Der Glaube an Meister

Im letzten Jahr gab es für mich viele Kultivierungsmomente, die tiefe Eigensinne bei mir aufgeschlossen haben. Diese Eigensinne waren Neid, Geltungssucht, Erotik und der Eigensinn auf Essen. Wobei ich erkannt habe, dass die Geltungssucht ein Handlager des Neides ist. Und der Eigensinn auf Essen ist ein Freund der Erotik. Weiters erkannte ich, dass meine Unfähigkeit, aushalten zu können, in gewissen Bereichen eine direkte Manifestation des mangelnden Glaubens an den Meister widerspiegelt. Der Prozess der Kultivierung ging in diesem Jahr Hand in Hand mit unterschiedlichen Erkenntnissen. Ganz zu Beginn stand ein Traum.

In diesem Traum befand ich mich in meinem Haus, das auf einem freien Gelände mit einigen Bäumen davor stand. Ich ging aus dem Haus auf die Wiese hinaus. Als ich draußen stand, sah ich zum Himmel hoch und was ich da sah, erschütterte und beeindruckte mich zutiefst. Wunderschöne, riesige Wolkentürme – Schicht um Schicht erhoben sie sich vor mir. Sie schauten aus wie Himmelsschlösser. Als ich genauer hinsah, erkannte ich, dass es gar keine Wolken waren, sondern wirklich wunderschöne Schlösser und Burgen. Plötzlich erhob ich mich und flog zu ihnen empor.

Als ich oben angekommen war, drehte ich mich um und sah runter. Ich sah rechts neben meinem Haus zwei riesige Buddhas in Doppellotus und Jieyin-Position sitzen. Sie sahen wunderschön aus. Ihre Augen waren geschlossen und sie lächelten. Ein ganz warmes Gefühl breitete sich in meinem Herzen aus, mit menschlichen Worten nicht auszudrücken. Mein Blick schweifte weiter zu meinem Haus und dann sah ich links neben dem Haus einen schwarzen Hund, der so groß wie mein Haus war. Er war mit einer silbernen Kette an einen Pflock gebunden. Er saß da und fletschte seine Zähne, viele weiße spitze Zähne. Dann wachte ich auf. Ich verstand, dass mir der Meister sagen wollte, dass er da ist und mich beschützt. Den Hund empfand ich als Symbol der Angst, die mich vermeintlich vor Leid und Verletzungen schützte. Ich erkannte auch, dass dieser Hund oder diese Angst eigentlich nicht mich beschützte, sondern die Eigensinne, die ich noch nicht losgelassen hatte. Aber da ich sie nicht losließ, hatte der Hund oder die Angst seine Existenzberechtigung.

Den Traum empfand ich als warmen, tröstenden Stockschlag, der mir sagte, dass ich endlich alle Eigensinne loslassen sollte, sonst wäre alles umsonst. Ich musste mich kultivieren, sonst kann der Meister nur da sitzen … Ja, das wollte ich in die Tat umsetzen. Bei Konflikten bedingungslos nach Innen schauen und zu einem selbstlosen Menschen werden, die 3 Dinge tun.

Geltungssucht und Neid

Es war gerade nach dem Vertragsabschluss für Shen Yun 2015. Es gab einige Materialien für das Shen Yun-Team vorzubereiten. Darunter auch die Kooperationsleistungen für mögliche Gegengeschäfte. Gemeinsam mit anderen Koordinatoren legten wir die Inhalte für die Kooperationsleistungen fest: Das fertige Dokument sandte ich an die Mitpraktizierenden aus.

Es gab viele Anregungen und Verbesserungsvorschläge. In den meisten Fällen fand ich, dass die Vorschläge wirklich zu Verbesserungen führten und bedauerte, dass ich in diesem Prozess die Anderen nicht schon im Vorhinein mehr eingebunden hatte. Ich setzte die Feedbacks also um und sandte das Dokument neu aus. Anstatt einem „Super Rosi, hast du toll gemacht“ bekam ich neue Vorschläge, was man noch verbessern könnte. Dieses Hin und Her nahm kein Ende – fast über 2 Wochen lang! Schön langsam wurde mein Herz unruhig und Beschwerden kamen in mir auf …warum konnten die Mitpraktizierenden nicht so sein, wie der Meister im Zhuan Falun, Lektion 4 die „Die Xinxing erhöhen“ erklärt:

„Nachdem diese Mitarbeiter euren Falun Dafa gelernt haben, kommen sie früh und gehen spät, sie arbeiten gewissenhaft und fleißig; wenn die Leitung die Arbeit an sie verteilt, sind sie gar nicht wählerisch, sie kämpfen auch nicht mehr um eigene Vorteile.“

