Geschichten aus dem alten China: Der höherstehende Mensch und der niedrigstehende Mensch

„Der höherstehende Mensch“ ist ein Begriff, der schon vor langer Zeit benutzt wurde. Konfuzius hat sehr bedeutungsvolle Definitionen zu diesem Begriff gegeben und klar und prägnant seine Bedeutung erläutert. Gemäß dem Beispiel von Konfuzius, ist der höherstehende Mensch jemand mit vollendeten Charaktereigenschaften, der Vortrefflichkeit verkörpert.

Konfuzius sagte: „Der höherstehende Mensch arbeitet hart für das Tao, anstatt für den Broterwerb. Diejenigen, die einen Hof bewirtschaften, mögen unter Hunger leiden, doch diejenigen, welche das Tao suchen, werden Nahrung und Einkünfte durch das, was sie gelernt haben, bekommen. Was den höherstehenden Menschen anbelangt, macht dieser sich mehr Sorgen, dass das Große Tao nicht verbreitet werden könnte, als um seine eigene Existenz.“

„Der höherstehende Mensch sucht nicht seine Begierden zu befriedigen oder trachtet nach einem bequemen Leben. Stattdessen arbeitet er fleißig, wählt seine Worte sorgfältig aus und blickt auf Tugendhafte und Talentierte, um seine Fehler zu erkennen. Jene, die ihn kennen, sagen er ist fleißig im Streben nach Wissen.“

„Der höherstehende Mensch sieht Moral als wesentlich an, beachtet die Regeln des Anstandes, verwendet bescheidene Worte, um sich auszudrücken und setzt all seine mentalen und physischen Energien ein, um sich gut zu verhalten. Das ist ein höherstehender Mensch.“

„Der höherstehende Mensch ist bekümmert über die Grenzen seiner Fähigkeiten. Er ist nicht betroffen, wenn er verkannt wird.“ „Der höherstehende Mensch würde keine Person nur wegen seiner Worte vorziehen oder begünstigen, noch würde er die Worte eines Menschen wegen seines Verhaltens nicht beachten.“

Konfuzius sagte: „Wenn ein Übergewicht von angeborener Substanz (natürliches Verhalten), vor erworbener Veredelung (erwachsen sein) gegeben ist, wird das Ergebnis rüpelhaftes Verhalten sein. Überwiegt erworbene Vornehmheit (anerzogenes Verhalten) die angeborene Substanz, wird das Ergebnis Pedanterie sein. Nur ein Gleichgewicht dieser beiden, wird liebenswürdiges und vornehmes Verhalten hervor bringen.“

„Es gibt drei Dinge, vor welchen sich ein höherstehender Mensch in Acht nimmt. In der Jugend, solange die physischen Kräfte noch nicht beständig sind, hütet er sich vor Sinneslust. Wenn er in seinen besten Jahren ist und die physischen Kräfte voller Vitalität sind, hütet er sich vor Streitlust. Wenn er alt ist und die Lebenskräfte nachlassen, hütet er sich vor Begehrlichkeit.“

„Der höherstehende Mensch hat Respekt vor drei Dingen: Er respektiert die Gebote des Himmels. Er respektiert große Männer. Er respektiert die Worte von Weisen. Der niedrigstehende Mensch, kennt die Gebote des Himmels nicht und ehrt sie dementsprechend auch nicht. Er ist großen Männern gegenüber respektlos und er macht sich über die Worte von Weisen lustig.“

Der höherstehende Mensch hat neun Themenbereiche, die er sorgfältig beachtet. Was den Gebrauch seiner Augen anbelangt, bemüht er sich, klar zu sehen. Beim Gebrauch seiner Ohren ist er bemüht, deutlich zu hören. In Bezug auf seinen Gesichtsausdruck, bemüht er sich, dass dieser freundlich sein sollte. Hinsichtlich seiner Rede, bemüht er sich aufrichtig zu sein. Bei der Abwicklung von Geschäften, bemüht er sich, sie ehrlich und gewissenhaft durchzuführen. Hinsichtlich seiner Zweifel, bemüht er sich, Weisheit anderer einzubeziehen. Wenn er aufgebracht ist, bedenkt er die Schwierigkeiten, die sein Zorn zur Folge haben könnte. Wenn er die Möglichkeit für Gewinn erkennt, achtet er auf Aufrichtigkeit.“

