Die Neue Epoche: Brief aus einem chinesischen Arbeitslager

Frau Wang mit ihrer Tochter in China; eine Aufnahme aus dem Jahr 2002. (Foto: Zhang Zhentong)

Der Newsletter der Menschenrechtsorganisation Human Rights Without Frontiers International (Menschenrechte ohne Grenzen International) vom 20. Januar 2007 im Wortlaut:

Unter Lebensgefahr schrieb Frau Wang Xiaoyan, inhaftiert im berüchtigten Masanjia Zwangsarbeitslager, einen dreiseitigen Brief. Der herausgeschmuggelte Brief, verknittert und schmuddelig, berichtet über die von ihr erlittene Folter durch die Hände der Kommunistischen Partei Chinas (KPC), weil sie Falun Gong praktiziert.

Wir können derzeit nicht bestätigen, ob Frau Wang noch am Leben ist, wir können ihre Geschichte nur zahllosen anderen hinzufügen, in der Hoffnung, dadurch mehr und mehr Menschen zu ermutigen, dabei zu helfen, das Ende dieses Terrors herbei zu führen – das Ende, wie es das chinesische kommunistische Regime versprochen hat, als es sich um die Olympischen Spiele bewarb.

Das Eingangstor zum Frauen-Arbeitslager Masanjia in der Hafenstadt Dalian, Provinz Liaoning, im Norden der VR China. Es ist eins der berüchtigsten der mindestens 1.000 bekannt gewordenen chinesischen Zwangsarbeitslager. Was hinter diesen Mauern geschi

Auszüge aus dem Brief von Frau Wang
[das Original liegt der Redaktion der Neuen Epoche vor]:
„Am 27. Mai 2006, als ich gerade zur Arbeit gehen wollte, plünderten drei Polizisten von der Chunhai Polizeistation [in Dalian, Provinz Liaoning] meine Wohnung und nahmen mich fest, weil ich Falun Gong praktiziere. Mehrere Monate lang erfuhr meine Familie nicht, wo ich mich befand.“

„Im Juli 2006 wurde ich zu zwei Jahren Zwangsarbeit verurteilt und in das Masanjia Arbeitslager gebracht. Nach meiner Ankunft im Arbeitslager wurde ich in Handschellen gelegt und zweieinhalb Monate lang an ein Bett gefesselt. In dieser Zeit stopfte mir der Polizist Wang Xiaofeng mit Gewalt schmutzige Lappen in den Mund; ich wurde von Wachmann Li Mingyu geohrfeigt; Wachmann Wang Naimin kniff mir in die Lippen, bis sie aufgerissen waren. Am 15. Juli schlugen mir die beiden Leiter, Ma Jishan und Chen, mit den Fäusten so ins Gesicht, dass meine Backe dick anschwoll. Noch immer habe ich eine Beule in der Höhe des Backenknochens, die Wunde ist noch nicht verheilt.“

Ein Blatt des aus dem Arbeitslager herausgeschmuggelten Briefes, in dem Wang Xiaoyan über die von ihr erlittene Folter berichtet. (Foto: Zhang Zhentong)

„Weil ich mich weigerte, Falun Gong aufzugeben, wurde ich am 30. August zwischen zwei Betten in der Position des gespreizten Adlers festgebunden. Eine Hand wurde an dem einen Bett ganz oben, die andere an dem anderen Bett ganz unten festgebunden. Ich durfte nicht schlafen oder zur Toilette gehen. Ich konnte weder stehen noch mich hinsetzen. Die Position war außerordentlich schmerzhaft. Diese Art der Folter dauerte drei Tage und drei Nächte lang.“

„Um uns von unserer Meinung [über Falun Gong] abzubringen, flößten sie uns Drogen ein, die auf das zentrale Nervensystem wirken. An einem Tag wurde ich an dem „Sterbebett“ festgebunden und Cao Jie flößte mir diese Droge ein. Dreimal am Tag wurde ich so zwangsernährt. Jedes Mal nahm Ma Jishan ein Brecheisen und sperrte meinen Mund so weit wie möglich auf, die Schmerzen waren unerträglich. Ich dachte, lieber würde ich sterben. Die Droge rief bei mir große Übelkeit hervor.“

„Es fällt schwer, in den Wachleuten noch einen Rest von Menschlichkeit zu erblicken. Die Foltermethoden dieses Lagers, die auf ausländischen Webseiten dargestellt sind, entsprechen alle der Wirklichkeit. Tag für Tag gehe ich durch diese Leiden im Masanjia Arbeitslager; bitte helft mit, die Folter hier zu stoppen.“

„Ich bleibe standhaft in meinem Glauben an Falun Gong.“

Der Ehemann von Wang Xiaoyan lebt in Deutschland. Er hat mehrmals versucht, seine Frau aus China heraus zu holen, aber die Behörden haben ihren Pass konfisziert.

www.hrwf.net

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Der Newsletter von Human Rights Without Frontiers International schließt mit einem Appell des Ehemannes Zhang Zhentong, der zur Zeit noch in Leipzig studiert. Er kam im September 2000 nach Deutschland, um der Verfolgung von Falun Gong zu entkommen, die Staatspräsident Jiang Zemin im Jahr 1999 in China startete. Die bald neunjährige Tochter des Ehepaares lebt jetzt bei den Eltern des Ehemannes.
Den Brief seiner Frau aus dem Arbeitslager erhielt Zhang Zhentong im November 2006.

Falun Gong ist ein spiritueller Entwicklungs- und Erkenntnisweg. Die friedliche Meditationsschule mit positiven Auswirkungen auf die körperliche und geistige Gesundheit wurde in den 90er Jahren von rund 100 Millionen Chinesen und auch weltweit praktiziert. Willkürliches Verbot der Übungspraxis im Jahr 1999 durch den damaligen Staats- und KP-Chef Jiang Zemin führte in China zu gesetzwidriger Unterdrückung und Verfolgung von Millionen von Praktizierenden. Sie unterliegen seitdem staatlichen Schikanen und Verleumdung, willkürlichen Eingriffen in die private Lebenssphäre, dem Verlust von Studien- und Arbeitsplätzen, Inhaftierung in Arbeitslagern und Folter bis zum Tod.

Seit dem Frühjahr 2006 mehren sich die Beweise dafür, dass inhaftierte Falun Gong-Praktizierende systematisch und in großer Anzahl als lebende Organspender bereit gehalten und benutzt werden, mit stets tödlichem Ausgang. Die renommierten kanadischen Juristen und Menschenrechtler David Matas und David Kilgour haben darüber im Juli 2006 einen 52-seitigen Untersuchungsbericht vorgelegt. Unter anderem kommen sie darin auf der Grundlage von offiziellen Statistiken zu dem Schluss, dass die Herkunft von rund 41.500 Organtransplantaten seit dem Jahr 2001 ungeklärt und nicht durch private Spender oder Organentnahme bei Hingerichteten zu erklären ist. Im gleichen Zeitraum wurde die Verfolgung von Falun Gong mehrmals intensiviert, eine Unzahl von festgenommenen Praktizierenden wurde nie wieder gesehen.

Die Verfolgung dauert trotz internationaler Proteste und Stellungnahmen, auch seitens der Bundesregierung, bis heute an.

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