Geschichten aus dem alten China: Tausende Pferde galoppieren vorwärts

Ling Mengchu (1580 – 1644 n. Chr.) war ein namhafter Schriftsteller in der Ming Dynastie (1368 – 1644 n. Chr.). Er ist für seine Sammlungen von Kurzgeschichten bestens bekannt, welche im 17. Jahrhundert detaillierte Moralstudien waren.

In seiner Sammlung „Vor Staunen auf den Tisch schlagen“ (1), benutzte Ling den Satz „Tausende Pferde galoppieren vorwärts“, um in einer Geschichte über Guo Qilang, den Klang eines schweren Sturmes zu beschreiben.

In der Geschichte erbte Guo Qilang das Vermögen seines Vaters, der Großkaufmann war. Guo verdiente als Verleiher durch hohe Zinssätze sogar noch mehr Geld. Weil er dafür bekannt war, die Schwierigkeiten anderer Menschen auszunutzen, hatte er nur wenige Freunde.

Einmal erfuhr er, dass Zhang, einer seiner Klienten, bei Geschäften in der Hauptstadt eine Menge Geld verdiente. Und so suchte er Zhang auf, um das Darlehen zurückzubekommen und die Zinsen einzutreiben. Zhang empfing ihn auf freundliche Weise und zahlte nicht nur das Geld zurück, sondern machte ihn auch mit einer hübschen und charmanten Dirne bekannt.

Während seines Aufenthaltes in der Hauptstadt gab Guo eine Menge Geld für Wein und Frauen aus. Im Nu waren drei Jahre um und das meiste Geld war ausgegeben. Damals gab es Kriege im Land und er wagte nicht, mit dem wenigen Geld, das noch übrig war, nach Hause zu kommen.

Er bestach einen Beamten und kaufte sich in eine Position als Provinzgouverneur von Hengzhou ein. Guo war sehr stolz auf sich selbst, da er nun beides hatte, Geld und Macht.

Auf dem Weg nach Hengzhou hielt er bei seiner Mutter an und überredete sie, mit ihm zu kommen. Sie brachen per Boot nach Hengzhou auf, kamen bei ihrer Fahrt auf dem Yangtse Fluss an mehreren Städten und Gemeinden vorbei.

Eines Abends, als sie auf dem Boot tief und fest schliefen, braute sich ein heftiger Sturm zusammen. Guo wachte wegen eines außergewöhnlichen Geräusches auf. Es klang, als würden im Himmel tausende Pferde vorwärts galoppieren und tausende Soldaten durch die Bäume stampfen. Der schwere Regen und starke Wind ängstigten Guo und seine Begleiter.

Mit einem Male entwurzelte ein Windstoß einige Bäume und ein riesiger Baum stürzte auf das Boot. Guo schaffte es, an Land zu kommen, zog seine Mutter heraus, bevor das Boot unterging. Sein Geld, die Gouverneursbeurkundung, ihr ganzes Gepäck und alle ihre Diener gingen mit dem Boot unter.

Nach dem Sturm wurde die Mutter von Guo sehr schwer krank und starb einige Tage später. Ohne Geld, ohne Nahrung, ohne eine Schlafgelegenheit und ohne Freunde, die ihm halfen, musste Guo als Rudergänger arbeiten, um zu überleben.

Ling Mengchu schrieb diese Geschichte, um zu illustrieren, wie unvorhersehbar Leben sein kann, eine Warnung, dass man nicht zu stolz sein soll, wenn Dinge gut laufen noch zu traurig, wenn sich das Schicksal wendet. Er unternahm auch keinen Versuch, in seinen Geschichten die Wahrheit zu kaschieren und deckte die korrupten Gepflogenheiten in diesen Tagen auf.

Der Satz aus der Geschichte, 萬馬奔騰 (wàn mǎ bēn téng), wurde später von Schriftstellern in der Qing Dynastie in ihren Werken benutzt, um die Stärke und die Wucht von Soldaten oder anderen großartigen Szenen zu beschreiben. Es ist nun eine chinesische Redewendung mit einer ähnlichen Bedeutung, wie der englische Spruch „Unter Volldampf voraus“.

Anmerkung:
„Vor Staunen auf den Tisch schlagen“, zusammengestellt im Jahre 1628 n. Chr., ist eine Sammlung von Kurzgeschichten, die das Leben der damaligen Zeit lebendig beschreiben. Die Sammlung ist in zwei Sektionen mit je etwa 40 Geschichten aufgegliedert.

Artikel veröffentlicht in The Epoch Times: http://www.theepochtimes.com

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