Heilbronner Stimme (Deutschland): Chinesin Xiong entkommt dem Arbeitlager

Zwei Jahre lang war Xiong Wei in einem chinesischen Arbeitslager eingesperrt. Danach stand sie monatelang unter Hausarrest. Erst aufgrund von Protesten aus dem Ausland wurde sie freigelassen. Am Freitag kam sie nach Öhringen, um Freunde zu treffen, die sich für sie eingesetzt hatten.

„Ich bin ganz dankbar, dass sich so viele für mich engagiert haben. Vor allem die Proteste aus Deutschland haben offenbar Wirkung gezeigt“, sagt die 33-Jährige, die in Berlin Wirtschaftsingenieurswesen studiert hat. Im Januar 2002 wurde sie in Peking verhaftet, als sie Flugblätter gegen die Verfolgung der Meditationsbewegung Falun Gong verteilte. Xiong Wei: „In China ist Falun Gong zum Massenphänomen geworden und wird daher vom Regime als Bedrohung angesehen.“ Ohne Gerichtsverfahren wurde sie in ein Frauenarbeitslager gebracht, wo sie regelmässig Folterungen im Sinne sogenannten „Umerziehung“ ausgesetzt war. Ihr Bruder der von der Verhaftung erfahren hatte, wandte sich über die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) an die Öffentlichkeit. Über 40 000 Unterschriften wurden gesammelt, Protestbriefe geschrieben und die Medien eingeschaltet. Auch die Bundesregierung wurde informiert. So gehörte Xiong Wei zu den Personen, um die deren Freilassung der Bundeskanzler den chinesischen Staatspräsidenten schriftlich ersuchte. Die Öhrignerin Annett Munter war selbst in Peking, um für die Xiong zu demonstrieren. Dabei machte auch sie Bekanntschaft mit chinesischen Polizeiknüppeln. Im letzten Jahr schickte die 29-jährigeExportassistentin ein Weihnachtspäckchen nach China, das die Adressantin widererwartet sogar erreichte. Bei einer Begrüssungsparty im Freundeskreis übergab sie Xiong nun das Bild, das sie anlässlich ihrer Freilassung gemalt hatte. „Ich möchte endlich ein normales Leben führen“, wünscht sich Xiong Wei. „Aber nach China werde ich vorerst sicher nicht zurückkehren.“

Heilbronner Stimme/Hohenloher Zeitung v. 02.11.04

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