Wie ich mit der Unterstützung des Oberbürgermeisters der Stadt Marburg eine Fotoausstellung von Falun Gong im Rathaus organisiert habe

Bürgermeister hält Ansprache Praktizierende zeigen die ruhige Meditationsübung

In diesem Sommer habe ich viele Meldungen über die verschärfte Verfolgung an Praktizierenden in China gelesen: Eine weibliche Praktizierende wurde in Peking auf offener Straße von einem Polizisten geprügelt und anschließend vergewaltigt. In der Provinz Hubei wurde eine Praktizierende bei lebendigem Leib verbrannt. Im Masanjia-Arbeitslager sind über 100 Praktizierende in den Hungerstreik getreten, um gegen die gesetzwidrige verlängerte Haft zu protestieren.
Die chinesischen Behörden ignorierten das alles und nahmen deren Leben nicht ernst, dadurch wurde für die Falun Gong-Praktizierenden die Lage in China immer kritischer.

Ich habe mich gefragt, was ich hier in Deutschland machen kann. Zwar habe ich oft an Informationsveranstaltungen von Falun Gong teilgenommen, die von anderen Praktizierenden organisiert worden waren. Aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich nicht aufrichtig war. Heißt das denn, dass ich an „Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht“ glaube und eine völlige Selbstlosigkeit anstrebe, wenn ich mich in der Zeit der Fa-Berichtigung immer nur auf die „Teilnahme“ von Veranstaltungen beschränke und sonst nichts mache?

Schon längst hatte ich die Idee gehabt, dem Oberbürgermeister meiner Stadt über die Geschichte von Falun Gong zu erzählen. Aber meine Faulheit und mein Eigensinn hatten mich daran gehindert. Nun war es mir endlich sehr klar, dass ich etwas unbedingt unternehmen sollte. Daraufhin schrieb ich einen Brief über mich, Falun Gong, über die Verfolgung der Praktizierenden in China und über die Bemühungen von Praktizierenden in Deutschland, wie im Ausland, den Praktizierenden in China zu helfen. Zum Schluß bat ich den Oberbürgermeister, mit einem Appellbrief an die Bundesregierung die Praktizierenden in China zu unterstützen. Einen Brief mit dem gleichen Inhalt habe ich auch an die Frauenbeauftragte der Stadt geschrieben, da ich zuvor bei einem Treffen der Amnesty International Gruppe erfahren hatte, dass sie sich auch mit Menschenrechtsfragen beschäftigte.

Da ich meinen Freund nicht fragen konnte, habe ich also einen Bekannten angerufen und ihn gebeten, den Brief Korrektur zu lesen. Was ich nicht erwartet hatte war seine heftige Reaktion nach dem Durchlesen des Briefes Er rief mich zurück und fragte mich, ob ich wirklich vorbereitet sei, für eine längere Zeit nicht mehr nach China zurückzugehen. Er äußerte seine Bedenken, ob das Engagement für Falun Gong mir nicht schaden würde und ich deswegen ausgenutzt werden würde. Da ich den Bekannten sehr schätze, war ich natürlich zuerst von seinen Worten sehr bewegt. Ich überlegte nach dem Telefonat noch sehr lange und stellte fest, dass es für mich eine Prüfung gewesen war, ob ich wirklich mit 100-prozentigem Herzen den Brief schreiben wollte oder ob ich nicht unbewußt eine Geltungssucht und Tatendrang hatte. Als mir das klar wurde, war ich sehr erleichtert und wußte ganz genau, dass ich die Briefe unbedingt abgeben wollte. Also gab ich die Briefe am nächsten Morgen ab und fuhr anschließend nach Genf.

