Deutschland: Internationaler Menschenrechtstag in Hamburg

Am 10. November 2001 haben die Hamburger Falun Gong Gruppe und IGFM aus Hannover anlässlich des Internationalen Menschenrechtstages zusammen eine Veranstaltung gemacht. Herr Müller von der IGFM, ein rüstiger älterer Herr über 70 Jahre begleitete den ganzen Tag von morgens 10 Uhr bis abends 19.30 Uhr die Hamburger Falun Gong Gruppe in ihrem Appell zur Beendigung der Verfolgung in China. Er hatte die ganze Aktion zusammen mit der Hamburger Gruppe geplant und dann bei der Polizei angemeldet. Die Idee war es, sämtliche große Medien in Hamburg aufzusuchen und sich mit einem friedlichen Appell an sie zu wenden. Dazu wurden Appellbriefe, ein Dankesbrief an die Bildzeitung und Informationsmaterialien vorbereitet.

Begonnen hatte die Veranstaltung vor dem Chinesischen Konsulat, wo sich mehrere, ca. 15 Praktizierende aus Hamburg, Berlin, Göttingen und Kassel versammelten und gemeinsam Übungen machten und aufrichtige Gedanken aussendeten. Herr Müller brachte ein großes Transparent mit der Aufschrift: China terrorisiert Falun Gong und an den Seiten jeweils das IGFM-Logo. So verbrachten wir dort 1 ½ Stunden, das Wetter war zwar nicht sonnig, jedoch für diese Jahreszeit mild. Von der Polizei waren zwei Polizeibeamte der Verwaltung vor Ort, die sich normalerweise um die Anmeldung und den dazugehörigen Formalitäten kümmern. Sie wollten sich das Geschehen selber mal ansehen und so waren sie am Menschenrechtstag für die Demonstration zuständig. Ich war sehr beeindruckt davon, wie einer der Hamburger Praktizierenden sich mit den Polizisten unterhielt. Es sah so aus, als hätten sie schon ein richtiges Vertrauensverhältnis aufgebaut, sie unterhielten sich, lachten als würden sie sich schon lange kennen; der Polizist hörte lange aufmerksam zu, als dieser Praktizierende über die Verfolgung sprach. Am Ende wollten wir noch einen Appellbrief dem chinesischen Generalkonsulat übergeben, die hatten aber bereits vorher der Polizei gesagt, dass sie nichts annehmen würden. So warf eine der Praktizierenden in Begleitung von Herrn Müller den Brief in den Briefkasten.

Anschließend fuhren wir mit unseren Autos zum NDR. Wir wurden schon an der Eingangspforte von zwei Sicherheitsbeamten empfangen. Er war sehr freundlich, erkundigte sich als erstes danach, was Falun Gong eigentlich sei und nahm die Informationsmaterialien von der IGFM bezüglich des „Büros 610“ (Büro, extra eingerichtet zur Verfolgung und Auslöschung von Falun Gong) und die VCDs über die „angebliche Selbstverbrennung“ und über das Ereignis auf dem Platz des Himmlischen Friedens. Da er selbst sehr interessiert war, wollte er sich die VCDs auch selber anschauen.

Als der diensthabende Polizist des dortigen Reviers kam, zeigte er uns nur kurz, an welcher Stelle wir die Übungen machen durften und sagte wir dürfen alles machen, was wir wollten, solange wir den Fußgängern genug Platz einräumten und uns nicht „selbst verbrennen“ würden. Er hatte sehr wahrscheinlich von der chinesischen Anti-Falun-Gong-Propaganda gehört. Wir nutzen diese Chance, um noch einmal auf die „angebliche Selbstverbrennung“ von Praktizierenden in China zu kommen. Wir erklärten ihm, dass es eine Initiierung der chinesischen Regierung war, um von der Verfolgung von Falun Gong abzulenken und Falun Gong in ein schlechtes Licht zu rücken. Auch darüber, dass es über diesen Vorfall bereits eine Videoanalyse gebe, die viele zweifelhafte Stellen aufdeckt und das auch bereits von unabhängiger Seite untersucht und bestätigt wurde und den Verdacht erhärtet, dass es sich nur um einen bösen Verleumdungsversuch der chinesischen Regierung handelt. Er hörte zu und war beruhigt und ließ uns dann gewähren.

