Am 14.05.02 um 16:50 Uhr ereignete sich in Yanbian ein skandalöser Vorfall. Mehrere Arbeiter der Yanxijie-Baumaterialfabrik, die von ihrem Arbeitsplatz entlassen wurden (eine gängige Maßnahme in den staatlichen Betrieben Chinas, wo ein großer Teil der Mitarbeiter zum Zweck des Personalabbaus nach Hause geschickt wird und nur ein sehr geringes Gehalt bekommt), sind mit dem Zug zur Hauptstadt der Provinz gefahren. Dort reichten sie nach den vorgeschriebenen gesetzlichen Verfahren Bittgesuche ein, weil eine Hälfte ihrer „Arbeitslosengehälter“ von der Firma veruntreut wurde. Die Behörden schickten daraufhin über Hundert zum Teil bewaffnete Polizisten zum Bahnhof der Stadt Yanji, um die gut 40 arbeitslosen Arbeiter vom Zug abzuschleppen. Drei Arbeiter mußten aufgrund der Schläge ins Krankenhaus eingeliefert werden. Reporter wurden vom Ort weggejagt.

Laut unserer Nachforschung war die Ursache des Ereignisses wie folgt: Diese Arbeitslosen hätten etwa 120 Yuan (ca. 15 Euro) monatliches Gehalt bekommen sollen, von dem sie allerdings nur jeden Monat 60 Yuan bekommen hatten. Die von der Firma zurückbehaltenen Beträge sollen an eine Versicherungsfirma als Rentenversicherung gezahlt worden sein, was in Wirklichkeit aber nicht geschehen war. Als die Betroffenen der Sache nachgingen, wurde ihnen gesagt, dass die 2000 Yuan (ca. 650 Euro), die sie im letzten Jahr bekommen hatten, die Entschädigung für die Auflösung jeglicher Verpflichtung der Firma gewesen seien. Aus diesem Grund sind die Arbeiter zur Provinzhauptstadt gefahren, um ihre Bittgesuche bei den Behörden zu stellen. Noch bevor der Zug abgefahren war, wurden sie aber von Polizisten mit Gewalt aus dem Zug geschleppt, wobei alle ihr Gepäck im Zug zurückgelassen wurden.

Um diesen aufsehenerregenden Vorfall zu vertuschen, gaben die Behörden nach außen bekannt, dass es sich um eine Unruhe, ausgelöst von Falun Gong-Praktizierenden, handelte. Selbst den Passagieren im Zug und am Bahnhof wurden diese Lügen aufgetischt.