Begebenheit in einer Polizeidienststelle in China (2. Teil)

Einen Tag darauf verhaftete unsere Polizeidienststelle eine alte Frau. Sie benahm sich von Anfang an anders als andere Falun Gong Anhänger. Normalerweise schauen diese sich zuerst um, wenn sie in unsere Dienststelle eintreten. Aber diese alte Frau betrat ganz entspannt und locker unsere Dienststelle, ohne den Kopf zu heben, so als ob sie nach Hause gekommen wäre. Als mein Kollege Mo wie sonst zu prügeln anfangen wollte, hatte die Frau ihn einmal kurz angeschaut, und seine festen geballten Fäusten waren locker geworden. Da Mo die Hand zum Schlagen nicht gehoben hatte, wurden die Beschimpfungen, die dem Kollegen Wang normalerweise Spaß machten, von ihm auch nicht ausgestoßen. Im Gegenteil spielte Frau Qin dieses Mal die Hauptrolle, indem sie das Verhör durchführte.

Am nächsten Tag waren alle Kollegen zufällig nicht da. Ich war deshalb alleine mit der festgenommenen Frau. Sie wollte mit mir reden. Ohne nachzudenken, hatte ich es einfach erlaubt, was ich auch komisch fand. An einem Tisch nahmen wir gemeinsam Platz. Zuerst sah sie mich eine Weile an. Ich fühlte mich, als ob sie mich bis in meine inneren Organe durchschaut hätte. Danach fragte sie, ob ich „Zhuan Falun“ gelesen habe. Ich wusste nicht, wie ich antworten sollte. Deshalb schwieg ich. Also erzählte sie mir von dem Buch. Manches hatte ich im Geheimen gelesen. Ihr klarer und weicher Ton besaß wirklich eine Durchschlagskraft, so dass jedes Wort mich traf. Langsam senkte ich meinen Kopf nach unten. Ich traute mich nicht, in ihre Augen zu sehen. Denn sie hatte ein Paar helle Augen und machte eine aufrichtige, würdevolle und gütige Miene, die die Falun Gong-Praktizierenden etwa als Kraft der Barmherzigkeit bezeichnen würden. Ich glaube, das war der Grund dafür, dass Mo seine Fäusten gelockert hatte. Alle Fäuste, egal von wem, mussten in diesem Augenblick locker werden. Ich hörte gut zu und zweifelte nicht an dem, was sie redete. Außerdem hatte ich ein schwer zu beschreibendes Gefühl, denn sie machte sich aufrichtige große Sorgen um mich und war voller Fürsorge. Zum Schluss verstand ich nichts mehr von dem, was sie redete. Ich merkte nur, dass ihre Rede wie ein klarer und warmer Strom direkt in mein Herz floss. Plötzlich konnte ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Ihre Rede imponierte mir so sehr, dass ich total erschüttert war.

Am gleichen Tag, wusch ich mir zuerst die Hände, als ich wieder Zuhause war. Anschließend holte ich das Buch heraus. Ohne eine Pause zu machen, hatte ich Duzende von Seiten gelesen. Dieses Mal war das Buch leicht zu verstehen, weil ich ohne Zweifel und Vorurteil das Buch gelesen habe.