Nach einer halbstündigen Pause versammelten wir uns in der Nähe des Haupteingangs der Universität, meditierten und verteilten Zeitungen, viele der vorbeikommenden Passanten und Studenten nahmen sie entgegen. Anschließend liefen wir die genehmigte Route, die uns als erstes zum Axel-Springer-Platz führte, wo wir der Bildzeitung, der Welt und dem Hamburger Abendblatt unsere Briefe überreichen wollten. Ich ging mit Herrn Müller von der IGFM in das Gebäude, wo wir schon unten empfangen wurden. Sie versprachen uns die Informationsmaterialien weiterzuleiten und fragten, ob wir Adressen beigefügt hätten. Wir hinterließen die Informationsmaterialien, unsere Adressen und gingen dann wieder zu den anderen hinaus, die draußen aufrichtige Gedanken aussendeten. Es gab ein schönes Bild, das Transparent hinten und die Praktizierenden meditieren davor. Als wir am Gebäude hochschauten, sahen wir einige Mitarbeiter des Hauses. Sie standen an dem großen Glasfenster und schauten uns zu. Als wir heraufwinkten, winkten sie zu uns runter und lächelten.

Dann zogen wir weiter zum Spiegel, dann zur Zeit und zur GAL-Fraktion (Bündis 90/ Grüne), wo wir ebenfalls bereits erwartet wurden und die Infomaterialien abgaben. Wir versprachen in Kontakt zu bleiben und noch weitere Informationsmaterialien zu schicken.

Als letzte Zeitung besuchten wir die Woche. Der Ressortleiter der Auslandsabteilung wartete persönlich auf uns. Er war sehr interessiert an Kontakten, insbesondere auch zu Praktizierenden, die auf dem Platz des Himmlischen Friedens waren, weil sie für Mitte Januar einen Beitrag für ihre Wochenausgabe planen.

Für einige Praktizierende hörte an dieser Stelle die Aktivität auf, da sie noch einen weiten Heimweg vor sich hatten. Es war bereits 17 Uhr, also gingen wir abschließend noch einmal zu einem asiatischen Schnellrestaurant, um uns beim gemeinsamen Essen voneinander zu verabschieden; die Hamburger und Herr Müller von der IGFM stärkten sich noch einmal für die abendliche Mahnwache zum Gedenken an die bereits zu Tode gekommenen Praktizierenden in China auf dem Ida-Ehre-Platz in der Einkaufsstraße im Stadtzentrum. Um 19.30 Uhr wurde diese gemeinsame Aktion von der IGFM und der Falun Gong Gruppe beendet.

An diesem Tag waren noch einige andere Demonstrationen, wie uns die Polizei mitteilte. Bei ihnen wusste man jedoch nicht, um das Gewaltpotential der Veranstaltungen. Herr Müller fragte deshalb die Polizei, ob wir unsere Veranstaltung nicht früher beenden sollten, um Überschneidungen mit der anderen Demonstration zu vermeiden. Der Polizist jedoch entgegnete. „Ach, machen Sie sich keine Gedanken, das bedeutet nur für alle Polizisten, die jetzt Feierabend hätten, dass sie im Einsatz bleiben. Ihre Veranstaltung ist ja absolut kein Problem. Sie sind ja immer friedlich. Machen Sie ruhig von ihrem Recht gebrauch und demonstrieren sie solange, wie sie beantragt haben und wie es Ihnen hier vom Gesetz her zusteht. Das ist ihr Recht. Schließlich haben diejenigen, für die sie demonstrieren, in ihrem Land nicht die Möglichkeit wie bei uns auf ihre Lage aufmerksam zu machen. Nutzen sie ruhig die Zeit.“ Mein Eindruck war, dass, obwohl es für die Polizei zusätzliche Arbeit bedeutete, sie das gerne auf sich genommen haben und so ihre Solidarität zu den Praktizierenden in China zeigten.

Eine deutsche Praktizierende
11.12.2001

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