Geschichten aus alter Zeit: Begierde und Lust bringen Schaden – der Versuchung widerstehen, dagegen bringt Belohnung (Teil 1)

Im alten China wurde Begierde als ein großes Laster und als die größte Sünde betrachtet, weil eine sexuelle Beziehung zwischen einem unverheirateten Mann und einer Frau eine Verletzung des himmlischen Gebots und der menschlichen Moral darstellt. Bei einer ledigen Frau zerstört sie ihre Reinheit und das Ansehen ihrer Eltern. Bei einer verheirateten Frau bringt es auch Demütigung der Familie ihres Ehemannes. Bei einem Mann führt es zu Verlust von Ansehen, Segen, Lebensdauer und bringt seiner Familie Unglück.

Ein junger Mann, der in seiner Jugendzeit während der Qing Dynastie in der Gegend von Fujian lebte, war mit einem Mädchen aus einer reichen Familie verlobt. Sein Vater war bescheiden und gütig, hatte aber keinerlei Ersparnisse, als er starb. Der junge Mann musste für seine Hochzeit Geld ausleihen.

Vor seiner Hochzeit hatte der junge Mann einen Traum. In seinem Traum befand er sich in einer anderen Welt und sah eine Gruppe von Damen in einem wunderschönen Haus eine Robe sticken. Er fragte, für wen die Robe vorgesehen sei. Sie sagten, sie sei für den Spitzengelehrten bei einem Landesexamen. Der junge Mann entdeckte, dass sein Name auf die Robe gestickt wurde und er fühlte sich sehr stolz.

Die Familie der Verlobten des jungen Mannes empfand Abneigung gegen seine Armut, was letztlich dazu führte, dass sie anstelle ihrer Tochter ihr Dienstmädchen zu seiner Hochzeit schickten, ohne ihm dies zu sagen. Der junge Mann wusste von nichts, bis schließlich eines Tages einige Leute über ihn lachten. Er befragte seine Frau und erhielt die Bestätigung, dass sie das Dienstmädchen der reichen Familie war. Der junge Mann fühlte sich gedemütigt und wütend. Er fasste den Entschluss, sich nochmals zu verheiraten, wenn er Spitzenschüler beim Landesexamen reich sein würde.

Eines Nachts hatte er einen anderen Traum, in welchem er eine andere Welt besuchte. Dieses Mal sahen die Damen in dem wunderschönen Haus frostig aus und die Worte, die sie in eine Robe stickten, waren verschwommen. Er fragte sie nach dem Grund dafür. Die Damen sagten zu ihm, dass die Gottheiten im Himmel es für eine andere Person arrangiert hätten, die Spitzenplatzierung zu bekommen, weil der ursprüngliche Spitzenkandidat kürzlich daran gedacht hatte, sich von seiner Frau zu trennen.

Der junge Mann wachte auf und bereute es, solch einen lieblosen und unmoralischen Gedanken gehabt zu haben. Er gelobte, seiner Frau für den Rest seines Lebens treu ergeben zu sein. Schließlich wurde er beim Landesexamen als Spitzenschüler eingestuft.

Li Deng, ein Mann, der in der Qing Dynastie lebte, hatte beim Regionalexamen die Spitzeneinstufung bekommen, als er 18 war. In den folgenden 15 Jahren erreichte er bei anderen Examen keinerlei Klassifizierungen mehr. Er war verwundert und bat einen Wahrsager namens Ye Jing, die Gründe dafür herauszufinden. Ye Jing trat durch Meditation in eine himmlische Ebene ein und sah einen Beamten mit einem Buch, in welchem die lebenslangen Segnungen und Strafen von Li Deng aufgezeichnet waren.

In dem Buch stand Folgendes geschrieben: „Als Li Deng geboren wurde, gaben ihm Gottheiten ein Jadesiegel. Der Plan war, dass er beim Regionalexamen im Alter von 18 den ersten Platz erreicht; im Alter von 19 Jahren, den ersten Platz beim Landesexamen und im Alter von 53 zum Premierminister befördert wird. Nachdem er jedoch beim Regionalexamen den ersten Platz erreichte, warf er seine Augen voller Wünsche auf die Tochter seines Nachbarn, Zhang Yanniang. Um Yanniang zu bekommen, verleumdete Li Deng ihren Vater, was dazu führte, dass ihr Vater fälschlicherweise ins Gefängnis geworfen wurde.

Dadurch reduzierten und verschoben die Gottheiten die nächsten Segnungen von Li Deng um zehn Jahre. Später nahm Li Deng das Haus seines Bruders in Besitz, was einen Streitprozess auslöste. Seine vorgesehene Platzierung wurde wieder abgesenkt und um weitere zehn Jahre verschoben. Später vergewaltigte Li Deng eine Frau, Zheng, und verleumdete ihren Ehemann. Seine Platzierung wurde wieder abgesenkt und um weitere zehn Jahre verschoben. Ohne irgendwelche Gewissensbisse beging er Ehebruch mit der Frau eines Nachbarn, Wang Qingniang. Seine Segnungen wurden wegen seiner wiederholten Freveltaten völlig weggenommen.“

Nachdem der Wahrsager ihm erzählt hatte, was er während seiner Meditation gesehen hatte, bereute Li zutiefst sein Verhalten und starb schließlich aus Schwermut.
(Wird fortgesetzt)

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