Die alte Dame wurde bei uns Tage lang eingesperrt und dann wieder nach Hause zurückgeschickt. Während dieser Zeit hatte sie immer die Möglichkeit, mir von ihren Erfahrungen von der Kultivierung zu erzählen. Vom 2. Tag an rief sie mich herzlich „Sohn“. Ich empfand keine Abscheu ihr gegenüber. Im Gegenteil, ich freute mich von Herzen darüber, und sagte sogar zu mir selbst: „Es wäre schön, wenn sie wirklich meine Mutter wäre.“ Jedes Mal, wenn sie mir von Falun Gong erzählte, erlebte ich wie schon beim ersten Gespräch ein angenehmes Gefühl. Mein ganzer Körper durchfloss ein herzlicher und warmer Strom. Einmal hatte sie mir nett und doch ernst gesagt: „Man darf nicht nur an sich selbst denken, sondern muss Rücksicht auf andere nehmen. Nur dann fühlt man sich wohl, und die anderen freuen sich ebenfalls darüber. Ein egoistischer Mensch erlebt kein Glück. Denk nicht, dass du während der Festtage Überstunden machen musst, anstatt daheim mit deinen Familienangehörigen zusammen zu sein. Du empfindest Abscheu den Falun Gong-Praktizierenden gegenüber und bist der Meinung, dass sie dein glückliches Leben durcheinander gemacht haben. Stell dir vor, wir wollen uns nur in aller Ruhe kultivieren, indem wir Bücher lesen und unsere Übungen machen. Deswegen werden wir schwer gefoltert, und können nicht zuhause bleiben. Manche Familien wurden auseinandergerissen. Obwohl sie missbehandelt, eingesperrt, in ein Umerziehungsheim eingewiesen wurden, ohne das in Verfahren gerichtliche Urteile gefällt worden sind oder obwohl viele bis zum Tode geschlagen werden, hegen sie trotzdem keinen Hass auf euch. Wie kannst du denn Hass gegen sie hegen?“ In diesem Moment konnte ich mich vor Scham nirgendwo verstecken. Es hatte einige Zeit gedauert, bis ich meinen Kopf wieder gehoben hatte.

Als die alte Frau fortgeschickt wurde, war ich gerade nicht im Dienst. Die erste Zeit war ich unheimlich traurig. Ich dachte sogar: Am besten, würde sie jedes Mal verhaftet, wenn sie wieder wegen einer Petition nach Peking fährt. Jedes Mal sollte sie zu uns geschickt werden. Aber gleichzeitig fand ich, dass es nicht gut wäre. Wenn sie tatsächlich festgenommen würde, würde sie nicht unbedingt bei uns eingesperrt werden. Andere herzlose Polizisten können sie misshandeln. Wie egoistisch war ich! Ich habe den ersten „Flecken“ in meinen Gedanken selbst gefunden.

Seitdem beschäftige ich mich in der Freizeit im Geheimen sehr mit dem Lesen von „Zhuan Falun“. Das Buch hatte ich schnell durchgelesen. Zu dieser Zeit hatte ich immer einen Gedanken, wie konnte ich Frau Qin davon erzählen, wie könnte ich sie überreden, das Buch zu lesen. Ich machte mir vor allem darüber Gedanken, dass sie unseren Chef, Herrn Dong, informieren würde. Das wäre gefährlich. Später, ich weiß auch nicht mehr, wie lange es dauerte, hatte ich davor keine Angst mehr. Ich denke, es sind mehr als 200 Praktizierende ums Leben gekommen. Bis zu ihrem Tod gaben sie die Kultivierung nicht auf. Warum habe ich keinen Mut, so etwas Gutes zu machen?

Eines Tages überwachte Frau Qin gerade die Webseite von Falun Gong. Es war niemand da. Ich trat mutig ins Zimmer. „Frau Qin, seit langem will ich mit dir reden:“ „Meinst du, ich soll auch ‚Zhuan Falun&#039 lesen. Stimmt das?“ Sie unterbrach einfach meine Rede. „Weißt du schon, dass ich das Buch gelesen habe?“ Ich war erschrocken, und auch überrascht. „Aber freilich, du hast nicht nur im Geheimen gelesen, sondern das Buch mit nach Hause genommen.“ Sie lächelte mit einer Zufriedenheit, die sie sonst nie gezeigt hatte. „Ist es möglich, dass der Chef auch Kenntnis hat?“ Ich machte mir wirklich darüber Gedanken. Meine Stimme zitterte ein Bisschen. „Ich glaube schon. Aber ich finde, er erzählt bestimmt nichts weiter.“ Da sie wusste, dass ich eine Memme war, deshalb wollte sie mich gleich beruhigen.

„Willst du das Buch nicht mal lesen?“ Ich möchte die Gelegenheit nicht verstreichen lassen und gab meiner Hoffnung Ausdruck, dass es mehr Leute geben würde, die sich für das Buch interessieren. „Woher willst du wissen, dass ich es nicht gelesen habe?“ Sie sah wieder zufrieden und vergnügt aus.