Bei dem Wort „wählerisch“ bimmelte plötzlich eine Glocke in meinem Kopf! „Bin ich denn wählerisch bei den Mitkultivierenden?“ Ohje … Wie konnte ich erwarten, dass die Mitpraktizierenden bedingungslos kooperieren, wenn ich das selbst nicht konnte? Ich erkannte, dass diese Situation gar nicht zum Ziel hatte, die perfekten Kooperationsleistungen hervorzubringen – sondern meine Mängel bei der bedingungslosen Kooperation aufzuzeigen und zu beseitigen. Nach dieser Erkenntnis änderte ich das Dokument nicht mehr und es kamen auch keine „Beschwerden“ mehr.

Ein weiteres Beispiel, wo ich Neid und Geltungssucht bei mir erkannte, spiegelte sich bei einer Auseinandersetzung mit einem Mitpraktizierenden wider. Dieser Mitpraktizierende vermittelte mir den Anschein, dass er über ein bestimmtes Fachthema besser Bescheid wüsste als ich. Aber anstatt konstruktiv und einfühlsam bei der Sache zu helfen, machte er mir Vorwürfe und hinterließ mir das Gefühl, nichts wert zu sein… Nach einem Tag Ärger über ihn und einem Schlag-zurück-Email kam ich dann aber zur Ruhe und dachte über mich nach.

Warum passierte diese Sache? Wo waren meine Mängel? Was habe ich nicht nach Zhen Shan Ren beurteilt? War ich wie HanXin, der Demütigung auf sich nehmen konnte und es einfach erdulden konnte? Ohje … war ich zum Schluss genauso wie jener Praktizierende? Vermittelte ich ihm vielleicht auch das Gefühl, es besser zu wissen oder ihn nicht zu schätzen? Und ja, tief im Inneren dachte ich, dass er die Sache nicht so vom Fa betrachten würde wie ich und ich schätzte ihn auch generell nicht als Mitkultivierenden. Für mich waren seine Erkenntisse und Aussagen oft sehr oberflächlich und nicht im Fa. Ich wollte gar nicht hören, was er zu sagen hatte. Seine Besserwisserei weckte in mir Abneigung und sogar Ekel. Aber wie konnte ich das auflösen? Ich konnte ihn ja nicht verändern. Ich erkannte, dass es nicht an ihm lag, sondern durch ihn wurde ich auf diese Sachen bei mir aufmerksam. In Wahrheit war es mein Neid und meine Geltungssucht, die störten. Ich brauchte nur mich zu berichtigen, danach konnte ich ihn einfach als das sehen was er ist, ohne Beurteilung. Ich sehe ihn als Schüler von meinem Meister und als Lebewesen, das vom Fa erschaffen wurde und auch als Mitkultivierenden, der wie ich dabei ist, Unreinheiten zu beseitigen und sich dem Fa anzugleichen.

Der Glaube an den Meister

Heuer, kurz nach Shen Yun, kam in meiner Kultivierung ein Punkt, der plötzlich alles aufsprengen sollte. Seit dem Beginn meiner Kultivierung hadere ich mit mir, weilich nicht aushalten kann. In unterschiedlichen Aspekten des Lebens kann ich Leiden nicht aushalten: beim Lotussitz; bei Konflikten, beim Verzicht auf bestimmtes Essen, usw.

In der Antwort des Meisters auf eine Frage bei der Fa-Erklärung in San Francisco 2015, findet man:

„Allerdings haben viele Dafa-Jünger keine starken aufrichtigen Gedanken und haben resigniert. Manchmal finden sie den Eigensinn nicht, wenn sie in der Kultivierung auf Pässe stoßen, die sie nicht überwinden können. Der Grund liegt darin, dass sie manche sehr kleine Dinge nicht ernst nehmen. In Wirklichkeit ist es so, dass es nicht funktioniert, wenn man bei den kleinen Dingen den Maßstab nicht erreicht, egal wie klein sie sind. Wenn es länger dauert, taucht ein passiver Zustand auf, und die verdorbenen Dinge verstärken diese Passivität. Der Grund liegt darin, dass sie manche sehr kleine Dinge nicht ernst nehmen. In Wirklichkeit ist es so, dass es nicht funktioniert, wenn man bei den kleinen Dingen den Maßstab nicht erreicht, egal wie klein sie sind.“