Als ich von Genf wieder nach Hause kam, lag ein Brief von der Frauenbeauftragten in meinem Briefkasten. Darin stand in einer kurzen Mitteilung, sie habe auf meine Bitte hin einen Appellbrief ans Bundeskanzleramt und an das Außenministerium geschickt. Ich war wirklich überrascht und glücklich, dass sie so schnell gehandelt hatte. Dann habe ich überlegt, mein Anschreiben als Anlaß für einen Termin mit dem Oberbürgermeister zu nutzen.

Mein Bekannter meinte, dass es für den Politiker schwer sei, eine eindeutige Stellungnahme zu machen. Es sei besser für mich, persönlich vorstellig zu werden und meine persönlichen Erfahrungen zu schildern. Also bin ich ins Rathaus gegangen. Ich fragte nach einem Termin mit dem Oberbürgermeister. Seine Sekretärin bestätigte den Eingang meines Briefs und gab mir daraufhin einen Termin in zwei Wochen, da der Oberbürgermeister gerade in Urlaub war.

Zwei Wochen später ging ich also wieder ins Rathaus. Ich war unterwegs ziemlich nervös und hatte Bedenken, dass ich seine Fragen nicht gut beantworten und ihn deswegen nicht überzeugen könnte. So habe ich im Kopf mir allerlei Fragen und Antworten ausgedacht. Kurz vor dem Termin saß ich auf der Treppe vorm Rathaus und sendete aufrichtige Gedanken aus. Ich hoffte, dass keine Störungen kommen und alles gut klappen würde.

Der Oberbürgermeister ist ein großer und freundlicher Mann. Er war sehr offen und sagte mir gleich, dass er seine Unterschrift geben kann. Plötzlich fragte er mich, ob es noch eine bessere Möglichkeit gibt, den Praktizierenden wirklich zu helfen, weil ein Appellbrief seiner Meinung nach gleich vergessen wird. Das war eine Frage, an die ich gar nicht gedacht hatte. Dann dachte ich aber sofort an die in vielen Ländern veranstaltete Fotoausstellung „Der Weg des Falun Gong.“ „Dann … könnten wir vielleicht eine Ausstellung machen, damit mehr Menschen die Wahrheit von Falun Gong kennenlernen können,“ sagte ich. Der Oberbürgermeister erklärte sich einverstanden und stellte mir das Foyer im Rathaus zur Verfügung, was wieder eine Überraschung für mich bedeutete. „Könnten Sie bei der Eröffnung der Ausstellung eine Rede halten ?“, fragte ich. Er sagte zu und zeigte mir gleich das Foyer. Er stellte mir noch den Hausmeister des Rathauses vor, damit ich mich wegen der Vorbereitung der Ausstellung an ihn wenden könne.

So wurde die Fotoausstellung von Falun Gong im Rathaus überraschender weise ins Leben gerufen. Als ich später über die ganze Geschichte genauer nachdachte, erkannte ich, dass alles nicht zufällig passiert war. Der Oberbürgermeister hat sich von meinem Anschreiben nicht zurückgezogen und hatte auch keine Bedenken, Falun Gong zu helfen. Er war selber schon mal in China gewesen und hatte gesehen, dass viele Chinesen morgens verschiedene Übungen praktizieren. „Ich habe bestimmt ihre Kollegen gesehen“, lächelte er mir zu.

Alles ist arrangiert. Gutherzige Menschen warten alle, dass wir ihnen die Wahrheit klarstellen. Deshalb, so wie der Meister gesagt hat, sollen wir bei der Fa-Berichtigung „bei der Erklärung der Wahrheit, warte nicht, sei nicht abhängig von den anderen, und hoffe nicht auf eine Veränderung der äußeren Faktoren … deshalb sucht sich jeder, außer an gemeinsamen Aktivitäten teilzunehmen, aus eigener Initiative Aufgaben. Sofern es für Dafa gut ist, sollt ihr es auf eigene Initiative tun, sollt aktiv darauf zugehen.“ („An alle an der Nordischen Fa-Konferenz teilnehmenden Schüler“)

Eine chinesische Praktizierende in Deutschland
25.10.01

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