Hamburger Morgenpost: Chinesen haben meine Mutter eingekerkert!

Wo ist meine Mutter? Wie geht es ihr? Ist sie überhaupt noch am Leben? Das fragt sich die in Hamburg lebende Chinesin Xiaojun Ye seit zwei Monaten. So lange ist es her, dass ihre Mutter Julan Ye (67) in Shanghai verhaftet und ins Gefängnis geworfen wurde, weil sie eine „Falun Gong“-Anhängerin ist. Die Tochter bangt um das Leben der Mutter, fürchtet, dass die Rentnerin getötet und ihre Organe entnommen werden.

 

Xiaojun Ye (40) hält zusammen mit ihrem Mann Yake Zhou (45) ein Familienfoto in der Hand. Es zeigt ihre Mutter Julan Ye und deren Mann bei einem Besuch in Hamburg mit Xiaojun Yes Sohn (4). Foto: Florian Quandt

Mit ernstem Blick sitzen Xiaojun Ye (40) und ihr Mann Yake Zhou (45) auf dem Sofa ihrer Wohnung in Barmbek. Auch das Ehepaar gehört der in China verbotenen Organisation Falun Gong an. „Wir sind keine Religionsgemeinschaft, keine Sekte. Das ist alles Propaganda. Falun Gong ist eine friedliche Meditationsmethode“, sagt Yake Zhou.

Eine Methode, die seiner kranken Schwiegermutter Julan Ye geholfen hat. Seit einem Arbeitsunfall in den 80er Jahren leidet die inzwischen pensionierte Ingenieurin an starken Gelenkschmerzen. Hinzu kommen Herzprobleme. Julan Ye besuchte mehrere Ärzte, probierte es mit Traditioneller Chinesischer Medizin, mit Akupunktur, mit Qi Gong. Nichts half.

Erst mit den Falun-Gong-Übungen wurde es besser. Aus Dankbarkeit machte Ye Werbung für die Organisation und verteilte Flugblätter. „Doch am 9. Dezember kamen fünf Polizisten in die Wohnung meiner Eltern und nahmen meine Mutter mit“, sagt Xiaojun Ye leise. „Mein Vater durfte sie bisher nicht sehen. Wir haben Angst um ihr Leben.“

Xiaojun Ye befürchtet, ihre Mutter könnte gefoltert werden. Und sie befürchtet, die Rentnerin könnte getötet werden, um ihr die Organe zu entnehmen!

Tatsächlich ist bekannt, dass in China Organe Hingerichteter entnommen und für Transplantationen verwendet werden. Das Gesundheitsministerium des Landes hat das 2009 bestätigt. Die Organisation Falun Gong wirft der Regierung vor, dass speziell ihre Mitglieder Opfer von Organraub werden.

„Fast jede Woche kommen Falun-Gong-Mitglieder in chinesischen Gefängnissen um“, sagt Yake Zhou. „Verdächtig ist, dass den Angehörigen immer nur kleine Boxen mit der Asche überreicht werden.“

Verdächtig sei auch, dass es in China einen großen Markt für Transplantationsorgane gebe. Die Wartezeiten für ein Organ betrügen oft nur zwei Wochen, in Europa viele Jahre. Wo kommen all diese Organe her? Nur von den Hingerichteten und von freiwilligen Spendern, wie die Regierung behauptet?

Endgültige Klarheit gibt es darüber nicht. Menschenrechtsanwälte unterstützen die Befürchtungen der Falun Gong. Amnesty International hat Zweifel.

Yake Zhou und seine Frau haben sich an die Hamburger Politik gewandt. Grünen-Chefin Katharina Fegebank hat Hamburger Morgenpost – Chinesen haben meine Mutter eingekerkert! http://www.mopo.de/nachrichten/dramatischer-hilferuf-aus-barmbek-ch… bereits an die Botschaft und an Amnesty International geschrieben. Auch der Bürgermeister will sich der Sache annehmen. Zhou: „Shanghai ist Hamburgs Partnerstadt. Sie müssen uns helfen!“

http://www.mopo.de/nachrichten/dramatischer-hilferuf-aus-barmbek-chinesen-haben–meine-mutter- eingekerkert-,5067140,29808384.html

Artikel erschienen am 11. Februar 2015.

Mit freundlicher Genehmigung der Hamburger Morgenpost

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