Deutschland: Zeuge des Appells vom 25. April: "Der aufrichtige Glaube gibt mir Mut"

Es jährt sich der Jahrestag des friedlichen Appells vom 25. April der Falun Gong-Praktizierenden. Herr Chen Gang, der jetzt in Deutschland lebt, ist einer der Praktizierenden, die über diesen Tag nachgedacht haben.

Reporter: Sie hatten das „4. Juni-Massaker“ durch die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) im Jahre 1989 gesehen, trotzdem beteiligten Sie sich zehn Jahre später an dem friedlichen Appell der Falun Gong-Praktizierenden am 24. April 1999. Was dachten Sie damals? Ist es so, dass man mit der Zeit die Angst vor der KPCh vergisst?

Herr Chen: Im Jahre 1994 kam ich mit Falun Gong in Berührung, später fing ich an, Falun Gong zu praktizieren. Falun Gong ist ein Glaube. Der Glaube an die Wahrheit kann den Menschen Mut geben. Als ich am 25. April 1999 auf dem Übungsplatz hörte, dass die Polizisten in Taijin Dutzende von Falun Gong-Praktizierenden festgenommen hatten, ging ich zum Petitionsbüro in Peking appellieren.

Ich habe das „4. Juni-Massaker“ mit eigenen Augen gesehen. Damals war ich wirklich schockiert. Die KPCh scheute sich vor nichts. Unsere Generation hatte da Angst vor ihr bekommen. Aber seitdem ich Falun Gong praktiziere, hat mir der aufrichtige Glaube Mut gegeben, deswegen ging ich hin.

Reporter: Hatten Sie damals kein bisschen Angst?

Herr Chen: Daran habe ich natürlich auch gedacht. Bei denjenigen, die das „4. Juni-Massaker“ nicht persönlich erlebt hatten, konnte es sein, dass sie keine Angst hatten. Aber ich hatte an jenen Tagen so viele Verletzte und Tote gesehen. Ich war hundertprozentig davon überzeugt, dass die KPCh alles wagen würde. Daran gab es keinen Zweifel.

Aber trotzdem fand ich, dass Falun Gong viel Wert auf Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht legt und dass es den Menschen, einer Nation, dem Staat und der Gesellschaft dienlich ist. Ich fand es unfair, dass die Menschen festgenommen werden, nur weil sie Falun Gong praktizieren und sich nach Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht verhalten. Diese Welt braucht Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht, das sind die aufrichtigen Prinzipien der Welt. Wir sollten für solche aufrichtigen Faktoren verantwortlich sein. Obwohl ich das Gefühl hatte, dass die KPCh angreifen würde, wollte ich die Verantwortung für die aufrichtigen Faktoren übernehmen.

Reporter: Sie sind dann hingegangen und was haben Sie dort gesehen?

Herr Chen: An dem Tag war es sehr friedlich. Ich hatte vorher auch nicht gedacht, dass so viele Menschen kommen würden. Dass es so viele Falun Gong Praktizierende gab, hat mich erschüttert. Es gab keinen Trubel, wie bei anderen Versammlungen. Alle saßen oder standen dort ruhig. Manche lasen oder meditierten. Der Verkehr wurde nicht dadurch gestört.

Die Polizisten waren am Anfang sehr angespannt, als ständen sie Feinden gegenüber. Ich sah einen Militärwagen mit bewaffneten Soldaten. Das erinnerte mich an den „4. Juni-Fall“. Ich dachte, dass sie angreifen würden. Daran konnte man sehen, dass die KPCh schon vorbereitet war, [den Appell] zu unterdrücken, denn der Militärwagen war schon da. Ich dachte, hätten sich die Falun Gong-Praktizierenden an jenem Tag nicht friedlich verhalten, hätte die KPCh eine Ausrede für die Unterdrückung gehabt und die Geschichte vom „4. Juni“ hätte sich wiederholt.

Andererseits dachte ich, dass es keine solchen dummen Menschen geben sollte. Falun Gong legt viel Wert auf Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht. Es ist dem Staat und der Bevölkerung sehr dienlich und schadet nicht. Außerdem übt es eine stabilisierende Wirkung auf die Gesellschaft aus. Sagt die KPCh nicht etwa immer, dass die Stabilität an erster Stellte steht? Deshalb dachte ich, dass es auf der Welt sogar so dumme Menschen gibt, die eine Gruppe verfolgen, die nicht nur keine Gefahr für sie darstellt, sondern auch noch eine stabilisierende Wirkung ausüben kann.

Später sahen die Polizisten, dass wir sehr friedlich und ruhig waren, dann entspannten sie sich und unterhielten sich.

Reporter: Wie lange sind Sie dort geblieben?

Herr Chen: Bis zum Abend. Bis zum Abend, als wir hörten, dass die festgenommenen Falun Gong-Praktizierenden freigelassen worden wären, dann gingen alle ruhig weg.

Reporter: Elf Jahre sind seitdem vergangen. Was ist Ihre Meinung dazu, warum die KPCh Falun Gong verfolgt?

