die auf der Zeil ihre Einkäufe erledigen, werden von der sanften Übungsmusik und der Ausstrahlung der Übungen auf den Stand aufmerksam. Unter ihnen gibt es viele, die einen nachhaltigen spirituellen Weg oder eine wirkungsvolle Übungsmethode für Körper und Geist suchen. Freudig erzählt Dominik, dass es – seit Beginn der regelmäßigen Infotage – einige „neue Übende“ gebe, die regelmäßig am Sonntag zu dem Übungsplatz in den Park kommen.

Es gibt vielleicht Menschen, die sagen, man könne nicht gegen den riesigen Unterdrückungsapparat in China ankommen. Dominik vergleicht seine Aktionen mit Momo, dem Straßenfeger: Der Straßenfeger konzentriert sich auf die Straße, in der er sich gerade befindet und reinigt diese gründlich, dann begibt er sich in die nächste Straße und macht dort weiter usw. Dabei schaut er sich nicht die Stadt als Ganzes an, denn wenn er dieses Ausmaß sehen würde, könnte er nicht durchhalten.

Mit seinem starken Wunsch im Herzen, dass die Verfolgung in China schnell beendet wird, will Dominik mit seinen Mitpraktizierenden diese Infoveranstaltungen so lange organisieren, bis Ji Guizhen freikommt.

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