Deutschland: Durch ein reines Herz eine harmonische Chormusik erschaffen

Die europäische Chortradition hat einen kirchlichen Ursprung. Haroldo Rodrigues fing in aller Ruhe, mit uns zu sprechen an. Als Dirigent eines europäischen Chores mit Sängern aus 14 Ländern war er nicht sehr daran interessiert, über seinen eigenen Chor zu sprechen. Statt dessen fing er an mit dem Chor zu singen.

Chorsingen ist eine traditionelle Art des Abendlandes, Gesang kunstvoll darzustellen. Ursprünglich sangen nur Männer in den Kirchen, später kamen auch Frauenstimmen dazu. Allmählich entwickelte sich der Gesang zum Zusammenklang von Diskant und Bass, die von Männer- und Frauenstimmen gesungen wurden. Fast alle abendländischen Komponisten betrachteten den Kirchenchor als wichtigen Ausdruck für ihre Kompositionen. In diesem Zusammenhang sind die bedeutenden Komponisten des Barock, wie Georg Philip-Telemann, Johann-Sebastian Bach, Georg-Friedrich Händel und die Österreicher Joseph Haydn und Wolfgang-Amadeus Mozart besonders erwähnenswert. Telemann hat über 1400 Stücke für Kirchenchöre komponiert. Bach wird als Vater der Kirchenmusik angesehen. Seine Kantaten, sowie der „Messias“ von Händel, sind große Werke der religiösen Musik, die von Orchestern und ihren Sängern zum Lobpreisen von Gott und seine Ankunft in der Welt aufgeführt werden. In den letzten drei Jahrhunderten waren sie die unentbehrlichen Weihnachts-Kompositionen in der christlichen Welt.

Haroldo Rodrigues, Leiter des europäischen „Coming for you“-Chores

Haroldo beendete seine berufliche Musikausbildung in seinem Heimatland Brasilien. Dann konnte er sich seiner Leidenschaften, als Klavierlehrer zu arbeiten und einen Kirchenchor zu leiten, widmen. Er dirigierte sogar die Meisterwerke „Weihnachtsoratorium“ von Bach und den „Messias“ auf der Bühne. Er wollte aber lieber nach Europa gehen, der Heimat der klassischen abendländischen Musik. Den früheren Komponisten auf der Spur folgend verlangte es ihm, das Geheimnis der ewigen Meisterwerke zu entdecken, die schönsten Melodien in sein Gedächtnis zu prägen und ihre Wurzeln zu suchen. 1988 kam er nach Deutschland.

Nach der Barockzeit folgte die Renaissance, in der die abendländische klassische Musik ihren Höhepunkt erreichte. Damals vertrauten die Komponisten nicht so sehr auf ihr Talent, sondern dankten Gott für ihre guten Eingebungen.

Am 22. August 1741 schloss Händel sich in sein Zimmer ein, um seinen „Messias“ zu schreiben. Das ist ein großartiges Werk, das den Erretter preist. Während des Komponierens pries er immer wieder Gott für seine Eingebungen. Er brauchte im Ganzen 24 Tage, um sein großes Meisterwerk zu vollenden. Man sagt, dass Händel beim Komponieren des „Halleluja“ oft die Tränen flossen, die seine Manuskripte durchnässten. Er kniete auf den Boden nieder, weinte zum Himmel mit ausgestreckten Händen und rief: „Ich sehe den Himmel offen.“ Er war so bewegt, dass er jeden Gedanken, Geld mit der Komposition zu verdienen, von sich wies.

Haroldo hat seine Klavierstudien in der Händel Musikschule von Halle, Händels Geburtsstadt, fortgesetzt. Danach blieb er als Klavierlehrer an dieser Schule. Er lebt mit seiner Frau und seinen beiden Kinder in Leipzig, 40 km von Halle entfernt. Die Orgelpfeifen, mit denen Bach seine Musik aufgeführt hat, sind noch in der St. Thomas Kirche in Leipzig erhalten. Das jährliche Bachfest im Mai zieht Tausende von Musikbegeisterten und Touristen aus aller Welt an.

Musik spricht lauter als Worte. In den Kirchen drücken die Menschen ihren gemeinsamen Glauben, ihre Lobpreisung und Verehrung Gottes durch gemeinsames Chorsingen aus. Die meisten der immer wiederkehrenden Chöre drücken immer das Gleiche aus, nämlich: Wenn die Menschen Gott mit der größten Aufrichtigkeit verehren, dann schickt Gott ihnen die schöne Musik herab. Daher müssen die Komponisten und die ausführenden Künstler ständig ihre geistige Ebene erhöhen und ihr Verhalten verbessern. Nur so kann die geistige Musik erschaffen und ausgedrückt werden. Von all den Geschichten über die vollendeten Komponisten liebt Haroldo am meisten die von Haydn, dem Begründer der klassischen Wiener Schule. Einer seiner Träume ist es, einmal Haydns „Schöpfung“ zu dirigieren. Ein Freund besuchte einst Haydn und fragte ihn nach dem Geheimnis seiner vielen Meisterwerke. Haydn sagte: „Ich bin ein Frühaufsteher. Wenn ich mich morgens fertig gemacht habe, ist es das erste was ich tue, Gott um Eingebungen für das Komponieren zu bitten. Nach dem Frühstück setze ich mich ans Klavier und fange an zu komponieren. Dabei fließen mir die besten Noten ganz von selbst aus den Fingern. Wenn die Einfälle erschöpft sind, knie ich mich zum Gebet nieder und denke über meine Fehler nach. Erst wenn ich merke, dass Gott mir vergeben hat, setze ich mich wieder ans Klavier und setze meine Arbeit fort.“