Ich war vor Freude außer mir. Als ich fragen wollte, ab wann sie damit angefangen hatte, hörten wir, dass Herr Dong draußen vor der Tür hustete. Es war besonders laut. Wir machten sofort Schluss mit dem Gespräch und machten so, als ob wir beim Lesen einer Webseite wären.

Kaum war der Chef da, fragte er: „Gibt es etwas Besonderes?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, sagte er: „Ihr braucht nichts zu sagen, ich weiß alles! Alles, was auf den Falun Gong-Internetseiten steht, begreife ich zwar nicht, aber was sie meinen: Gutes mit Gutem zu vergelten und Böses mit Bösem, das glaube ich aufs Wort.“ Als er merkte, dass wir nicht antworten wollten, setzte er seine Rede fort: „Also, ihr habt euere Arbeite prima gemacht. Die Leitung weiß Bescheid.“ Ohne eine Antwort abzuwarten ging er wieder fort, während er mit sich selbst sprach. Die letzten Worte waren noch zu hören, „Wenn die Zeit kommt, wird alles vergolten.“ Wir waren zuerst ahnungslos, dann hielten wir schnell die Hand vor den Mund zu und lachten.

Später, als ich meine Kollegin Qin fragte, woher sie gewusst hatte, dass ich „Zhuan Falun“ gelesen habe? antwortete sie nicht direkt darauf: „Können die Leute, die das Buch gelesen haben, so etwas nicht erkennen?“ Von da an ist unsere kleine „Viererbande“ in zwei, manches Mal in drei Gruppen geteilt. Jeder hat einen eigenen Weg genommen, ohne darüber zu sprechen.

Heute kann ich mich daran noch frisch erinnern. Es war ein schöner, herrlicher Vormittag. Frau Qin kam still zu mir und gab mir durch ein Nicken ein Zeichen. Ich folgte ihr hinterher, bis an den Computer, dann sagte sie zu mir: „Vielleicht willst du es mal lesen.“ Es war ein Artikel von Minghui. Mit großer Neugier begann ich zu lesen. Ich war noch nicht fertig mit dem Lesen, da war ich schon aufgeregt und fing an zu zittern. Den Artikel hatte die alte Frau geschrieben. Eigentlich war sie eine sehr gute Praktizierende und besaß viele Kultivierungsenergien und -funktionen. Als sie zu uns gebracht wurde, erkannte sie sofort, dass ich einmal ein Sohn von ihr während des Reinkarnationskreislaufes gewesen war. Deshalb nannte sie mich „Sohn“. Sie nützte die Zeit als eine gute Chance, um mir Falun Dafa zu erklären. Jetzt ist klar, warum ich damals so viele komische unbeschriebene Gefühle hatte. Ich war so tief berührt, dass mir die Tränen auf einmal aus den Augen strömten.

Plötzlich erinnerte ich mich daran, dass ich im Dienst war. Ich drehte mich um und sah, dass Frau Qin in der Tür stand, und eine Hand an den Türrahmen stützte, während sie sich mit Wang unterhielt. Es was klar, sie hatte mit Absicht den Zugang zum Zimmer versperrt, damit ich nicht gestört wurde. Ich wischte mir schnell die Tränen ab und tat mein Möglichstes, um mich zu beruhigen, dann ging ich in aller Ruhe aus dem Zimmer. Ohne den anderen Bescheid zu sagen, war ich in aller Eile nach Hause gegangen.

Ich holte schnell das Buch heraus und schlug die erste Seite auf. Ich sah mir das Bild des Verfassers genau an. Er lächelte mit erwartungsvollem Blick, nicht zuletzt voller Ermunterung aber auch vorwurfsvoll. Mit beiden Händen nahm ich das Buch. Wie von selbst warf ich mich auf die Knie vor dem gütigen Gesicht. Das war das erste Mal in meinem Leben, dass ich auf die Knie fiel und zwar vor einem Bild von einem Mann, den ich noch nie gesehen habe. Ich wusste nicht, was ich sagen und wie ich ihn benennen sollte. Es war mir sogar nicht klar, ob ich qualifiziert bin, ihn einmal „Meister“ zu rufen. Aber in meinem Herzen war ich voll von Dankbarkeiten.

02.07.2001

Übersetzt aus: http://www.minghui.org/mh/articles/2001/7/2/12753.html

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