Kupferlöwen und ein eigenes Fitness-Studio

Eine Handbewegung und es war vollbracht: Hu Jintao, Vizepräsident der Volksrepublik China, lupfte am Freitag den roten Seidenvorhang von der Bronzetafel mit der Aufschrift „Botschaft der Volksrepublik China“. Damit war das neue Haus in Mitte offiziell eröffnet.

Das Reden überließ der zweitmächtigste Mann der Volksrepublik dem Botschafter Lu Qiutian sowie Vize-Außenminister Li Zhaoxing. Er selbst traf später noch mit Kanzler Gerhard Schröder zu einem Gespräch zusammen. Auf deutscher Seite hießen Außenminister Joschka Fischer (Grüne) und Berlins Bürgermeister Klaus Böger (SPD) die Vertreter der Volksrepublik in Berlin willkommen. Die mehreren hundert Gäste versammelten sich um ein Buffet mit Langustenhäppchen, gefüllten Teigtäschchen und Kokosbällchen.

Vor dem Hintergrund des Krieges in Afghanistan würdigte Fischer den Beitrag der Volksrepublik zur Anti-Terror-Allianz. Er sprach sich für engere kulturelle und wirtschaftliche Zusammenarbeit, aber auch für einen offenen Dialog über Menschenrechtsfragen aus. Diese seien keine exklusiv westliche Errungenschaft. Während der Eröffnungsfeier demonstrierten vor dem Botschaftsgebäude etwa 30 Anhänger der in China verfolgten Falun-Gong-Bewegung und die Tibet Initiative Deutschland.

Klaus Böger nannte es in seiner Begrüßung eine „weise Entscheidung“, dass die Volksrepublik nicht wie ursprünglich geplant einen Botschaftsneubau in Pankow errichtet habe, sondern sich im „Herzen der Stadt“ angesiedelt habe. Die chinesische Regierung hatte den Plattenbau an der Jannowitzbrücke im August 1999 für 27 Millionen Mark gekauft. Zuvor war hier das Berliner Congress Centrum untergebracht gewesen. Zu DDR-Zeiten hatte der Gewerkschaftsbund FDGB seinen Sitz in dem mehrgeschossigen Bau.

Schon im November 1999 zogen die Botschaftsangehörigen von Bonn an die Spree. Der aufwändige Umbau des Hauses dauerte jedoch bis August 2001. Der deutsche Architekt Wolfgang Keilholz übernahm die Außengestaltung des Gebäudes. Statt der alten, beige-braunen Platten zieren silberne Aluminiumplatten und Glaselemente die Außenwände. Der früher öffentliche Platz vor dem Bau gehört jetzt zur Botschaft und ist durch einen Metallzaun vom Gehweg getrennt.

Das Innere des Hauses gestalteten chinesische Firmen neu. Das Ergebnis ist eine Mischung aus chinesischer Tradition und moderner Innenarchitektur. In einigen Räumen erinnern Marmorsäulen, Holztüren mit Nagelbeschlägen, Lampen und Gemälde an historische Vorbilder aus der Verbotenen Stadt. Andere Zimmer wurden mit schwarzen Ledersofas ausgestattet. Das Foyer ist voll verglast. „Die Botschaft soll das Lebensgefühl des neuen Chinas ausdrücken“, sagt Architekt Keilholz. Er spricht von einem „neuen, chinesischen Look“. Und zu dem gehören nicht nur die zwei großen Kupferlöwen am Eingang der Botschaft, traditionelle Symbole für Glück und Autorität. Dazu gehört auch das eigene Fitness-Studio für die Botschaftsmitarbeiter mit Laufbändern und Kraftmaschinen.

Berliner Zeitung (lokales), Samstag den 10.11.2001

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