Kultivierungserfahrungen wärend meiner Reise durch das Baltikum

Ich möchte ein wenig von meinen Kultivierungserfahrungen während meiner letzten Reise durch die baltischen Länder Estland, Lettland und Litauen erzählen. Ich flog zuerst nach Stockholm, um mich mit Praktizierenden zu treffen, die mich bei meiner Reise durch die baltischen Staaten begleiteten. Am ersten Tag in Schweden teilte mir ein Praktizierender sein neues Verständnis für „Shan“ (Barmherzigkeit, Gutherzigkeit) mit, dessen er sich kürzlich klar geworden war. Was er mir sagte, öffnete mir Herz und Gedanken und bestimmte zugleich die Stimmung für den Rest der Reise.

Vereinfacht dargestellt, sagte er mir: Wenn sich eine Person durchgehend im Zustand der Barmherzigkeit befindet, können keine schlechten Gedanken und Taten auftreten. Ich hatte bereits im Zhuan Falun [Anm.d.R.: Hauptwerk des Falun Gong], Lektion eins, gelesen,: „Als ein Praktizierender, wenn du dich den Eigenschaften von Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht angleichst, hast du das Tao bereits erlangt – es ist dieses einfache Prinzip.“ Ich erinnerte mich, dass es beim Lesen dieses Abschnitts vor einem Jahr mein Herz wie einen Pfeil durchbohrt hatte. Diese Erfahrung war so tiefgreifend, dass ich für den Rest dieser Nacht nichts mehr lesen konnte.

Es klingt so einfach, erfordert aber andauernde Wachsamkeit – nicht nur jede Minute, sondern Wachsamkeit in jeder Sekunde.

Während des ersten Abends in Schweden fragten mich mein praktizierender Freund und seine Frau, ob ich helfen wolle, einen wichtigen Brief zu überarbeiten, der am nächsten Tag abgeschickt werden musste. Das Schreiben fiel mir sehr leicht und ich schrieb rasch die ersten drei Absätze. Mein Freund sah mir dabei über die Schulter, zeigte auf drei Wörter und sagte etwas, wie „Da ist eine Absicht hinter der Formulierung, die nicht gut ist. Jeder der das liest, erhält diese Intention und es kann für ihn den Rest des Briefes zunichte machen“. Ich war total erstaunt – er hatte recht, schlechte Dinge können durch meine Arbeit entstehen, wenn meine Gedanken nicht aufrichtig sind.

Mein schwedischer Gastgeber wies mich auch auf die Gefahr hin, Dinge zu schnell zu machen. Er sagte, es öffne den Weg für unaufrichtige Gedanken und Taten, wenn man sich nicht die Zeit nimmt und die Dinge mit der richtigen Sorgfalt macht. Wie bereits gesagt, hatten seine Worte einen tiefen Eindruck bei mir hinterlassen.

Es nahm uns dann etwa dreieinhalb Stunden in Anspruch, diese eine Seite zu unserer Zufriedenheit fertigzustellen. Es war eine der größten Herausforderungen an die Teamarbeit und auch an die Zufriedenheit mit der Arbeit, an der ich je beteiligt war.

Ein so tiefes neues Verständnis wie dieses hat eine sich allmählich ausbreitende Wirkung im Leben. Ich erinnerte mich daran, wie oft ich sehr schnell auf eine Email-Nachricht reagiert hatte oder an eine Situation, in der ich zu wenig nachgedacht hatte, der die sorgfältige Analyse und auch die Barmherzigkeit fehlte. Allein in diesem Leben habe ich mindestens tausendmal geschrien und durch meine Worte Menschen verletzt.

Ein weiterer schwedischer Praktizierender half mir, mein Verständnis über „Shan“ (Barmherzigkeit, Gutherzigkeit) zu erweitern. Ich verstand, wie eine einzige kleine Broschüre das Tor zu einem Weg in die ewige Zukunft einer Person sein kann. Es ermöglichte mir, die Leute mit meinem Herzen anzuschauen, während ich ihnen dieses kleine Stück Papier entgegenhielt und sagte: „Möchten Sie eine Broschüre?“ Es gab nur sehr wenige, die keine nahmen.