Es ist daraus ersichtlich, dass nicht nur im Morgenland Kultivierung betrieben wird. Beim Vorgang des Komponierens hielten sich abendländische Komponisten immer im Zustand der Kultivierung.

Vor zwei Jahren wurde Haroldo aufgefordert, den Europäischen „Coming for you“- Chor zu leiten. Dieser besteht nur aus Praktizierenden.

Chor bei der Aufführung von 2004 in New York

Ein guter Solist muss nicht unbedingt ein guter Chorsänger sein. Als Chorsänger muss man einen genauen und klaren Ton haben. Außerdem muss man die Fähigkeit besitzen auf den Klang der anderen zu hören und sich dem Chor anzupassen. Nur so hören die Zuhörer einen harmonischen Klang. So entsteht das beste Ergebnis.

Der Coming for you- Chor besteht aus Sängern Westeuropas, Deutschlands, Schwedens, der Schweiz und Belgiens. In diesem Jahr sind Tschechen und Russen dazu gekommen. So viele unterschiedliche Menschen, mit so vielen verschiedenen kulturellen Hintergründen, Sprachen und Berufen. Wie war es da möglich, einen so guten Auftritt fertig zu bringen? Aus diesem Grund besuchte Haroldo den „Lineless- Chor“ in Leipzig. Am Übungsort des professionellsten Chores von Europa, lernte er eine Menge über Organisation und Fertigkeiten des Dirigierens.

Aber wir nehmen einen anderen Weg als ein professioneller Chor. Jeder Chorsänger ist gefordert, nicht nur seine Kunst durch ständiges Üben zu verbessern sondern, er muss auch hart an sich arbeiten, um seinen moralischen Zustand zu heben. Er muss z.B. sein Selbst ablegen und mit dem ganzen Körper des Chores zusammenarbeiten. Anderen gegenüber sollte er sich freundlich verhalten und sich ganz und gar den Zuhörern widmen. Nur wenn jeder Chorsänger die geistige Reinheit erreicht, kann die Kraft des ganzen Körpers so gestärkt werden, dass man die schönste Chormusik hervorbringt.

Die meisten der Chorsänger üben zu Hause. Es gibt in jedem Land auch immer wieder Treffen, zum Üben in der Gruppe. In Deutschland und Schweden treffen sich die Chorsänger jeden Monat. Vor einer wichtigen Aufführung geben alle Chorsänger in Europa Geld aus, um sich an einem Ort zu intensivem Proben zu versammeln.

Während der Probenzeiten haben die Chorsänger jeden Tag ihre Ebene bemerkenswert erhöht. Alle haben eine bezaubernde Freude empfunden, als sei sie ihnen von Gott gegeben worden. Haroldo sagte tief bewegt: „In den wenigen Tagen nach jedem intensiven Üben hatte ich die immer reiner werdende Harmonie in den Ohren.“

Durch Fleiß und Selbstbesinnung konnten die abendländischen Chorsänger die chinesischen Verse nach ein paar Tagen perfekt singen, so als sei ihnen durch göttliche Antriebe geholfen worden.
Vor zwei Jahren, als der Chor das Lied „Coming for you“ in chinesischer Sprache sang, waren die Zuhörer zu Tränen gerührt. Zwei Jahre später zu der Neujahrsaufführung 2006 in New York wurde der Chor wieder eingeladen. Von jenseits des Ozeans kommend nimmt der Chor an der Freude des traditionellen chinesischen Neujahrsfestes teil.

Haroldo fährt nun nach New York. Jeder Chorsänger ist erfreut, den „Abendländern“ und „Morgenländern“ unter den Zuhörern, Schönheit in Form von europäischer traditioneller Kunst zum asiatischen Neujahrsfest zu zeigen. Was für eine Schönheit ist das? Ich bat Haroldo um weitere Informationen, da ich nicht nach New York gehen konnte, um die Großartigkeit des Chores zu erleben.

„Wir singen, um Menschlichkeit und Leben, Glauben und Moral zu preisen, so wie es in einem der Lieder heißt. Wir möchten, dass die Tugend ewig bestehen bleibt. Wir wünschen, dass das Leben auf immer erquickend sei. “Damit endete Haroldo und verließ den Rest der Vorstellung in der Radio Musikhalle in Manhattan.

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