Tzu-kung fragte nach den Charaktereigenschaften des höherstehenden Menschen. Konfuzius sagte: „Der höherstehende Mensch ist bescheiden in seiner Sprache, geht in seinen Handlungen jedoch darüber hinaus.“

Tzu-kung fragte: „Empfindet ein höherstehender Mensch auch Hass?“ Konfuzius sagte: „Er empfindet auch Hass. Er mag jene nicht, welche das Böse von anderen verlautbaren. Er hasst den Mann, der in seiner niedrigen Position, übel über seine Vorgesetzten redet. Er lehnt jene ab, die nur Heldenmut besitzen, denen es jedoch daran mangelt, auf die Wahrung von Anstand zu achten. Er mag jene nicht, die fortschrittlich und zielstrebig sind, jedoch ein eingeschränktes Verständnis besitzen.“

Tzu-lu fragte nach den Charaktereigenschaften des höherstehenden Menschen. Konfuzius sagte: „Er kultiviert sich selbst durch Trösten von Anderen.“ Tzu-lu bewunderte Tapferkeit und fragte Konfuzius: „Schätzt der höherstehende Mensch Tapferkeit?“

Konfuzius sagte: „Der höherstehende Mensch stellt Aufrichtigkeit an die erste Stelle. Wenn der höherstehende Mensch tapfer ist, ohne aufrichtig zu sein, wird er Probleme bereiten. Wenn der niedrigstehende Mensch mutig ist, ohne aufrichtig zu sein, wird er Raub begehen.“

Ssu-ma Niu fragte auch nach den Charaktereigenschaften des höherstehenden Menschen. Konfuzius sagte: „Der höherstehende Mensch kennt weder Besorgnis noch Furcht.“ „Wenn die innere Prüfung nichts Falsches offen legt, was gibt es da noch zu befürchten?“

Während Konfuzius die Grafschaften Chen und Tsai besuchte, herrschte dort Nahrungsmangel. Seine Anhänger waren krank vor Hunger. Tzu-lu fragte ärgerlich: „Würde ein höherstehender Mensch in solch einer Situation sein?“

Konfuzius sagte: „Ein höherstehender Mensch kann durch Not nicht verändert werden. Ein niedrigstehender Mensch wird alles tun, wenn er mittellos ist.“

Um seine Lehren zu erläutern, stellte Konfuzius oftmals „höherstehende“ Menschen zu „niedrigstehende“ Menschen vergleichend gegenüber. So konnte er den Menschen mühelos die idealen Persönlichkeiten aufzeigen.

Konfuzius sagte: „Ein höherstehender Mensch ist zufrieden und gefasst. Ein niedrigstehender Mensch ist mitleiderregend.“ „Der höherstehende Mensch ist sich der Aufrichtigkeit bewusst, der niedrigstehende Mensch ist sich des Vorteils bewusst.“ „Der höherstehende Mensch bemüht sich um Tugend; der niedrigstehende Mensch bemüht sich um materielle Dinge.“ Die Entwicklung des höherstehenden Menschen verläuft aufwärts; die Entwicklung des niedrigstehenden Menschen verläuft abwärts.“

Konfuzius sagte auch: „Der höherstehende Mensch behandelt Menschen gerecht, ohne Selbstsucht. Der niedrigstehende Mensch behandelt andere selbstsüchtig.“ „Der höherstehende Mensch behandelt andere großzügig, ohne Anbiederung. Der niedrigstehende Mensch biedert andere an, anstatt sie großzügig zu behandeln.“ „Der höherstehende Mensch unterstützt die Entfaltung der angeborenen Fähigkeiten von anderen Menschen. Der niedrigstehende Mensch möchte die Nachteile fördern.

Konfuzius sagte: Der höhergestellte Mensch ist leicht zu bedienen, aber schwer zu erfreuen, denn er kann nur durch etwas, was Recht ist, erfreut werden und er setzt Menschen entsprechend ihrer individuellen Fähigkeiten ein. Der niedrigstehende Mensch ist schwierig zu bedienen, aber leicht zu erfreuen, denn man kann ihn erfreuen, ohne notwendigerweise Recht zu haben und wenn er Menschen einsetzt, fordert er Perfektion.“

(Aus den Analekten von Konfuzius)

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