Es schien, als lag etwas übernatürliches in dem spontanen Lächeln der Menschen, die die Falun Dafa Broschüre von Herzen annahmen. Ich fühlte, die Tage im Baltikum waren solange nicht „richtig“ gewesen, bis ich viele Broschüren verteilt hatte und mein Herz voll mit ihrem Lächeln war.

Einer meiner vielen Mängel war, zu denken, ich könnte Dinge besser als andere machen. Unsere erste Presseerklärung (für eine Nachrichtenkonferenz, abgehalten an Bord eines Schiffes im Hafen von Helsinki) wurde von einem jungen finnischen Praktizierenden geschrieben, welcher mir, als wir einige Tage später aufbrachen, erzählte, wie es bei ihm damit begann, die Dinge wirklich mit seinem Herzen zu fühlen.

Als ich in Helsinki die Presseerklärung betrachtete, wurde mein Herz schwach– sie war mit einfachem Zeilenabstand geschrieben und ein Absatz beanspruchte den Platz einer ganzen Seite und einige weitere Zeilen standen auf einer zweiten. „Wie könnte irgendein Journalist die Zeit finden, das wirklich zu lesen?“, dachte ich, „da werden wir wohl alleine zur Veranstaltung gehen“. Ich hatte mich geirrt! Es kamen drei Journalisten: 2 von der Xinhua-Nachrichtenagentur und einer vom Finnischen Nachrichtendienst. Welch bessere Reaktion hätten wir erwarten können!

Andererseits, zu den beiden Pressekonferenzen, die ich in Talinn und Riga organisiert hatte, war kein einziger Journalist gekommen, trotz der professionellen Pressemitteilung, die vorher von den Medien in Toronto gelobt worden war. Dies war eine Lektion für mich. Dadurch erkannte ich, dass, wenn man in einer fremden Stadt oder einem anderem Land die Leute über Falun Gong informieren möchte, ist es eine gute Idee, so gut wie möglich herauszufinden, wie sie dort an Dinge herangehen, bevor man es einfach so macht, wie man es aus seiner eigenen Stadt zu machen gewohnt ist.

Natürlich ist nichts umsonst, denn, wie ich glaube, bekommt jeder auf dem Weg seiner Kultivierung genau die Gelegenheiten und Situationen geschaffen, die es ermöglichen, Fortschritte zu machen und auch den Menschen immer besser die Wahrheit erklären zu können. In Riga ergab es sich, dass im Konferenzraum nebenan ein Symposium europäischer Dokumentarfilmemacher stattfand. Da ich sehr viel mit FGMTV (Fernsehkanal über Falun Gong) zu tun habe und wir Neuigkeiten und Dokumentationen über Falun Gong via Satellit ausstrahlen, näherte ich mich einer Gruppe von drei Filmemachern. Dabei stellte sich heraus, dass einer von ihnen der stellvertretende Direktor der Nationalen Filmagentur Lettlands war. Und nach einem Gespräch mit einem weiteren Praktizierenden, der ihm ein von uns produziertes Video gab, versprach er begeistert, davon Kopien zu machen und an all seine Kollegen in dem Symposium zu verteilen! Dieser Moment schien wie der Anfang eines neuen „Lettländischen Kapitels von Freunde von Falun Gong [ Anm.d.Red.: Verein zur Unterstützung der Glaubensfreiheit von Falun Gong Praktizierenden in China]!“

So passierten aus einem einzigen Ereignis heraus zwei verschiedene Dinge! Während der ganzen Reise war ich andauernd mit meinen eigenen Mängeln und Eigensinn konfrontiert und gleichzeitig sah ich, wie alles doch so arrangiert war, dass alles, was gemacht werden musste, auch passend gemacht werden konnte. Wir müssen einfach nur heraustreten und es von Herzen machen.

Nun bin ich wieder zu Hause und möchte die Impulse, welche die Reise für meine Kultivierung gebracht hat, nicht verlieren. Es ist nicht einfach! Das Erinnern an die Erfahrungen und darüber zu schreiben, ließ mich erkennen, dass es mir noch nicht möglich ist, Sekunde für Sekunde wach zu sein und im Zustand der Barmherzigkeit zu leben. Ich muss mich noch mehr anstrengen.

Meine Kultivierung geht weiter. Ich hoffe, dass meine Erfahrungen für andere nützlich sind und würde es schätzen, wenn mir falsche Dinge aufgezeigt werden.

14. Oktober 2001

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