Ich beschloss also nach dieser Fa-Erklärung, mich genau zu prüfen, auf meine Eigensinne und diese kleinen Dinge zielend. Mein Essverhalten empfand ich als eine kleine Sache, die aber durch das Nichtbeseitigen des Eigensinns im Laufe der Jahre immer größer und größer wurde. Ich war auch längere Zeit in diesem Bereich passiv geworden, weil ich eben die Wurzel nicht finden konnte. Es geht auch nicht darum, oberflächlich schlank zu werden – das habe ich im Laufe meines Lebens schon einige Male gemacht. Aber es war immer nur ein Verlagern des Eigensinns. Jetzt war es an der Zeit, gründlich aufzuräumen, den Eigensinn zu entwurzeln.

Ich höre oft den Kurs des Meisters in Guangzhou. Darin gibt es eine Stelle, die für mich immer irgendwie ein Rätsel war. Der Meister sagt darin – nur sinngemäß – “Du hast den Gedanken, du willst jetzt essen. Das ist der Eigensinn am Essen.“

Ich konnte dieses FA nicht gut verstehen, ich dachte immer wieder: „Naja, es ist lebenswichtig zu essen. Wie kann der grundlegende Gedanke an Essen für einen Menschen Eigensinn sein? Ohne Essen stirbt man doch.“ Dann hat es in meinem Kopf gebimmelt! Halt, ich bin doch gar kein gewöhnlicher Mensch. Erklärt uns der Meister nicht im Abschnitt „Bigu“ im Zhuan Falun, dass es auch Kultivierungswege gibt, die ohne Essen und Trinken auskommen? Ich habe verstanden, dass mir der Meister damit zeigen wollte, dass ich mich nicht länger als gewöhnlichen Menschen betrachten sollte. Spricht nicht der Meister auch davon, dass Hunger ein Gefühl ist? Sollen wir nicht die Gefühle leicht nehmen, bis wir sie loslassen können? Worin besteht noch der Unterschied zwischen dem Leiden aus Hunger und dem Leiden aus Schmerzen beim Lotussitz? Es gibt keinen. Ich machte ein Gedankenspiel, was wäre, wenn der Meister zu mir jetzt sagen würde, dass ich nichts mehr essen darf, um zur Vollendung zu kommen. Wäre ich dazu bereit? Als ich es mir vorstellte, bekam ich Angst! Der Hund war schon wieder da.

War diese Angst nicht ein Zeichen dafür, dass mein Vertrauen und mein Glaube an den Meister zu schwach war? Stimmt, es war ja nicht meine Angst. Sondern der Hund wars, der den Eigensinn auf Essen beschützte. Als ich die Angst losließ, konnte ich tiefer blicken und sah mein Herz. In meinem Herzen gab es das Vertrauen in den Meister, sodass ich auf das Essen verzichten würde, wenn der Meister es von mir verlangen würde. Ich glaube an das Fa vom Meister. Ich glaube an den Meister. Nach dieser Erkenntnis musste ich viel weinen, ich war beschämt über mich. Ich empfand es aber auch als zutiefst befreiend und dankte dem Meister.

Das Essen kann ich jetzt viel leichter nehmen, weil ich tief im Inneren verstanden habe, dass ich es als Dafa-Kultivierende nicht brauche. Aber was ich brauche, was für mich als Dafa-Jünger Nahrung bedeutet, sind die 3 Dinge, die der Meister uns tun lässt.

Der Glaube an den Meister, den ich jetzt gefunden habe, sprengt auch die anderen Eigensinne, wie Geltungssucht und Neid weg. Die Fähigkeit, Unmögliches möglich werden zu lassen, hängt nur vom Glauben an den Meister ab. So lange habe ich versucht es selbst zu schaffen, dabei ist des er Meister, der alles schafft. Jetzt weiß ich, dass ich bei aufkommenden Zweifeln meinen Glauben an den Meister stärken muss, dann bin ich wieder zuversichtlich. Zum Abschluss möchte ich das Gedicht „Mensch sein“ aus Hongyin 1 vorlesen:

Mensch sein
Ruhmes wegen, das ganze Leben zürnen,
Profites wegen, Verwandte nicht kennen;
Gefühlen wegen, Verdruss suchen,
Mühsam kämpfend gegeneinander Karma erzeugen, lebenslang.
Nicht nach Ruhm streben, sorgenfrei und gemächlich,
Nicht auf Profit achten, Gutherzige und Gerechte;
Von Gefühlen nicht berührt, Herz rein, Begierde wenig,
Sich veredeln, De sammeln lebenslang.

13.07.1986

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