1. Lebenssituation im Lager
Der große Teil des Wachpersonals handelte nicht nach der staatlichen Umerziehungspolitik, die lautet: „Rettung und zur Umkehr bringen durch die Erziehung.“ Sie beschimpften mich willkürlich, z.B. wenn ich etwas länger als vorgeschrieben auf der Toilette verbrachte. Das Essen im Lager bestand meistens aus einer dünnen Suppe, die mich nie sättigte. Wir wurden streng bewacht und durften weder unsere Meinung äußern noch Zeitungen lesen. Meine schriftliche Berufung wurde nie weitergeleitet.
2. Zwangsarbeit im Lager
Wir wurden gezwungen, täglich 15 Stunden oder länger zu arbeiten. Im Juli 2000 wurden 18 standhafte Praktizierende, mich eingeschlossen, zu einer sogenannten „Gruppe unter strenger Kontrolle halten“ gebracht. Jeden Tag trugen wir zwei LKW-Ladungen Papierblätter in den dritten Stock und die schon fertig gefalteten Papierblätter wieder ins Erdgeschoß. Durch die schwere Arbeit ist meine linke Schulter niedriger als die rechte geworden. Mein Rücken ist etwas gebogen und läßt sich schwer aufrecht halten.
3. Grausame Folterungen
Da ich standhaft bei Falun Gong blieb, wurde ich vom Wachpersonal dreimal mit einem Elektrostock geschlagen. Beim zweiten und dritten Mal wurde ich mit hoher Voltzahl geschlagen, wodurch meine Haare angesengt wurden. Mein Gesicht, Hals und der obere Teil vom Rücken waren danach stark angeschwollen. Auf dem Gesicht und am Hals entstanden Blasen bzw. Eiterbläschen. Die Spuren der Schläge am Rücken verschwanden erst nach Monaten. Ebenso zwangen sie mich bis zu 15 Stunden täglich in der Hocke zu sitzen. Dies dauerte insgesamt mehr als 40 Tage.
4. Täuschung, um Betrug und Lügen zu verdecken
Wurde das Lager von einer vorgesetzten Behörde kontrolliert, dann war das Essen urplötzlich reichhaltiger und besser. Die für die Umerziehung zuständige Abteilung organisierte dann unterhaltsame Veranstaltungen. Wurde das Lager bezüglich der Verfolgung von Falun Gong Praktizierenden untersucht, dann schickten die Wärter sogenannte „umerzogene“ Falun Gong Praktizierende dorthin und diese erzählten dann schöne und blumenreiche Geschichten, um die Verfolgung herunter zu spielen. Ich wurde dann schwer bewacht und hatte keine Möglichkeit etwas zu sagen.
Eine Praktizierende in China
05.11.2001