Herr Chen: Ich möchte gern über einen Punkt sprechen. Manche sind der Meinung, dass die KPCh wegen des Appells vom 25. April Falun Gong verfolgt. In Wirklichkeit gab es vor dem Appell schon verschiedene Erscheinungen der Verfolgung, einschließlich der öffentlichen Verleumdung von Falun Gong. Zum Beispiel die Zeitung „Guangming Tageszeitung“ und der Beijinger Fernsehsender sowie ein Magazin in Taijing verleumdeten Falun Gong. Und in Taijing wurden sogar die Praktizierenden festgenommen. Das heißt, dass die Verfolgung von Falun Gong bereits vor dem Appell in Gang gesetzt worden war.

Nachdem die KPCh an die Macht gekommen war, unterdrückte sie die Kapitalisten und Landbesitzer. Sie wurden festgenommen und getötet, obwohl sie nicht demonstriert hatten. Während der Bewegung „Großer Sprung nach vorn“ starben Dutzende Millionen Menschen aufgrund von Hunger. Sie hatten die KPCh auch nicht provoziert, warum ließ man sie nicht betteln gehen? Es gab auch die Intellektuellen, die nicht vorhatten, die KPCh zu entmachten, doch auch sie wurden verfolgt. Während der Kulturrevolution wurde generell und ziellos verfolgt, obwohl keiner eine Gefahr für die KPCh darstellte.

Warum verfolgt die KPCh Falun Gong? Meiner Meinung nach liegt der Grund hauptsächlich daran, dass es bei Falun Gong um einen Glauben geht. Und ein aufrichtiger Glaube kann den Menschen Mut geben. Die KPCh bewahrt ihre Herrschaft mit Horrormethoden. Alle zehn Jahre startet sie eine große politische Bewegung, um den Menschen erneut Angst einzujagen. Es ist ihr egal, um wen es geht. Ich kann mich noch an ein internes Dokument erinnern, das offenbarte, dass die KPCh der Meinung war, dass Falun Gong-Praktizierende leicht zu schikanieren seien, weil sie sich nach Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht kultivieren, deswegen wählte sie Falun Gong zum Ziel einer politischen Verfolgung.

Reporter: Jetzt sind schon elf Jahre vergangen. Sie gehen aus Protest jährlich vor die chinesische Botschaft. Was denken Sie jetzt?

Herr Chen: Der Appell vom 25. April vermittelte mir den Eindruck, dass die Chinesen noch einmal mutig aufgestanden sind. Sie lassen sich nicht von den menschlichen Schwächen und den Verführungen in der Realität bewegen. Wenn man einen Glauben hat, kann man das alles leicht nehmen, so dass die von der KPCh erzeugte Angst keinen Ansatzpunkt hat. Das ist die Widerspieglung der guten und positiven Seite der Chinesen.

Reporter: Der damalige Premierminister Zhu Rongji hat diese Angelegenheit friedlich erledigt, aber die Jiang-Gruppe startete dennoch diese beispiellose Verfolgung. Was sagen Sie dazu?

Herr Chen: Damals dachte ich schon, es sollte keine solchen dummen Menschen geben. Aber Jiang ist eben so dumm. Diese Verfolgung ist nicht nur die Verfolgung von Falun Gong, sondern auch eine Verfolgung der grundlegenden Moral der gesamten Menschheit. Die KPCh hat in den letzten Dutzenden von Jahren die traditionelle chinesische Kultur zerstört. Alle wissen von der Kulturevolution, durch die die traditionelle Kultur völlig zerstört wurde. Die Erscheinung von Falun Gong brachte Hoffnung auf eine Wiederbelebung der traditionellen chinesischen Kultur, aber die KPCh verfolgt diese Kultivierungsgruppe, die die traditionelle Kultur wiederbeleben kann. Das ist nichts anderes als eine Wiederholung der Zerstörung der Moral der Menschheit und der Moral in der chinesischen Gesellschaft. Bei der KPCh geht es immer nur um Falsches, Bösartiges und Brutales, was nicht mit Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht übereinstimmt.

Reporter: Als ein Falun Gong-Praktizierender, ein Zeuge des „Appells von 25. April“, glauben Sie, dass die KPCh wegen der Verfolgung von Falun Gong noch einen Ausweg hat?

Herr Chen: Über diesen Punkt habe ich mir auch einige Gedanken gemacht. Wegen des „4. Juni-Falls“ waren 95 % der Bürger in Peking unzufrieden mit der KPCh und standen auf der Seite der Studenten. Sie waren entrüstet über das Massaker an den Studenten und Bürgern der Stadt. Aber innerhalb von nur zwei Tagen wurde die Bewegung unterdrückt, was mich damals sehr überraschte. Einige, die an der Demonstration teilgenommen, sogar die Parade angeführt hatten, unterwarfen sich später der KPCh und sprachen sich gegen ihren Willen für die KPCh aus.

Im Gegensatz dazu hat die KPCh, obwohl sie Falun Gong elf Jahre lang verfolgt hat, nicht nur ihr Ziel nicht erreicht, sondern schiebt Falun Gong auch noch auf die internationale Bühne. Das ist etwas, was bei den anderen Unterdrückungen irgendeiner Organisation oder einer Einzelperson durch die KPCh noch nie passiert ist. Die KPCh setzt die gesamte Staatsmaschinerie für die Verfolgung von Falun Gong ein, einschließlich Militär und Polizei. Die Verfolgung dauert bereits elf Jahre an, ist aber immer noch erfolglos. Wie kann es sein, dass es noch einen Ausweg für die KPCh gibt?

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